Naivasha (Kenia) - Rosenanbau für den EU-Markt

Erde - Erde - Globalisierung
978-3-14-100803-6 | Seite 269 | Abb. 3| Maßstab 1 : 75000

Überblick

Insbesondere im Winter stammen zahlreiche Schnittblumen, die hierzulande verkauft werden, aus Ländern der südlichen Hemisphäre. Für die mit Abstand meistgekaufte Blume Deutschlands, die Rose, ist beispielsweise das Klima auf den äquatorialen Hochebenen ideal. Die für das Wachstum der Rose erforderlichen Lichtverhältnisse und Temperaturen, die in Europa künstlich erzeugt werden müssten, sind in dieser Region das ganze Jahr über gleichermaßen gegeben. Trotz der Transport- und Flugkosten ist es deshalb wirtschaftlich einträglich, Rosen aus Ländern rund um den Äquator zu importieren. Für Länder wie Kenia, Tansania, Kolumbien oder Ecuador gehören Schnittblumen inzwischen zu den wichtigsten Exportprodukten. Dass sie mit der regionalen Produktion trotz der langen Transportwege mithalten können, liegt nicht nur an den niedrigeren Energieaufwendungen, sondern auch an den niedrigen Lohnkosten in diesen Ländern.

Ein Arbeiter in Kenia, der Vollzeit auf einer Blumenplantage arbeitet, verdient in der Regel zwischen 30 und 40 Euro im Monat. Das reicht nicht, um die Familie zu ernähren. Hinzu kommen zahlreiche Überstunden, insbesondere zu besonderen Terminen in den Abnehmerländern wie Valentins- oder Muttertag. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter haben keine Festverträge und können sich deshalb keine dauerhafte Existenz aufbauen. Bei ihrer Arbeit sind sie Chemikalien ausgesetzt, die für den Anbau der Rosen in Monokultur unabdingbar erscheinen. Entsprechende Schutzmaßnahmen sind dringend erforderlich, werden aber nur gelegentlich eingehalten.

Hinsichtlich der Arbeitsplätze ist der Rosenanbau für die Region von großer Bedeutung. Dies zeigt die Karte durch die Zahl der Arbeitspendler (4000 pro Tag).

Flower Label und TransFair

Aus diesem Grund haben Mitte der 1990er-Jahre Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften, Blumenhändler und Blumenproduzenten verschiedene Programme begründet, deren Ziel die Verbesserung der Umwelt- und Sozialstandards in der weltweiten Blumenproduktion ist. Um dies zu erreichen, arbeiten sie unter anderem mit dem Instrument der Zertifizierung. Blumenfarmen, die nachweislich bestimmte Kriterien erfüllen, dürfen ihre Ware mit einem Gütesiegel versehen. Die Kriterien betreffen zum Beispiel folgende Kernpunkte:

• keine Kinder- und Zwangsarbeit,

• existenzsichernde Löhne,

• Gewerkschaftsfreiheit,

• Gesundheitsschutz,

• Verzicht auf hochgiftige Pestizide sowie

• verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Wer als Käuferin oder Käufer nach Blumen mit einem Gütesiegel fragt, unterstützt daher den menschenwürdigen und umweltschonenden Anbau.

So bietet zum Beispiel die Fairtradeorganisation TransFair e. V. seit 2005 Rosen mit Gütesiegel an. Das TransFair-Siegel steht nicht nur für faire Produktion, sondern auch für fairen Handel. Das bedeutet, dass die Rosen mit einem Aufpreis versehen werden, der in Anteilen wieder zurück an die Produzenten und deren Belegschaft fließt. Hier werden Gelder für soziale Projekte genutzt. Der Kunde zahlt also ein wenig mehr, leistet damit aber auch einen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit. Rosen mit dem Fairtrade-Siegel dürfen nur in vorgefertigten Zehnerbunden an Transfair-Lizenznehmer verkauft werden; dies sind insbesondere Supermärkte und Floristikdiscounter.

Ein zunehmender Konflikt deutet sich aktuell hinsichtlich der Wassernutzung an. Im Umkreis von Naivasha ist zu erkennen, dass mit der Kreisbewässerung im Gemüseanbau, aber auch dem Golfplatz potenzielle Konkurrenten auftreten. Zudem hat sich die Fläche der Folientreibhäuser im Rosenanbau stark vergrößert, und das Gebiet ist dicht besiedelt. Es scheint daher eine Frage der Zeit zu sein, bis Wassermangel zu einem Problem wird. Dem ließe sich zum Beispiel durch verbesserte Techniken der Wassernutzung in der Landwirtschaft und ein Wassermanagement in Naivasha vorbeugen.

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Zusatzmaterialien zur Karte "Naivasha (Kenia)" (1)
Zusatzmaterialien zur Karte "Naivasha (Kenia)". Satellitenbild, Querprofil und Einzugsgebiet des Naivasha-Sees