Meißen - Stadtentwicklung um 1850/2007

Sachsen - Stadtentwicklung
978-3-14-100760-2 | Seite 11 | Abb. 3| Maßstab 1 : 15000

Informationen

Meißens Wurzeln reichen über ein Jahrtausend in die Vergangenheit: König Heinrich I. ließ im Jahr 929 eine Burg errichten. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich unterhalb dieser Burg ein Handelsplatz, der wegen seiner Lage zwischen Leipzig und Prag einen hervorragenden Standort hatte und stetig wuchs. Ab 1423 wurde Meißen unter Friedrich IV. zur Residenz ausgebaut und somit zum Zentrum des Kurfürstentums Sachsen. Zeugnisse dieser Epoche der Gotik sind der Dom und Schloss Albrechtsburg hoch über der Stadt.

Meißen um 1850
Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert nahm Meißens Bedeutung ab: Die Konkurrenten Dresden und Wittenberg waren nun Residenzen, das Bistum wurde aufgehoben. Der Dreißigjährige Krieg brachte einen wirtschaftlichen Abschwung. Die Wende begann 1708, als Johann Friedrich Böttger das europäische Porzellan erfand. Zwei Jahre später wurde die "Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur" errichtet, anfangs mit Sitz in Schloss Albrechtsburg. Mit der industriellen Revolution kamen erste Fabriken nach Meißen, 1835 die ersten Dampfschiffe und 1860 die Eisenbahn. Die Stadt war das Zentrum der Keramikindustrie in Sachsen, zum Kerngebiet auf der linken Seite der Elbe kamen neue Gebiete jenseits des Flusses hinzu. Als Zeugnisse des neuen Wirtschaftszeitalters zeigt die Karte um 1850 die aus dem Schloss verlagerte "Königlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur" im Südwesten und den Bahnhof im Osten. Als weiterer Wirtschaftszweig spielte der Weinbau eine Rolle, der auf einigen großen Flächen betrieben wurde.

Meißen 2007
Anders als das nur wenige Kilometer flussaufwärts liegende Dresden wurde Meißen während des Zweiten Weltkriegs nur wenig zerstört. Dennoch zerfiel die Altstadt, weil unter der Ägide des Sozialismus andere Prioritäten im Städtebau als die Restaurierung historischer Gebäude gesetzt wurden. Stattdessen wurde in den vier Jahrzehnten der DDR in neue Wohnungen am Rande der Stadt investiert, denn die Bevölkerung ist stetig gewachsen: von rund 7700 im Jahr 1834 bis auf knapp 28 000 im Jahr 2007.
Heute präsentiert sich Meißens Zentrum in lange nicht gesehener Pracht. Die Häuser rund um den Markt sind in bestem Zustand. Hier stehen das 2001 restaurierte spätgotische Rathaus und Häuser aus den Epochen der Gotik, Renaissance und des Barock. Zu den bedeutendsten Kirchenbauten zählt neben dem um 1400 vollendeten Dom die Frauenkirche aus dem Jahr 1520.
Die Lage der Industrie- und Gewerbeflächen wird durch die Achse der Bahnlinie markiert, die Ausmaße der nun "Staatlichen Porzellanmanufaktur" hat deutlich zugenommen. Im Laufe der letzten 300 Jahre ist es Meißen gelungen, immer am Puls der modernen Keramikindustrie zu bleiben. Neben dem klassischen Porzellan werden hier auch Fliesen und andere Sanitärkeramik hergestellt. 1991 wurde ein Forschungsinstitut für Feuerfeststoffe etabliert, zehn Jahre später nahm ein Betrieb zur Herstellung von keramischen Hochleistungsstoffen die Produktion auf.
D. Falk

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