Niederschläge im Juli (Nordsommer / Südwinter)

Erde - Erde - Klima
978-3-14-100770-1 | Seite 14 | Abb. 3| Maßstab 1 : 180000000

Informationen

Die Karten 3 und 4 zeigen neben Intensität und zeitlicher Differenzierung der Niederschläge auch die drei Hauptwindsysteme der atmosphärischen Zirkulation, mit denen wesentliche Elemente der Klimagenese räumlich dargestellt sind.
Steht die Sonne am 21. Juni am nördlichen Wendekreis im Zenit (Nordsommer), verschiebt sich – mit gewisser zeitlicher Verzögerung – die nördliche ITC nach Norden. Uber ausgedehnten Festländern ist diese Auslenkung wegen der starken Aufheizung am stärksten, über den Ozeanen wegen deren thermisch ausgleichender Wirkung am geringsten.
Auf der Südhalbkugel ist dieser Effekt spiegelbildlich im Südsommer zu beobachten, wegen der geringeren Ausdehnung der Kontinente auf der Südhalbkugel ist die Südwanderung der ITC insgesamt nicht so groß wie auf der Nordhalbkugel. Die in der ITC konvergierenden, ganzjährig gleichförmigen Passatströmungen sind vor allem über den Ozeanen ausgeprägt. Wo sie über den Äquator hinausgreifen und umgelenkt werden, entstehen tropische Monsunströmungen mit halbjährlich wechselnder Richtung.
In den Tropen fallen im Bereich der wandernden ITC die Niederschläge der Regenzeit. Diese sind am größten, wo monsunale Strömungen auf Gebirge treffen (Südasien im Nordsommer).
Von den tropischen Monsunen (Indien) sind die außertropischen zu unterscheiden (Ostasien).
Außerhalb der Tropen ist die Westwindzirkulation der gemäßigten Breiten das wichtigste (nach der statistischen Häufigkeit dominierende) Zirkulationssystem. Die Lage variiert zwischen Nord- und Südsommer. Im Nordsommer liegt sie auf der Nordhalbkugel deutlich weiter nördlich als im Südsommer. Kern der Westwindzirkulation ist der Jetstream, ein zyklischer, wellenförmiger Höhenwind, dessen Verlauf zudem von Gebirgsbarrieren beeinflusst wird. Die typischen Wetterelemente sind ostwärts wandernde Zyklonen (Tiefdruckwirbel), zwischen denen sich zeitweise Hochdruckgebiete festsetzen können. Verursacht wird die Westwindzirkulation durch das Luftdruckgefälle und den Temperaturgegensatz zwischen der polaren und der tropischen Zone. Die charakteristischen Wirbel bilden sich unter dem Einfluss der Corioliskraft.

Verteilung der Niederschläge
Auf der Basis der atmosphärischen Zirkulation lassen sich verschiedene Gürtel mit unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen unterscheiden. Der Gürtel mit den größten Niederschlagsmengen befindet sich in den inneren Tropen. Die hohen Temperaturen und der hohe Wasserdampfgehalt führen bei konvergenter Bodenströmung und labiler Schichtung der Atmosphäre durch Konvektion zu einer intensiven Vertikalbewegung der Luft, die zu Jahresniederschlagssummen von 2000 bis 3000 mm führen. Fast die Hälfte aller Niederschläge der Erde fallen zwischen 10° N und 20° S. Am "hygrischen Äquator", also zwischen 0 und 10° N, hebt sich eine Zone besonders hoher Niederschläge heraus. In den Tropen dominieren Zenitalregen, d. h., der Hohepunkt der Regenzeit fällt in die Zeit des höchsten Sonnenstandes. Die daraus resultierende doppelte Regenzeit geht mit einem ausgeglichenen Jahresgang ohne absolute Trockenzeit einher.
In Richtung der äußeren Tropen nehmen die Niederschlagsmengen rasch ab. Die Niederschlagsabnahme ist die Folge verkürzter Regen- und verlängerter Trockenzeiten. In den äußeren Tropen wechselt sich eine einfache Regenzeit mit einer regenlosen Trockenzeit ab.
Die Monsunregen Süd- und Südostasiens fallen in den randlichen Tropen, zum Teil sogar über den nördlichen Wendekreis hinaus bis in die Subtropen. Auf der Luvseite der Inseln und Küsten in der passatischen Trockenzone treten an Gebirgen Steigungsregen auf.
Zu beiden Seiten des nördlichen und südlichen Wendekreises verläuft jeweils ein randtropisch-subtropischer Trockengürtel, in deren Kernen die geringsten Niederschlagswerte weltweit liegen. Im extremen Fall vergehen viele Jahre ohne dass messbarer Niederschlag fällt. Vollkommen niederschlagsfreie Gebiete existieren jedoch auch hier nicht. Die Ursache für die extreme Niederschlagsarmut liegt in der Stabilität der atmosphärischen Schichtung und im großen Sättigungsdefizit der Luftmassen.
Polwärts des subtropisch-randtropischen Trockengebietes erreichen die Jahressummen der Niederschläge in den hohen Mittelbreiten zwischen 45° und 60° auf beiden Halbkugeln ein sekundäres Maximum. Die Höchstwerte der Niederschläge liegen hier jedoch nur noch bei der Hälfte der Werte der inneren Tropen. Die hohen Mittelbreiten liegen innerhalb der planetarischen Frontalzone mit ihren Verwirbelungen und Aufgleitprozessen, die hohen Niederschlagsmengen sind demnach das Ergebnis frontgebundener Niederschlagsprozesse. Die Niederschläge sind über das ganze Jahr gleichmäßig verteilt. Weiter polwärts nehmen die Niederschlagsmengen in Richtung der kalten und deshalb wasserdampfarmen Polarregionen erneut ab.
Die skizzierte idealisierte breitenparallele Gliederung der Niederschläge wird durch tellurische Einflüsse wie die Verteilung von Land- und Wasserflächen modifiziert. In fast allen Teilen der Erde sind die Ozeane niederschlagsreicher als die Kontinente gleicher Breite. Besonders groß ist der Unterschied der Niederschlagsverhältnisse zwischen Wasser und Land in den Mittelbreiten, hier vor allem auf der Nordhalbkugel, die wesentlich höheren Anteil an Landmassen ausweist als die Südhalbkugel.
A. Siegmund

Schlagworte