Mittelmeerraum - Wirtschaft und Tourismus

Europa - Mittelmeerraum - Wirtschaft und Tourismus
978-3-14-100770-1 | Seite 128 | Abb. 1| Maßstab 1 : 10000000

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Am Mittelmeer lassen sich vier recht heterogene Wirtschaftsräume unterscheiden: die wirtschaftlich relativ starken EU-Länder, die in mehr oder weniger anhaltenden Krisensituationen befindlichen Transformationsstaaten Südosteuropas und Zypern, die arabischen Staaten Westasiens und die Entwicklungsländer Nordafrikas. Die Türkei vermittelt zwischen dem islamischen Westasien und Europa. Israel nimmt eine Sonderstellung ein.

Die EU-Länder
Der wirtschaftlich stärkste Teilraum mit Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland ist Teil der EU. Allerdings beherrschen sozioökonomische Disparitäten die wirtschafts- und regionalpolitischen Diskussionen in diesem Raum (Nord-Süd-Gefälle besonders in Italien).
Das Rohstoffpotenzial Südwesteuropas ist gering, obwohl verschiedene Industriereviere (besonders in Nordspanien) den Bodenschätzen ihre Entstehung verdanken. Die zum Teil an örtliche Vorkommen anknüpfende Stahlindustrie hat einen Strukturanpassungsprozess hinter sich. Das Beispiel des Stahlwerkes in Tarent ist typisch für den italienischen Versuch, mithilfe staatlicher Großindustrien Entwicklungsimpulse in Süditalien zu geben.
Von noch immer großer Wichtigkeit ist die Textil- und Bekleidungsindustrie, die hinsichtlich des Wertschöpfungsanteils und der Exportbedeutung hervortritt. Aufgrund der hohen Arbeitskosten sind besonders Italien und Frankreich gezwungen, durch hohe Qualität wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Kraftfahrzeugproduktion hat als wichtige Wachstums- und Exportindustrie zumindest für Italien, Frankreich und Spanien Bedeutung.
Die Luft- und Raumfahrt als eindeutige Hightech-Branche hat in Frankreich, Italien und Spanien sowohl militärisch als auch privatwirtschaftlich in der Airbus-Produktion und bei EU-Raumfahrtprogrammen stark an Bedeutung gewonnen. Die Hightech-Bereiche der Elektrotechnik und Elektronik sind vor allem in Ballungsräumen mit Agglomerationsvorteilen zu finden (Île-de-France, Rhône-Alpes, Lombardei).
Griechenland und Portugal erhalten wie Spanien und Italien wegen Strukturproblemen erhebliche Aufbauhilfen aus dem Regionalfonds der Union. Die Küsten des gesamten Teilraumes sind bedeutende Tourismusregionen.

Südosteuropa und Türkei
Die Länder der Region befinden sich in sehr unterschiedlichen sozioökonomischen Situationen. An das EU-Mitglied Griechenland grenzt mit Albanien eines der ärmsten Länder Europas. Seit der Aufnahme Rumäniens in die EU 2007 besteht eine Außengrenze des Wirtschaftsraumes zum wenig entwickelten Moldau. Die Türkei nimmt eine Mittlerstellung zwischen der westlich geprägten EU und der arabischen Welt ein. Innerhalb der Türkei fallen erhebliche West-Ost-Unterschiede und die Konzentration der Standorte auf die Küsten des Schwarzen Meeres und des Mittelmeeres ebenso auf wie großräumige, wirtschaftlich kaum nutzbare Räume im Landesinneren. Die Erschließung der Küsten für den Tourismus ist allerdings weit fortgeschritten.

Nordafrika
Die Netze der Erdöl- und Erdgasleitungen in Nordafrika und die zahlreichen Symbole für Lagerstätten, Erdölraffinerien und chemische Industrien an der Küste Nordafrikas lassen die erstrangige Bedeutung dieser Wirtschaftszweige für die Volkswirtschaft vor allem von Algerien und Libyen, aber auch für Tunesien und Ägypten erahnen. Diese Staaten haben bereits eine volkswirtschaftlich bedeutende Industrialisierung von der Grundstoff- bis zur Konsumgüterindustrie erreicht. Der Tourismus spielt in Marokko, Tunesien und Ägypten eine große Rolle.
M. Schrader, E. Thomale, E. Astor

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