Nationalsozialistisches Deutschland 1942

Deutschland - Deutschland - staatlicher Wandel 1815 bis 1942
978-3-14-100770-1 | Seite 61 | Abb. 4| Maßstab 1 : 9000000

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1933 trat das Deutsche Reich aus dem Völkerbund aus, gleichzeitig begann eine Phase der militärischen Aufrüstung. 1936 wurden die entmilitarisierten Rheinlande besetzt, die Garantiemächte der Locarno-Verträge (Frankreich, Großbritannien, Italien, Belgien, Polen und die Tschechoslowakei) wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Im März 1938 marschierte deutsches Militär in Österreich ein; der "Anschluss" wurde im April per Volksabstimmung bestätigt. Auch das Sudetenland wurde dem Deutschen Reich einverleibt. Im März 1939 erfolgte die Annexion der "Rest-Tschechei" und die Errichtung des "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren".

Zweiter Weltkrieg
Mit dem Überfall auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweiten Weltkrieg. Im April 1940 erfolgten die Besetzung Dänemarks und der Angriff auf Norwegen. Wenig später begann mit dem Einmarsch in die Niederlande, nach Belgien, Luxemburg und Frankreich die Offensive im Westen. Im September desselben Jahres schloss Deutschland den Dreimächtepakt mit Italien und Japan. Im April 1941 begannen die Angriffe auf Jugoslawien und Griechenland, im Juni folgte der militärische Überfall auf die Sowjetunion.
Hitler fühlte sich auf dem Höhepunkt seiner Macht, als er im Dezember 1941, gemeinsam mit Italien und in völliger Fehleinschätzung der militärischen Stärke der US-Amerikaner, den USA den Krieg erklärte. Doch nach einigen Offensiverfolgen begann sich ab 1942 die Niederlage der Deutschen abzuzeichnen. Der "Blitzkrieg" gegen die Sowjetunion kam im November vor Leningrad und Moskau zum Stehen, ohne dass die deutschen Truppen auf den eisigen Winter vorbereitet gewesen wären. Im September 1942 begann der Kampf um Stalingrad, der Anfang Februar mit der Kapitulation der deutschen Truppen endete. Die Alliierten waren unterdessen schon in Afrika gelandet, wenig später rückten sie in Sizilien ein. Mit ihrer Landung in der Normandie im Juni 1944 begann der Vernichtungskrieg, der das Ende des "Tausendjährigen Reichs" bedeutete.

Konzentrationslager
Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 errichteten die SA und die SS neben einer Reihe "wilder Lager", die z. B. in alten Hallen oder Fabriken entstanden, die ersten Konzentrationslager. Die meisten wurden wieder aufgelöst, als Hitler 1934 ihre Verwaltung dem "Reichsführer SS", Heinrich Himmler, unterstellte. Unter seiner Regie entstand ein weit verzweigtes Lagersystem. Zu den bestehenden in Dachau, Oranienburg/Sachsenhausen, Esterwegen und Lichtenburg kamen weitere in Buchenwald, Flossenbürg, Mauthausen und das Frauenlager Ravensbrück. Bis 1939 wurden diese Lager von einem "Inspekteur der KZ" verwaltet, von 1939 bis 1942 unterstanden sie dem SS-Haupt-Amt, schließlich wurde ihre Verwaltung dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt angegliedert.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs richtete die SS neue Lager in Bergen-Belsen, Neuengamme, Groß-Rosen, Stutthof, Natzweiler, Auschwitz, Majdanek, Theresienstadt und Riga ein. Im März 1944 gab es 20 Konzentrationslager mit 165 angegliederten Außen- bzw. Arbeitslagern. Im Rahmen der im Januar 1942 auf der Wannsee-Konferenz beschlossenen "Endlösung der Judenfrage" kam es ab 1941 zur Einrichtung von Vernichtungslagern: Auschwitz, Majdanek, Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka und Maly Trostinec bei Kiew. In den meisten Vernichtungslagern wurden Gaskammern und Krematorien gebaut, in anderen kam es zu systematischen Massenerschießungen. In einigen Lagern gab es Isolierblocks für "wissenschaftliche Experimente" und medizinische Versuche an den Gefangenen. Die Opfer – vor allem Juden, aber auch Kriegsgefangene, Homosexuelle, Sinti und Roma, politische Gegner, Behinderte sowie "Rassenschänder" – wurden dazu in vier Gruppen eingeteilt (Angehörige "minderwertiger Rassen", "rassenbiologisch Minderwertige", "politische Gefangene", "Kriminelle" und "Asoziale"). Nach den Schätzungen des Publizisten Eugen Kogon ("Der SS-Staat") waren zwischen 1933 und 1945 insgesamt über 7,2 Mio. Menschen interniert, von denen nur etwa 530 000 die Konzentrationslager lebend wieder verließen.
K. Lückemeier

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