Menschen besiedeln die Erde

Erde - Erde - Ur- und Frühgeschichte
978-3-14-100770-1 | Seite 18 | Abb. 1| Maßstab 1 : 130000000

Informationen

Die natürliche Vegetation vor 18 000 Jahren
Das weite äquatorwärtige Vordringen von Inlandeisen und Gletschern wahrend der letzten Eiszeit (Wurm-/Weichseleiszeit) hatte eine vollständige Veränderung und weitgehende Verschiebung der Vegetationsgürtel zur Folge. Im unmittelbaren Vorland des Eises herrschte eine fast vegetationsfreie Frostschutt-Tundra, die in eine den Bodenverhältnissen angepasste Lösstundra mit lückenhafter niedriger Vegetation aus Zwergweiden, Zwergbirken, Riedgräsern, Stauden, Kräutern und kleinen Sträuchern, ferner Gänsefuß- und Beifußarten überging. Davon war ganz Mitteleuropa überzogen.
Dichte zusammenhängende Waldgebiete fehlten in Europa gänzlich und waren einer lichten Waldsteppe aus Nadel- und Laubgehölzen mit Beifußarten gewichen, die bis Nordafrika reichte. Kleine Waldinseln konnten sich nur in geschützten feuchten Talauen halten. Der anschließende, sehr trockene Saharagürtel reichte 300 – 400 km weiter südwärts als heute und ging in eine Trockensavanne über. Die tropischen Regenwälder waren auf die niedrigeren Teile weniger Gebirge beschränkt. In Nordamerika und Sibirien schlossen sich an die Tundra lichte boreale Nadelwälder an, die oft mehr als 1600 km weiter südlich als heute liegen.
Die Steppengebiete Asiens enthielten in den Gebirgen auch lichte Bestände von Lärchen, Birken und Kiefern. Richtig dichte Laubwälder gab es nur im Südosten Chinas. In eisnahen Gebieten kam es in Beckenlagen, z. B. beim Great Salt Lake, wegen der herabgesetzten Verdunstung zur Bildung großer Seen, wogegen in den tropischen Gebieten wegen der großen Trockenheit heute vorhandene Seen wesentlich kleiner oder ganz ausgetrocknet waren.

"Out of Africa"-Theorie
Der Homo sapiens gehört im zoologischen System zur Gattung Homo, zur Familie der Hominiden (Menschenartige) und zur Überfamilie Hominoidea (aus Hominiden, Großen Menschenaffen und Gibbons). Funde von Vormenschen (Gattungen u. a. Paranthropus, Australopithecus) sind nur aus Ostafrika bekannt. Funde von Frühmenschen, die bereits Werkzeuge einsetzten (H. rudolfensis, H. habilis, H. erectus), sind dagegen aus Europa, Ostafrika, Ostasien und Java bekannt. Strittig ist, wie diese Funde zusammenhängen. Die meisten Forscher nehmen an, dass der H. erectus der erste "Auswanderer" von Afrika nach Java war. Der H. sapiens neanderthalensis konnte auch in kühleren Regionen leben und wurde an zahlreichen Stellen in Europa und Vorderasien gefunden. Seine Zeit endet vor etwa 27 000 Jahren. Der H. sapiens sapiens ist der einzige Überlebende der Gattung. Älteste Funde stammen aus der Eem-Warmzeit (vor 180 000 bis 115 000 Jahren). Für den Beginn der Wurm-/Weichseleiszeit belegen Fundstatten das Auftreten des H. sapiens sapiens in Afrika und in Kleinasien. Von dort aus besiedelte er, trotz eher ungünstiger natürlicher Bedingungen, Europa (vgl. Atlas S. 101). Die Alter der beiden dort angegebenen Funde (33 000 und 25 000 Jahre) verweisen auf eine der wärmeren Zwischenperioden der Würm-/Weichseleiszeit.
Wahrend der Würm-/Weichseleiszeit entstanden in flachen Meeresteilen breite Landbrücken. Sie ermöglichten unseren Vorfahren, von Kleinasien aus über die Sundainseln bis nach Südaustralien (Vorfahren der Aborigines) und über die Archipel des südlichen Pazifik sogar bis nach Polynesien vorzudringen. Von dort gelangten sie mit einfachen Booten nach Hawaii und nach Neuseeland (Maoris). Als letzter Kontinent wurde Amerika von Nordasien aus besiedelt. Vor 18 000 Jahren war der Weg durch das heutige Kanada noch vom Inlandeis versperrt. Vor etwa 14 000 Jahren hatte sich dann zwischen den Gletschern in den Rocky Mountains und einem riesigen Eisschild über Nordostamerika der eisfreie, sogenannte Mackenzie-Korridor geöffnet, durch den die Menschen in Richtung Süden zogen, wahrscheinlich auf den Spuren wandernder Tierherden.
M. Felsch, H. Liedtke

Schlagworte