Nordamerika - Bevölkerungsdichte/Wanderungen

Amerika - USA - Bevölkerung
978-3-14-100800-5 | Seite 210 | Abb. 3| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 32 Einwohnern pro Quadratkilometer sind die Vereinigten Staaten deutlich dünner besiedelt als viele Staaten Europas (zum Vergleich: Deutschland 226 E./km2; Polen 123 E./km2; Frankreich 98 E./km2; Spanien 92 E./km 2) bzw. China (143 E./km2) oder Indien (368 E./km2).

Innerhalb der USA existieren beträchtliche Gegensätze. Die am dichtesten besiedelten Regionen liegen im Osten und an der Pazifikküste. Dazwischen befinden sich ausgedehnte Gebiete im Bereich der Great Plains, der Rocky Mountains und der intramontanen Becken zwischen den Rocky Mountains und der Küstenkette, die nur sehr dünn besiedelt sind. Ausnahmen bilden dort lediglich einige große Städte wie Denver und Salt Lake City.

Entsprechend verteilt sind auch die Agglomerationen. Sie konzentrieren sich im Nordosten des Landes. Im Jahr 2013 lebten 83 Prozent der Amerikaner in Städten (262 Mio.), davon 44 Prozent allein in den zwölf größten Metropolitan Areas (der Bevölkerungszahl nach geordnet: New York, Greater Los Angeles, Chicago, Washington, Greater San Francisco Bay, Boston, Philadelphia, Dallas-Fort Worth, Miami, Houston, Atlanta, Detroit). Innerhalb der Metropolitan Areas lebt der größte Teil der Bevölkerung im suburbanen Raum. Insbesondere im Nordosten sind die Städte zu geschlossenen Siedlungsbändern zusammengewachsen.

In Kanada liegen die Bevölkerungsschwerpunkte im Süden: entlang des St. Lorenz-Stroms, im Bereich der Great Plains und inselhaft an der Westküste.

Alte und neue Wanderungsströme

Seit ihrer Gründung im Jahre 1776 gelten die USA als ein Land, das durch die außergewöhnliche Mobilität seiner Bewohner geprägt wird. Der „Zug nach Westen“ während des 19. Jahrhunderts gehört zu den großen Erzählungen, die identitätsstiftend für die amerikanische Nation gewirkt haben. Bis in die Gegenwart hinein haben großräumige Binnenwanderungen zu beträchtlichen Verschiebungen in den Bevölkerungszahlen zwischen den Staaten und Regionen geführt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verzeichneten die industriell geprägten Regionen des Nordostens und des Mittleren Westens, der Manufacturing Belt, das stärkste Bevölkerungswachstum. Einen entscheidenden Beitrag hierzu lieferte die Wanderung der afroamerikanischen Bevölkerung aus dem agrarischen Süden in die Industriestädte des Nordens, die als „Great Migration“ in die Geschichte der USA eingegangen ist.

In den vergangenen Jahrzehnten aber hat sich eine deutliche Trendwende vollzogen, da sich nun die Zunahme der Bevölkerung in erster Linie auf den Westen und den Süden der USA konzentriert. Die Bevölkerungsgewinne im Westen, vor allem in Kalifornien, werden in jüngster Zeit durch Einwanderungen aus dem Ausland und durch Binnenwanderung gespeist. Ziel der Binnenwanderung sind vor allem die Städte bzw. deren suburbanes Umland; dies spiegelt sich in den teilweise hohen Wachstumsraten der Bevölkerung der Agglomerationen im Westen wieder (s. Karte).

Im Unterschied dazu ist das Wachstum des Südens in erster Linie auf die massiven Wanderungsüberschüsse gegenüber den übrigen Großregionen zurückzuführen. Im Sunbelt weisen fast alle Agglomerationen hohe bis sehr hohe Wachstumsraten der Bevölkerung auf. Im Gegensatz dazu weisen die Agglomerationen im Nordosten zwischen 2000 und 2012 nur noch eine moderate Zunahme auf; Detroit, Pittsburgh, Cleveland und Buffalo sind die einzigen großen Metropolitan Areas der USA, die in diesem Zeitraum sogar Einwohnerverluste hinnehmen mussten.

Die Gründe für den Aufstieg des Südens sind vielfältig. Neben einer generellen Verbesserung der Lebensbedingungen, dem Abbau der Benachteiligung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Bevölkerungsgruppe und dem milden Klima spielten die günstigen Bedingungen für die Ansiedlung von wachstumsstarken Industrien eine große Rolle. Demgegenüber waren vor allem im Bereich der Großen Seen die Krisen traditioneller Industrien, der wirtschaftliche Strukturwandel, der Verlust von Arbeitsplätzen und die teilweise schwierigen Lebensbedingungen in den großen Metropolen die wichtigsten Ursachen für die Abwanderung. Davon abzugrenzen ist die Ostküste, insbesondere das Städteband Washington – New York – Boston, wo die Entwicklung deutlich positiver ist. Der Nordosten der USA ist daher in Hinblick auf die Wanderungsverhältnisse – ähnlich wie bei der Wirtschaft – kein homogener Raum.

Neben der arbeitsplatzorientierten Wanderung vor allem der afroamerikanischen Bevölkerung lässt sich als Sonderform eine ausgeprägte Wanderung von Rentnern und Pensionären beobachten, die vom Nordosten mit seinem rauen Klima in den milden Süden ziehen.

Schlagworte