Mittel- und Südamerika - Staaten und Bevölkerungsgruppen

Amerika - Mittel- und Südamerika - Staaten
978-3-14-100800-5 | Seite 228 | Abb. 3| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

In Mittelamerika bestehen im Wesentlichen immer noch jene Grenzverläufe, die in der Phase der Nationenbildung im frühen 19. Jahrhundert entstanden sind (s. 228.2). Jüngeren Datums sind die Staaten Panama, welches sich 1903 von Kolumbien unabhängig machte und Belize, das ehemalige Britisch-Honduras, welches 1964 eine beschränkte Autonomie erhielt und seit 1981 unabhängig ist. Die Inselstaaten der Karibik haben ihre Unabhängigkeit überwiegend nach dem Zweiten Weltkrieg erlangt.

In Südamerika haben sich die Grenzverläufe seit 1825 an vielen Stellen leicht verschoben, ohne dass sich die nationalstaatliche Gliederung des Kontinents entscheidend verändert hätte. Die Großlandschaft Guayana im nördlichen Südamerika ist heute in die Länder Guyana (1966, ehemals britisch), Suriname (1975, zuvor niederländisch) und die frühere Strafkolonie Französisch-Guyana geteilt. Zwischen Bolivien und Paraguay veränderte der Chaco-Krieg in den 1930er-Jahren den Grenzverlauf. Peru musste im Süden einige Landesteile an Chile abgeben, konnte sich aber 1942 im Norden auf Kosten Ecuadors erweitern. Die Falklandinseln im äußersten Süden des Kontinents waren nach ihrer Besetzung durch Argentinien 1982 der Auslöser eines Kriegs mit Großbritannien, der nach verlustreichen Kämpfen mit einem Sieg der britischen Truppen endete.

Große Staaten, kleine Staaten

In Mittel- und Südamerika existieren sehr große Staaten neben zahlreichen sehr kleinen Staaten. Brasilien, Mexiko und Argentinien zählen nach Bevölkerung und Fläche zu den größten Staaten der Erde. Brasilien belegt nach der Einwohnerzahl und der Fläche jeweils Platz 5 der Rangliste (24-mal so groß wie Deutschland, 2,5-mal so viele Einwohner). Insbesondere in der Karibik gibt es zahlreiche kleine und sehr kleine Inselstaaten. Jamaika zum Beispiel ist halb so groß wie Hessen und hat halb so viele Einwohner wie das Bundesland. Nach der Bevölkerung belegt es Platz 138 der weltweiten Rangliste, nach der Fläche Platz 161. Zu den kleinsten Staaten der Erde zählt St. Kitts und Nevis (Fläche und Bevölkerung: jeweils Rang 189 von 196). Nach der Fläche ist der Zwergstaat Bielefeld vergleichbar, nach der Bevölkerung einer Stadt wie Ahlen. Hinsichtlich Größe und Bevölkerung nehmen Länder wie Kolumbien eine Mittelstellung ein.

Bevölkerungsgruppen in Mittel- und Südamerika

Das multiethnische Mittel- und Südamerika ist ein in verschiedenen Schüben entstandenes Ergebnis vor allem der Kolonialgeschichte. Bis zum späten 15. Jahrhundert lebten auf dem gesamten amerikanischen Kontinent ausschließlich indianische Ureinwohner. Mit dem Beginn der Eroberung kamen spanische und portugiesische Kolonisten sowie die Nachkommen von Ureinwohnern und Konquistadoren hinzu. Schon wenig später erreichten durch den Sklavenhandel die ersten Afrikaner den Kontinent. Im 19. und 20. Jahrhundert kam es zu starken Einwanderungsschüben von Europäern, aber auch zu einer allerdings stark lokal beschränkten Zuwanderung von Asiaten, vor allem aus Indien.

Die Strukturen innerhalb der einzelnen Staaten sind sehr unterschiedlich. Länder wie Argentinien oder Uruguay haben eine nahezu homogene Bevölkerung mit europäischen Wurzeln, Haiti wird fast ausschließlich von Menschen bewohnt, deren Vorfahren afrikanische Wurzeln hatten. In fast allen Staaten hat sich die Bevölkerung im Laufe der Zeit stark vermischt. Deutlich wird dies etwa in Kolumbien bzw. Chile, wo jeweils zwei Drittel der Bevölkerung nicht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehören. Die Anteile indigener Bevölkerung sind am größten in Bolivien (> 50 %) sowie Peru, Mexiko und Guatemala (rund ein Drittel). Die größten Bevölkerungsgruppen mit asiatischem Hintergrund gibt es in Guyana, Suriname und in der Republik Trinidad und Tobago.

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