Nahrungs- und Genusspflanzen/Beschäftigte in der Landwirtschaft

Erde - Agrarwirtschaft

978-3-14-100700-8 | Seite 240 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 140.000.000
Nahrungs- und Genusspflanzen/Beschäftigte in der Landwirtschaft |  | Erde - Agrarwirtschaft | Karte 240/1

Informationen

Die beiden Karten über die Agrarproduktion der Erde wurden kartographisch so konzipiert, dass sie einen raschen Überblick über die dominanten Agrarräume, ihre wichtigsten Agrarerzeugnisse und über die Bedeutung der Landwirtschaft für die Volkswirtschaft und Beschäftigungsstruktur der jeweiligen Länder bieten. Die räumliche Verteilung der Hauptanbaugebiete lässt deutlich erkennen, dass die agrarischen Rohstoffe und Anbaufrüchte häufig auf verschiedenen Kontinenten, aber fast immer auf ähnlichen Breitengraden angebaut werden (vgl. 239.3).

Anbau für den Export
Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion — gemessen sowohl am Anteil der Beschäftigten als auch am Anteil der landwirtschaftlichen Produkte am Bruttoinlandsprodukt (BIP) — ist ein relativ verlässlicher Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates. Die beiden Karten belegen, dass Länder, in denen die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil sowohl am Bruttoinlandsprodukt als auch an der Gesamtzahl der Beschäftigten hat, ausnahmslos zu den Schwellen- und Entwicklungsländern zählen. Dies betrifft viele Staaten in Afrika, vor allem im Bereich der Sahelzone und in Zentralafrika, aber auch einige Länder im südlichen Asien sowie, in etwas geringerem Maße, Teile Südamerikas. Das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungssektor sind in diesen Staaten, verglichen mit den Industrienationen, deutlich unterentwickelt.
Oft sind es einzelne oder einige wenige agrarische Produkte, bei denen diese Länder hohe Weltmarktanteile erreichen. So ist beispielsweise die Elfenbeinküste mit einem Anteil von 35 Prozent an der Gesamtproduktion der weltgrößte Kakaolieferant, außerdem werden dort unter anderem Kaffee, Baumwolle und Bananen für den Export angebaut. Das benachbarte Ghana trägt immerhin 15 Prozent zu den weltweiten Kakaoerträgen bei, während für den heimischen Markt, ähnlich wie in der Elfenbeinküste, vor allem Mais, Hirse und Maniok, Zuckerrohr, Reis und Gemüse angebaut werden. China und Indien produzieren gemeinsam mehr als die Hälfte der Weltproduktion von Jute, Flachs, Erdnüssen, Reis, Tee und Tabak. Vietnam baut für den Export unter anderem Tee, Ananas, Kautschuk und Baumwolle an, hat aber vor allem einen bedeutenden Anteil an der Weltproduktion von Kaffee. Dessen wichtigster Produzent ist Brasilien mit einem Weltmarktanteil von 28 Prozent.

Landwirtschaft in den Industrienationen
Dass die Landwirtschaft in hochindustrialisierten Staaten wie den USA, Kanada, Japan, in vielen europäischen Ländern und Australien nur einen relativ geringen Anteil an BIP und Arbeitsmarkt hat, bedeutet nicht, dass sie eine untergeordnete Bedeutung hätte. Sie kann allerdings von einer Vielzahl technisch-wissenschaftlicher Innovationen profitieren, durch die der Anbau in den letzten Jahrzehnten zu weiten Teilen automatisiert und zugleich gesteigert wurde. So sind beispielsweise die USA trotz des geringen Anteils von Beschäftigten in der Landwirtschaft der mit Abstand größte Produzent von Sojabohnen (rund 85 Mio. Tonnen 2004) und der — nach China — zweitwichtigste Produzent von Baumwolle. Frankreich und Deutschland, in denen die Landwirtschaft inzwischen ebenfalls eine volkswirtschaftlich untergeordnete Bedeutung hat, führen noch vor den USA den Weltmarkt für Zuckerrüben an.
Von der Öffnung der internationalen Gütermärkte haben, entgegen anderslautenden Prophezeiungen, vor allem die reichen Nationen profitiert, während die Entwicklungsländer viele ihrer Nachteile tragen. Dieses Ungleichgewicht hat politische Gründe. Pro Tag geben die reichen Industrienationen zusammen fast 1 Mrd. US-Dollar für Agrarsubventionen aus, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise subventioniertes Obst und Gemüse aus der EU auf afrikanischen Märkten die heimischen Erzeugnisse unterbietet und damit den ansässigen Bauern die Existenzgrundlagen raubt und die Entstehung eigenständiger Wirtschaftskreisläufe stark erschwert. US-amerikanische Baumwollproduzenten können durch Subventionen in Höhe von 5 Mrd. US-Dollar jährlich ihre Erzeugnisse auf dem Weltmarkt zu Preisen anbieten, mit denen ihre kleinbäuerlichen Mitbewerber nicht konkurrieren können. Als sich Indien Anfang der 1990er-Jahre für den internationalen Wettbewerb öffnete, stiegen viele indische Bauern in der Hoffnung auf bescheidene Gewinne in die Monokultur gentechnisch veränderter Baumwolle ein. Das Resultat ihres wirtschaftlichen Ruins war eine Selbstmordwelle, in deren Verlauf sich über 100 000 Baumwollfarmer das Leben nahmen.
Für wirtschaftsschwache Länder hat die Internationalisierung der Agrarmärkte noch mindestens zwei weitere Nachteile. Der eine besteht darin, dass durch Konzentration auf den Export eine Monostruktur entsteht, die diese Länder vom Weltmarkt noch stärker abhängig macht, als sie es ohnehin schon sind. Die zweite große Gefahr liegt darin, dass weltweit einmalige Naturressourcen wie die Regenwälder ohne Rücksicht auf die ökologischen Folgen einer temporären Nachfrage geopfert werden (vgl. 219.4).
K. Lückemeier

Graphiken

Bild

Bedeutung der Landwirtschaft (2004)

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