New York - Manhattan

Amerika - USA - Städte im Nordosten
978-3-14-100770-1 | Seite 208 | Abb. 1| Maßstab 1 : 50000

Informationen

Manhattan ist der zentrale Stadtteil New Yorks. Vom Gebäude der United Nations am East River quer über die Insel bis zum Ufer des Hudson Rivers sind es nur knapp drei Kilometer; der Broadway ist hingegen gut 25 Kilometer lang. An kaum einem anderen Ort der Welt leben und arbeiten wohl so viele Menschen auf so engem Raum. Täglich wird durch die Pendler aus den Vorstädten und den umliegenden Stadtteilen, den "Boroughs", die Zahl der Menschen auf Manhattan mehr als verdoppelt – von ca. 1,6 Mio. auf mehr als 3 Mio. – was eine Wohnbevölkerungsdichte von etwa 27 000 und eine Tagesbevölkerungsdichte von fast 51 000 Menschen pro Quadratkilometer entspricht. Damit ist Manhattan der am dichtesten besiedelte Ort in den USA. Sein U-Bahn-Netz hat eine Länge von über 350 Kilometer, mehr als 450 Stationen und befördert 1,4 Milliarden Fahrgäste im Jahr; damit liegt es auf Platz vier weltweit. Daneben gehen von den Hauptbahnhöfen Grand Central Station und Pennsylvania Station 20 Eisenbahnlinien in die Vororte der drei Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut, in die sie täglich mehrere 100 000 Passagiere befördern.

Grundriss von Manhattan
Die Orientierung in Manhattan ist leicht, da der Stadtgrundriss besonders nördlich der 14th Street ausgesprochen regelmäßig ist. Die "Streets" sind die Querstraßen, die von der 14th Street im Süden bis zur 193rd Street im Norden durchgängig nummeriert sind. Die bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls nummerierten "Avenues" sind die Längsachsen, die im rechten Winkel zu den Streets verlaufen. Das dadurch entstandene Schachbrettmuster ist typisch für den amerikanischen Städtebau.
Typisch ist auch die von den Spaniern übernommene Diagonale – hier der Broadway –, die als Hauptverkehrsstraße das Schachbrettmuster durchkreuzt. Der Broadway ist die längste Verkehrsader New Yorks. Seinen Weltruf verdankt "The Great White Way" den Theatern, die hier seit 1735 spielen. Zwischen der 40th Street und der 53rd Street gibt es über 40 Broadway-Bühnen, hinzu kommen die Metropolitan Opera und die Carnegie Hall. Die Anziehungskraft zeigen auch die vielen Hotels zwischen der 34th und der 60th Street. In diesem Teil befindet sich mit dem Sitz der Vereinten Nationen auch die bedeutendste politische Verwaltungseinrichtung der Stadt.
Die Fifth Avenue ist die Mittelachse Manhattans und teilt die Insel in einen Ost- und einen Westteil. Sie verläuft schnurgerade bis zu 143th Street in Harlem. An der Fifth Avenue beginnen die Hausnummern der Streets in beiden Richtungen; aus der Bezeichnung East oder West ist zu erkennen, ob ein Haus im Osten oder Westen der Fifth Avenue zu finden ist.
Im Süden wird Manhattan schmaler und der Grundriss etwas unregelmäßiger. An der Südspitze weist der Battery Park auf das Fort hin, das die Niederländer als Stadtgründer zum Schutz ihrer Handelsniederlassung Neu-Amsterdam 1626 errichteten. Heute liegt dort der Financial District, die sogenannte Downtown, in der sich zahlreiche Wolkenkratzer befinden. Im Mittelpunkt steht die Börse an der Wall Street. Ohne Zweifel handelt es sich um den wichtigsten Ort der Weltwirtwirtschaft – nirgendwo sonst werden täglich derartig hohe Finanzsummen umgesetzt.

Stadtarchitektur und Wolkenkratzer
Der Bau von Wolkenkratzern und der zum Teil gigantischen 65 Brückenkonstruktionen wurde durch den felsigen, glazial geformten Untergrund, auf dem New York steht, begünstigt. Aus bautechnischer Sicht waren im ausgehenden 19. Jahrhundert Stahlträgerkonstruktionen und Fahrstühle die entscheidenden Erfindungen, die den Bau von Hochhäusern erst ermöglichten. Zunächst jedoch war Chicago darin führend. Das 1913 am Broadway erbaute Woolworth Building galt mit seinen 241 Metern bis 1930 als das höchste Gebäude der Welt. Ebenfalls am Broadway folgte 1915 das Equitable Building, das erstmals einen ganzen Block in der Senkrechten beanspruchte und damit einen Sturm des Protestes hervorrief. In der Folge wurden die "Zoning Laws" geschaffen, nach denen – außer in den Uferregionen – Hochhäuser nur noch nach oben abgestuft gebaut werden durften, damit mehr Licht in die Straßen gelangt.
Vier Jahrzehnte lang war das 1931 errichtete Empire State Building an der 34th Street mit seinen 102 Stockwerken und 381 Metern (ohne Spitze) das höchste Gebäude der Welt, bis es 1972 durch die 411 Meter hohen, 110-stöckigen, etwa 840 000 m² Bürofläche umfassenden Zwillingstürme des World Trade Centers übertroffen wurde; letztere wurden am 11. September 2001 durch einen terroristischen Anschlag zerstört. Nach 30 Jahren des – auch weltwirtschaftlich bedingten – Stillstands ist heute eine neue Generation von Wolkenkratzern im Bau, die zum Teil weit über 500 Meter hinaus reichen soll. Schwerpunkte des neu entfachten Wettbewerbs um das höchste Gebäude der Welt sind neuerdings neben den USA auch die Arabische Halbinsel, China, Südostasien und Russland.
Nach der Zerstörung des World Trade Centers ist heute das Empire State Building mit Mast, der als Ankerplatz für Zeppeline gedacht war, wieder das höchste Gebäude in New York. 2010 wird es jedoch durch den neuen "Freedom Tower" auf der "Ground Zero" genannten Einsturzstelle des World Trade Centers abgelöst werden. Der Freedom Tower wird eine Höhe von 417 Metern haben (mit Antenne 541 Meter).
R. Köhler, B. Richter

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