München - Kulturzentrum

Deutschland - München und Alpenvorland
978-3-14-100800-5 | Seite 51 | Abb. 3| Maßstab 1 : 50000

Überblick

„Weltstadt mit Herz“, „Millionendorf“ oder „heimliche Hauptstadt“ – die Attribute, die man München bereits gegeben hat, sind vielfältig und manchmal widersprüchlich. In einem aber besteht kein Zweifel: München ist eines der bedeutendsten deutschen Kulturzentren. Die Stadt besitzt Baudenkmäler, Theater, Museen, Bibliotheken und wissenschaftliche Einrichtungen von internationalem Rang. Die reichhaltigen Kunstschätze und Attraktionen locken jährlich zahlreiche Touristen aus dem In- und Ausland an. Und das mit steigendem Trend: 2013 wurden 6,3 Millionen Gäste und 12,9 Millionen Übernachtungen gezählt; es war das elfte Rekordjahr in Folge. Mit 49,1 Prozent hat München unter allen deutschen Städten den höchsten Anteil an ausländischen Gästen. Die meisten Besucher kamen aus den USA (711 000 Übernachtungen), gefolgt von den Arabischen Golfstaaten (526 000) und Russland (525 000). Die größten Wachstumsraten wurden in den letzten Jahren bei Besuchern aus China und Südostasien verzeichnet (inzwischen unter den Top-Ten der ausländischen Herkunftsländer).

Baudenkmäler der Stadtgeschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde München 1158. Der erste Mauerring entstand zwischen 1175 und 1200. Das Stadtgebiet umfasste zu dieser Zeit knapp 17 Hektar, Baudenkmäler dieser Epoche sind nicht erhalten.

Mit der zweiten Stadtbefestigung, die 1270 begonnen und 1337 unter Kaiser Ludwig IV., dem Bayern, vollendet wurde, vergrößerte sich die Stadtfläche auf 90 Hektar. Von diesem Mauerring sind noch drei Stadttore erhalten: das Isartor, das Sendlinger Tor und das Karlstor. Der heutige Altstadtring folgt in seinem Verlauf weitgehend den früheren Befestigungsanlagen. In der Ludwigstadt bildeten sich bereits deutliche Stadtviertel heraus, die die räumliche Stadtentwicklung prägten. Als die Bedeutung Münchens als Residenzstadt wuchs, ließ sich der Adel verstärkt in der Nähe der Residenz nieder, kaufte Grundstücke auf und errichtete Adelspaläste, die, soweit sie noch erhalten oder wiederhergestellt sind, mit ihren prunkvollen Fassaden das Straßenbild bereichern.

Die Wittelsbacher ließen im 19. Jahrhundert drei Prachtstraßen anlegen:

• die Ludwigstraße zwischen Feldherrnhalle und Siegestor,

• die heute vom Altstadtring unterbrochene Maximilianstraße mit dem Maximilianeum (Sitz des Bayerischen Landtags),

• die Prinzregentenstraße mit dem Friedensengel.

Die weitere städtebauliche Entwicklung bis in die 1970er-Jahre war weniger bedeutend, bis mit den Olympiabauten und vor allem mit dem weltberühmten Zeltdach des Olympiastadions weitere architektonische Höhepunkte gesetzt wurden. Die wenigen modernen Hochhäuser Münchens liegen zum größten Teil außerhalb des Zentrums, ebenso wie seit 2005 das Stadion des FC Bayern München.

Theater- und Bühnenleben

Die Entwicklung zum Kulturzentrum verdankt München ebenfalls den Wittelsbachern. Sie ließen unter anderem das Residenz-, Cuvilliés- und Nationaltheater bauen. Das „Theaterviertel“ befindet sich im Bereich der Residenz und an der Maximilianstraße. Dort liegt auch die Bayerische Staatsoper, eine der renommiertesten Opern der Welt. Weitere Spielstätten von überregionaler Bedeutung sind die Münchner Kammerspiele, eines der bedeutendsten Sprechtheater Deutschlands, das Residenztheater, das Deutsche Theater, das Prinzregententheater, das Volkstheater oder die Schauburg in Schwabing, eine Bühne für Kinder und Jugendliche. Hinzu kommen zahlreiche Boulevardtheater.

Kabarett- und Kleinkunstbühnen finden sich in Schwabing, aber auch in der Altstadt. Ein neuer kultureller Schwerpunkt hat sich in Haidhausen entwickelt, einem Stadtteil, der, ähnlich Schwabing, eine rasante Entwicklung vollzogen hat. In den 1960er-Jahren noch ein unattraktives, sanierungsbedürftiges gründerzeitliches Arbeiterwohnviertel („Glasscherbenviertel“) mit hohem Ausländeranteil, wurde es Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre als citynahes, urbanes Wohnviertel entdeckt. Eine „Schwabingisierung“ setzte ein: Künstler, Kneipen und Boutiquen kamen, Wohnungen wurden luxussaniert, das Image des Stadtteils veränderte sich. Die Wohnbevölkerung wechselte, und mit ihr die soziale Schichtung. Das neue Kulturzentrum am Gasteig mit der Philharmonie, dem großen Konzertsaal Münchens, trug zur weiteren Aufwertung bei. Heute zählt Haidhausen zu den attraktivsten Wohnlagen in München.

Museen, Bibliotheken und Hochschulen

Mit einer breiten Palette unterschiedlichster Museen zählt die bayerische Landeshauptstadt zu den großen europäischen Museumsstandorten. Von herausragender Bedeutung ist vor allem das Deutsche Museum. Es ist eines der größten technischen Museen der Welt und zählt jährlich rund 1,5 Mio. Besucher. Seine Gründung geht auf das Jahr 1903 zurück, der heutige Bau auf der Museumsinsel wurde 1925 eröffnet. Internationale Beachtung finden des Weiteren die Sammlungen der Alten und Neuen Pinakothek sowie die der 2002 eröffneten Pinakothek der Moderne, die in unmittelbarer Nachbarschaft nördlich der Altstadt liegen. Die wichtigsten Kunstsammlungen und Museen der Stadt befinden sich überwiegend in einem etwa zwei Kilometer breiten, in West-Ost-Richtung verlaufenden Streifen zwischen der Technischen Universität und dem Friedensengel (Ende der Prinzregentenstraße).

Die Bayerische Staatsbibliothek an der Ludwigstraße, gegründet 1558, ist mit einem Bestand von 10 Mio. Bänden eine der größten deutschen Bibliotheken. In direkter Nachbarschaft befindet sich die Ludwig-Maximilians-Universität, die derzeit zweitgrößte Universität in Deutschland (50 000 Studenten, 18 Fakultäten) und eine der renommiertesten Hochschulen in Europa. Gemeinsam mit der nur wenige hundert Meter entfernten Technischen Universität nimmt sie seit 2006 an der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder teil. Ergänzt wird die Bildungslandschaft durch die Akademie der Bildenden Künste, die Hochschule für Fernsehen und Film und eine Reihe weiterer, teilweise privater Hochschulen.

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