Mekka (Makkah al-Mukarramah) - Pilgerstadt

Asien - Orient
978-3-14-100770-1 | Seite 164 | Abb. 2| Maßstab 1 : 125000

Informationen

Als Heimatstadt des Propheten des Islams, Mohammed Ibn Abdallah Ibn Hashim, und als Stätte der beiden bedeutendsten muslimischen Heiligtümer – der Kaaba und dem sie umgebenden Al-Haram ash-Sharif – ist Mekka das Zentrum des muslimischen Glaubens und Ziel der für jeden Muslim obligatorischen Pilgerfahrt Hadsch (Haddsch, Hajj).

Mohammed und Mekka
Um 570 n. Chr. in Mekka geboren, wuchs der jung verwaiste Mohammed bei seinem Onkel Abu Talib auf. Er lebte zunächst als erfolgreicher Händler, bis ihm schließlich im Alter von rund 40 Jahren zum ersten Mal der Erzengel Gabriel erschien und das Wort Gottes übermittelte. Von da an wurden ihm bis zu seinem Tod 632 n. Chr. immer wieder Offenbarungen zuteil, die ihn zum Propheten und Begründer des Islams werden ließen. Seine Botschaften von dem Einen Gott (arabisch: "Allah") standen jedoch in krassem Widerspruch zur damaligen Zeit, denn in Mekka und anderswo wurde noch immer die Verehrung hunderter von Götzenbildern praktiziert.
Die Auseinandersetzungen zwischen seinen Anhängern und den führenden Schichten Mekkas zwangen Mohammed, seine Heimatstadt 622 n. Chr. zu verlassen, um Zuflucht im nahe gelegenen Yathrib (heute Medina, arab. al-madina al-munawwarah) zu suchen. Mit dem Tag von Mohammeds Auswanderung (arab.: Hijra) beginnt der islamische Mondkalender mit seinen 354 bzw. 355 Tagen. Erst 628 n. Chr. konnte Mohammed mithilfe seiner neu gewonnenen Anhänger Mekka weitgehend widerstandslos erobern, die Kaaba von ihren Götzenbildern befreien und den Islam endgültig in seiner Heimatstadt durchsetzen.
Die von Mohammed gestiftete Religion beruht im Wesentlichen auf fünf "Säulen" (arab.: Arkan) oder Pflichten, die jeder Gläubige zu erfüllen hat. Zu ihnen gehören das Glaubensbekenntnis Shahada ("Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes"), das fünfmalige tägliche Gebet (Salah), die Almosensteuer Zakat, das tägliche Fasten während des Monats Ramadan sowie die Pilgerfahrt Hadsch zu den heiligen Stätten des Islam in Mekka. Letztere wird als Höhepunkt im Leben eines Muslims angesehen, wobei ihre Durchführung von der jeweiligen finanziellen und gesundheitlichen Situation abhängt.

Die Pilgerstadt
Die enorme, im Laufe der Jahre ständig größer werdende Anzahl von Pilgern ist eine große logistische und administrative Herausforderung für die saudischen Behörden. Abgesehen vom Platzmangel, vor allem durch die schroffe Morphologie des Hijazgebirges bedingt, ist es auch die begrenzte Infrastruktur an Unterkünften, Verpflegungseinrichtungen und Transportmitteln für die An- und Abreise, die dem Pilgerstrom gewisse Grenzen auferlegt. Deshalb hat die saudische Regierung 1987 die Obergrenze der Pilger auf je einen von 1000 Einwohnern jedes Herkunftslandes festgesetzt. Von den 2 130 594 Pilgern des Jahres 2006 stammten die meisten aus Saudi-Arabien, Pakistan, Indonesien, Ägypten und Syrien. Zusammen mit den Pilgern, die außerhalb der Hadsch-Zeit nach Mekka reisen (arab.: Umrah), machten sie rund die Hälfte aller 8,6 Millionen Besucher Saudi-Arabiens aus. Zugleich verfügten sie über eine Kaufkraft von mehr als drei Milliarden US-Dollar, sodass der Binnentourismus in Mekka blüht. Allein 2006 verzeichnete die Stadt 3,5 Mio. saudische Übernachtungsgäste und 81 000 Tagesbesucher, die insgesamt 683 Mio. US-Dollar veräußerten.
Diese enormen Besucherzahlen haben natürlich einen entscheidenden Einfluss auf die Stadtentwicklung. Die vorhandene Infrastruktur und Dienstleistungseinrichtungen müssen ständig ausgebaut werden. Heute verfügt Mekka bereits über die Hälfte aller Hotels, rund 57 Prozent aller Fremdenzimmer und etwa ein Drittel aller Reiseagenturen Saudi-Arabiens (etwa 79 Prozent aller individuellen Pilgerreisen sind organisiert). Dies ist einer der Gründe, weshalb sich die Stadt seit Jahren konsequent in Richtung Süden ausdehnt. Ein anderer ist das enorme Bevölkerungswachstum. Lebten 1974 etwa 367 000 Menschen in der Stadt, waren es 2004 bereits 1,3 Mio.
N. Barham

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