Modell der orientalisch-islamischen Stadt

Asien - Naher und Mittlerer Osten - Siedlungsentwicklung
978-3-14-100803-6 | Seite 180 | Abb. 1

Überblick

Das Modell der orientalisch-islamischen Stadt zeigt einen Dualismus von Altstadt (mit dem Basar als traditionellem Geschäftszentrum und Hauptmoschee) und Stadterweiterungen des 20. und 21. Jahrhunderts (u. a. mit modernem Geschäftszentrum, modernen Wohnvierteln und Gewerbegebieten).

Der Bereich der Altstadt

Das Modell zum Aufbau der Altstadt einer islamisch-orientalischen Stadt basiert auf einem idealtypischen, stark vereinfachten Stadtgrundriss, der anhand von Damaskus (180.2) entwickelt wurde. Die Gliederung ist vor allem funktional:

• Die Hauptmoschee, einige Nebenmoscheen und der Basar (Souk) liegen im Zentrum. Die Moscheen bilden den religiösen und intellektuellen Kern, oft begleitet von Koranschulen und Hamams, öffentlichen Badehäusern. Der Basar (Souk) ist der wirtschaftliche Mittelpunkt; er ist ein Ort des traditionellen Einzel- und Großhandels und des Handwerks und räumlich nach Branchen und Gewerben gegliedert (in Abhängigkeit von Kundenfrequenz, Rohstoffversorgung sowie Lärm- und Geruchsbelästigung). Die zentralen Bereiche der Altstadt haben keine Wohnfunktion und können z. T. sogar nachts abgeschlossen werden.

• In den Wohnquartieren der Altstadt herrscht eine strikte religiöse und ethnische Segregation (z. T. auch Gliederung nach Familien, Sippen) vor. Ihr Grundriss wird von unregelmäßigen schmalen Gassen und Sackgassen geprägt. Die Sackgassen gelten als Privatbesitz der Anwohner und tragen zusammen mit zu den Innenhöfen hin orientierten Wohnhäusern dem Bedürfnis nach privatem Raum Rechnung.

• Die Altstadt ist durch Stadtmauern begrenzt. In randlicher Lage befindet sich die Zitadelle. Die nach Religionszugehörigkeit getrennten Friedhöfe liegen außerhalb der Stadtmauer.

Innere und äußere Stadtbezirke

Die islamisch-orientalische Stadt wurde unter westlich-modernem Einfluss stark überformt und verändert. Das Modell zeigt für die Bereiche außerhalb der Altstadt sowohl eine funktionale Gliederung (Wohnen, Geschäftszentrum, Gewerbe) als auch eine soziale Segregation (Wohnquartiere der Bevölkerung nach unterschiedlichen Einkommen). Auch historische Entwicklungen sind im Modell ablesbar, u. a. die moderne Überprägung alter Geschäftsstraßen und der alten Peripherie sowie die Verlagerung der Wirtschaftstätigkeiten vom Basar zum modernen Zentrum.

Die Altstadt wird heute von großen Durchgangsstraßen zerschnitten, die sich im Bereich des Basars treffen. Diese Straßen sind gleichzeitig Ausfallstraßen, an ihnen liegen neu entstandene Subzentren. Entlang der Ausfallstraßen haben sich Geschäfte und Gewerbebetriebe (zum Teil aus dem ehemaligen Basar) angesiedelt.

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