Mitteleuropa - Physische Karte

Europa - Mitteleuropa - Physische Karte
978-3-14-100870-8 | Seite 134 | Abb. 1| Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Mitteleuropa bildet ein Übergangsgebiet zwischen dem maritimen Westeuropa und dem kontinentalen Osteuropa. Es ist durch eine Dreiteilung seines Reliefs in Tiefland, Mittelgebirge und Hochgebirge charakterisiert.

Die Oberflächengestalt des mitteleuropäischen Tieflandes wurde stark von den Eiszeiten und ihren mächtigen Ablagerungen geprägt. Seine Nord-Süd-Ausdehnung nimmt nach Osten hin zu, wo im Osteuropäischen Tiefland weiträumige Niederungen (zum Beispiel im Baltikum), Tafel- und Hügelländer (zum Beispiel Wolynien; leiten zu den Mittelgebirgen über) sowie Flusslandschaften (zum Beispiel Polesje, Pripjat-Sümpfe) das Erscheinungsbild mitbestimmen. Die aus Nordeuropa vordringenden Inlandsgletscher erreichten etwa an der Linie Groningen - Leipzig - Görlitz - Breslau - Krakau - Lemberg - Kiew ihre maximale Ausdehnung. Ihr Vordringen und ihr Rückzug ließen eine Abfolge typischer Landschaftselemente entstehen: die glaziale Serie (s. 61.2). Am besten erhalten sind diese im Norden Mitteleuropas, der während der jüngsten Eiszeit, der Weichseleiszeit geformt wurde. Im Kartenbild wird dies am Seenreichtum deutlich.

Die Mittelgebirgszone besteht aus mehreren größeren Gebirgssystemen (zum Beispiel Ardennen, Harz, Erzgebirge, Sudeten, Böhmerwald), die sich in eine Vielzahl kleinerer Gebirgszüge aufgliedern. Hierbei handelt es sich um Schollen, die während der alpidischen Gebirgsbildung entlang tektonischer Bruchlinien teils absanken, teils emporgehoben wurden. Zwischen den Mittelgebirgen spannen sich Beckenlandschaften, zum Beispiel in Thüringen und Böhmen. Eine Besonderheit bildet das langgestreckte Oberrheinische Tiefland im Südwesten Deutschlands. Im Süden des Osteuropäischen Tieflandes fallen große Platten auf, die 400 m Höhe nicht überschreiten. Sie sind verbreitet von mächtigen Lössschichten bedeckt, was sie zu fruchtbaren Agrarlandschaften macht.

Südlich der Mittelgebirgszone leitet das Alpenvorland zu den Alpen über. Während der Eiszeiten war ein Teil des Gebiets mit Gletschern bedeckt (bis zur Linie Augsburg - Salzburg). Diese formten eine hügelige Grundmoränenlandschaft, schoben Endmoränen zusammen, schürften Zungenbeckenseen aus und hinterließen eine breite Schotterlandschaft.

Die Alpen sind Teil des jungen alpidischen Faltengebirgsgürtels. Sie entstanden durch eine starke räumliche Einengung des Urmeers Tethys und anschließende Hebung und Faltung der im Meer abgelagerten Sand- und Kalkschichten. Ursache der Einengung ist die anhaltende Kollision der Afrikanischen Platte mit der Eurasischen Platte (s. 10.1). Die nachfolgende intensive Abtragung und glaziale Überformung der herausgehobenen Gesteinsschichten gaben dem Hochgebirge Alpen sein heutiges Aussehen.

Der alpidische Faltengebirgsgürtel findet nach Osten seine Fortsetzung in den Beskiden, den Karpaten und dem Balkan, die einen markanten Bogen in Form eines gespiegelten "S" bilden und teilweise ebenfalls Hochgebirgscharakter haben (Hohe Tatra). Die Gebirge umschließen die von der Donau durchströmten Landschaften des Pannonischen Beckens und des südlichen Karpatenvorlands. Eine besondere Landschaft dort ist die Deltamündung der Donau in das Schwarze Meer, einem der großen Binnenmeere im Süden Europas.

Flüsse und Verkehrswege

Mitteleuropa wird von einer Südwest-Nordost-verlaufenden europäischen Hauptwasserscheide geteilt, die überwiegend entlang von Gebirgszügen verläuft. Große Teile des Gebiets entwässern über den Rhein, die Ems, die Weser und die Elbe sowie eine Reihe kleinerer Nebenflüsse zur Nordsee oder über die Trave, die Warnow, die Peene und vor allem die Oder zur Ostsee. Teile Mitteleuropas entwässern über die Donau zum Schwarzen Meer im Südosten Europas. Nur der Main-Donau-Kanal verbindet die Flusssysteme dieser Großräume. Im Osten sind die Flusssysteme des Dnister und des Dnipro zu erkennen, die wie die Donau zum Schwarzen Meer entwässern.

Die größte Vielfalt an Verkehrsträgern, die meisten Einzelstandorte und die größte Netzdichte sind entlang der Rheinschiene zu beobachten, die Teil des dicht besiedelten wirtschaft-lichen Kernraums der EU ist. Sie bildet das Rückgrat des deutschen Verkehrssystems. Daran schließen sich Hauptachsen in Richtung Bremen - Hamburg - Kopenhagen/Malmö, Hannover - Berlin - Warschau, Hannover - Berlin - Breslau - Krakau, Hannover - Leipzig - Dresden - Prag und Stuttgart - München - Wien - Budapest an. In den peripheren Regionen Mitteleuropas ist der Verkehr meist auf wenige Standorte und Trassen beschränkt, das Netz ist dort weitmaschig.

Besonderheiten

• Nahe der Nordseeküste liegen große Gebiete unterhalb des Meeresspiegels (Niederlande).

• Der höchste Berg auf der Karte ist der Mont Blanc in den Alpen (4810 m). Teile der Alpen zeigen aktuell eine Vergletscherung.

• Im Norddeutschen Tiefland verlaufen zahlreiche Kanäle, von besonderer Bedeutung ist der Nord-Ostsee-Kanal als Verbindung beider Meere.

Schlagworte


Weitere Materialien