Münster - Stadtzentrum und angrenzende Stadtteile

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978-3-14-100803-6 | Seite 78 | Abb. 2| Maßstab 1 : 25000

Überblick

Münster ist mit rund 300 000 Einwohnern die größte Stadt im nördlichen Nordrhein-Westfalen und politisches sowie wirtschaftliches Zentrum der Region. Zahlreiche Dienstleistungs-, Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen, insbesondere die Universität, prägen das Erscheinungsbild. Die Karte zeigt das Stadtzentrum Münsters und die angrenzenden Stadtteile. An ihr lässt sich die räumliche Entwicklung Münsters nachvollziehen.

Lage und Altstadt

Kristallisationspunkt der Stadtentwicklung war die Gründung einer Klosters 793. Nur wenige Jahre später, 805, wurde das Kloster zum Zentrum eines Bistums Münster. Damals wurde mit dem Bau eines ersten Doms begonnen. Der heutige Dom ist der markante Punkt der Altstadt. Um den Dom herum entstand die Altstadt mit einem unregelmäßigen Grundriss meist schmaler Gassen. Zu den wirtschaftlichen Mittelpunkten wurden der Prinzipalmarkt sowie die Viertel der Handwerker. Münster hatte zu dieser Zeit zehn Stadttore, Ortsnamen wie „Neutor“ oder „Kreuztor“ verweisen darauf.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Altstadt liegt das Schloss, welches im Jahr 1787 fertiggestellt wurde. Heute wird das Schloss von der Universität genutzt. Auf den Vorgängerbau des Schlosses, eine Zitadelle, verweist die Form des Wassergrabens um den Botanischen Garten.

Im Jahre 1764 fiel der Beschluss, die Befestigungsanlagen der Stadt zu schleifen. An ihrer Stelle wurde eine Promenade errichtet, die bis heute als grüner Gürtel die Altstadt umgibt und im Kartenbild einen markanten Orientierungspunkt bildet.

Industrialisierung und Zwischenkriegszeit

1848 wurde Münster an das Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Der Bahnhof und die Gleisanlagen lagen randlich zur Altstadt. Im Südosten des Stadtgebiets verläuft der 1899 eröffnete Dortmund-Ems-Kanal. Damit waren zwei wesentliche infrastrukturelle Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung Münsters geschaffen. Gewerbegebiete entstanden vor allem rund um den Stadthafen und entlang der Eisenbahnstrecken.

Die rasche Zunahme der Einwohnerzahl während der Gründerzeit führte zur Errichtung von Wohngebieten, die in einem konzentrischen Gürtel um die Altstadt lagen. Dieser Gürtel war allerdings noch nicht geschlossen, sondern wies im Westen und Nordosten Lücken auf. Die Stadtteile aus dieser Zeit weisen deutliche Merkmale einer sozialen Segregation auf (Villenviertel). Ergänzt wurde die Bebauung um öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Verwaltungsgebäude und Krankenhäuser.

In der Zwischenkriegszeit wurde der Erweiterungsring aus der Gründerzeit durch neue Wohnviertel geschlossen und an seinen Rändern ins Umland hinein erweitert. Aus dieser Zeit stammt die Gartenstadtsiedlung Geistviertel (s. Geiststraße in der Karte). Der Straßenverkehr ist auf ein System aus großen Ausfallstraßen und Ringstraßen ausgerichtet.

Der Aasee, ein Stausee im Südosten von Münster, wurde 1934 vollendet. Er ist bis heute mit seiner Umgebung aus Parks und Freizeiteinrichtungen das wichtigste Naherholungsgebiet der Stadt.

Nachkriegszeit und Gegenwart

Der Zweite Weltkrieg brachte der Stadt schwere Zerstörungen, der Wiederaufbau folgte jedoch dem historischen Stadtbild. Die Altstadt ist heute mit ihren Sehenswürdigkeiten und kulturellen Einrichtungen Anziehungspunkt für Besucher. Der östliche Bereich der Altstadt und das Quartier zwischen der Altstadt und dem Bahnhof bilden heute den Einkaufsbereich City. Er wird durch eine umfassende Tertiärisierung bestimmt und befindet sich in einer Konkurrenzsituation zu Einkaufszentren am Stadtrand bzw. im Umland.

Der Westen der Stadt wird von den ausgedehnten Einrichtungen der Universität bestimmt. Der Grundriss und die Verkehrserschließung weisen ihn als Gebiet mit relativ junger Bebauung aus.

Die Aufgabe einiger Industrie- und Gewerbestandorte im Südosten des Stadtgebiets war Ausgangspunkt eines Revitalisierungsprojekts. Das Hafengebiet, immerhin so groß wie die Altstadt, hatte seine Bedeutung als Warenumschlagplatz weitgehend verloren. Sanierte Altbauten und neue Gebäude beherbergen heute am „Kreativkai“ eine kleinteilige Mischung aus kultureller Nutzung, gastronomischen Einrichtungen und bestimmten Dienstleistungen. Neue Wohn- und Gewerbestandorte entstehen heute vor allem an der Peripherie.

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