Mittelamerika - Bananenanbau

Amerika - Mittelamerika - Wirtschaft
978-3-14-100800-5 | Seite 227 | Abb. 4| Maßstab 1 : 16000000

Überblick

Der kommerzielle Bananenanbau beschränkt sich auf die regenreichen, heißen Tiefländer der Tropen. Zum guten Gedeihen der Bananenstaude sind gleichmäßig hohe Temperaturen um 28 °C, ganzjährige Niederschläge von 160 bis 180 Millimetern pro Monat und tiefgründige, mineralreiche, gut drainierte Böden erforderlich. Erhöhte Anbaurisiken ergeben sich durch Windbruch und Pilzbefall. Dominierende Wirtschaftsform ist der Anbau in Plantagen. An den vorherrschenden Anbaumethoden wird insbesondere wegen der Monokulturen, der großen Mengen an eingesetzten Pflanzenschutzmitteln und der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten anhaltende und grundlegende Kritik geäußert.

Entstehung und Merkmale des Anbaus

Ausgangspunkt der Bananenproduktion in Plantagen war das Hinterland von Puerto Limón in Costa Rica, wo nach 1883 in größerem Umfange Anbauflächen im Einzugsbereich einer neuen Bahnlinie erschlossen wurden. Die Ausweitung des Anbaus an der karibischen Küste setzte vor allem in der Umgebung günstig gelegener Häfen ein. Die Verlagerung ins Landesinnere erfolgte auch hier mit dem Ausbau der Eisenbahnen.

In den 1920er- und 1930er-Jahren traten in den bestehenden Anbaugebieten verstärkt Probleme durch Pflanzenkrankheiten und Übernutzung durch Monokultur auf. Dadurch kam es zu umfangreichen Verlagerungen der Plantagen- und Hafenstandorte an die Pazifikküste Panamas, Costa Ricas und Guatemalas. Auf den aufgegebenen Plantagen wurden Nachfolgekulturen wie Kakao, Zitrusfrüchte, Ölpalmen, tropische Hölzer und Gummibäume angepflanzt, die Gebiete wurden von Kleinbauern besetzt oder sich selbst überlassen und allmählich vom Wald zurückerobert.

Der kommerzielle Anbau von Bananen konzentriert sich heute auf das Hinterland der Ausfuhrhäfen. Aufgrund des hohen Kapitalbedarfs für den Ausbau der Infrastruktur und den laufenden Betrieb sowie wegen der besonderen Produktionsrisiken erfolgt der Bananenanbau meist in Großbetrieben. Zeitweise hatte bereits die 1899 gegründete United Fruit Company Produktion den Transport und die Vermarktung der Banane monopolisiert. Auch heute dominieren wenige multinationale Konzerne den Anbau in Mittelamerika (allerdings erfolgt die Produktion meist durch nationale Partnerunternehmen) und die Vermarktung. Die Versuche einer Nationalisierung von Produktion und Distribution sind weitgehend gescheitert, weshalb die global agierenden Unternehmen wieder an Einfluss gewonnen haben. Von den Erlösen der Bananenwirtschaft bleibt aufgrund der marktbeherrschenden Stellung der internationalen Unternehmen nur ein geringer Teil im jeweiligen Produktionsland.

Bananen für den Weltmarkt

Die wichtigsten Bananen-Importeure sind heute die EU und die USA. Unter den Produktionsländern nehmen Indien und China Spitzenplätze ein, allerdings exportieren beide Länder kaum. Der Großteil der für den Weltmarkt produzierten Bananen stammt aus dem lateinamerikanischen Anbaugürtel zwischen Honduras und Ecuador sowie von den Philippinen. Die Säulen in den Diagrammen belegen den rasanten Produktionsanstieg, den es in den letzten Jahrzehnten vor allem in Ecuador, Costa Rica und Kolumbien gegeben hat. Zeitweise Produktions- bzw. Exporteinbrüche, wie sie etwa Honduras zeigt, sind oft die Folge tropischer Wirbelstürme.

Die Grafiken zeigen auch, dass die Länder Lateinamerikas in den letzten Jahrzehnten eine Diversifizierung ihrer Exporte erreichen konnten. Überall sind die Anteile von Bananen an den Exporten zurückgegangen. Eine einseitige Abhängigkeit, wie sie insbesondere in der Periode 1950–1958 bestand, gibt es heute in keinem Land mehr. Für die Kleinstaaten Zentralamerikas hatte sich aufgrund des prägenden Einflusses der Bananenproduktion zwischenzeitlich die Bezeichnung „Bananenrepublik“ eingebürgert.

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