London

Europa - London und Paris - Global Cities
978-3-14-100770-1 | Seite 110 | Abb. 2| Maßstab 1 : 50000

Informationen

Die Karte zeigt die funktionale Gliederung des größten Teils von "Central London" und die westlichen Teile der Docklands an der Themse. Die von den Römern angelegte Siedlung, die den historischen Kern der späteren Metropole bildete, war lage- und annähernd flächenidentisch mit der heutigen "City of London". Die überragende Bedeutung dieses Stadtviertels, eines der weltweit wichtigsten Wirtschaftszentren, konnte in den letzten Jahren durch innere Neuordnungen und bauliche Erweiterungen an seinen Rändern noch gesteigert werden.

London Innenstadt
Zwischen der City und dem traditionellen politischen Zentrum Großbritanniens, der "City of Westminster", befinden sich – durchzogen von Geschäftsstraßen – Wohn- und Büroviertel mit beachtlicher Funktionsdurchmischung. Diese Quartiere zählen heute zu den bedeutendsten Zielgebiet der Londontouristen, weil sich hier neben den königlichen Palästen im Stadtteil St. James" auch zahlreichen Ministerien, das Parlamentsgebäude (Westminster) und, wie vor allem in Mayfair, diverse diplomatische Vertretungen befinden. Überdies gibt es im nahe gelegenen Soho eine sehr hohe Anzahl von Theatern und in Marylebone viele Hotels und Restaurants. Ein nicht unbedeutender Anteil an der Fläche von Central London wird von Parks eingenommen, die häufig historische Repräsentationsbauten beherbergen und heute fast immer öffentliche Grünanlagen sind.
Während sich in der Nähe der zahlreichen innerstädtischen Grünflächen sowie flussaufwärts am Nordufer der Themse die bevorzugten Wohnquartiere herausgebildet haben, sind für weite Teile südlich der Themse und vor allem für den Osten Arbeiterviertel typisch. Zum Teil sind sie heute baulich überaltert oder von ethnischer Segregation geprägt.
Über Jahrzehnte war die Londoner Innenstadt eines der am stärksten vom Pkw-Verkehr belasteten Gebiete Großbritanniens. 2003 wurde östlich des weiterhin mautfreien Straßenzuges Park Lane – Grosvenor Place – Vauxhall Bridge mit der "Congestion Charge Zone" ein Citymautbereich abgrenzt, der 2007 auf die westlichen Stadtteile Westminster, Kensington und Chelsea ausgedehnt wurde. Von der genannten Durchgangsstraße abgesehen, ist das Durchfahren des Gebietes nur nach Entrichten einer Maut von acht Pfund (ca. 11,20 Euro) pro Tag erlaubt. Nach offiziellen Angaben hat durch diese Maßnahme der Straßenverkehr um 15 bis 20 Prozent abgenommen. Die Verkehrsunfälle und Umweltbelastungen sind dadurch zurückgegangen, parallel dazu haben die Zahl der Radfahrer und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zugenommen.

Strukturwandel im Hafenviertel
Nirgendwo in London war in den letzten zwei Jahrzehnten der Funktionswandel so einschneidend wie in den Docklands, dem östlich des Tower gelegenen Hafenviertel. Die überalterten, zum Teil noch aus dem frühen 19. Jahrhundert stammenden zentrumsnahen Hafenanlagen wurden aufgrund der zunehmenden Konkurrenz anderer britischer und europäischer Häfen und auch aufgrund der mangelnden Investitionsbereitschaft ortsansässiger Firmen zwischen 1967 und 1981 stillgelegt, zumal Ladungen von Großfrachtern und Containerschiffen vor Ort nicht mehr gelöscht werden konnten. Zehntausende von Arbeitskräften, die zuvor in den "Upstream Docks" oder den hafenorientierten Unternehmen beschäftigt gewesen waren, wurden dadurch arbeitslos. Die Docklands entwickelten sich sozial und städtebaulich zu einem innerstädtischen Problemgebiet.
Seit 1981 wurde die Infrastruktur erneuert, partiell auch völlig neu aufgebaut. Teile der Isle of Dogs wurden zur "Enterprise Zone" erklärt, in der ansiedlungswillige Unternehmen – vor allem aus den Bereichen Leichtindustrie, Großhandel und private Dienstleistungen – besondere Planungs- und Steuerpräferenzen erhielten. Im gesamten Gebiet der Docklands entstanden neue Wohngebiete in großer architektonischer Vielfalt, in direkter Ufernähe meist solche der gehobenen Preisklasse. Alte Lagerhäuser wurden durch die Umwandlung in Büros oder Luxusappartements neuen Nutzungen zugeführt, an verschiedenen Standorten wurden wasserbezogene Freizeiteinrichtungen eröffnet. Zum architektonischen Flaggschiff der Revitalisierung entwickelte sich der Hochhauskomplex Canary Wharf an der Westseite der Isle of Dogs, der die Skyline Londons veränderte. Verkehrlich erschlossen und an die City angebunden wurden die Docklands durch die auf einem Stelzenbau verlaufende Docklands Light Railway. Diente die Isle of Dogs zunächst als Erweiterungs- und Auslagerungsgebiet von Citynutzungen, so hat sie sich mittlerweile durch die Konzentration höchstrangiger Finanzdienste zu einem Neben- bzw. einem Konkurrenzzentrum der City of London entwickelt.
Mit der Aufgabe der gewerblichen Wasser- und Uferbereiche in den Docklands wurden auch oberhalb des Tower alte Gewerbestandorte entlang der Themse für eine neue Büro-, Handels- oder Wohnnutzung frei. Zeitgleich hat sich auf der gesamten South Bank seit den 1970er-Jahren mit der Tate Gallery an der Vauxhall Bridge, dem London Eye vor der Old County Hall, der Royal Festival Hall, dem National Theatre und Globe Theatre sowie der Tate Modern im Stadtteil Southwark ein imageträchtiges Ensemble von Kultureinrichtungen etabliert. Auch der ambitionierte Millenium Dome, der 2001 schon als ein finanzielles Desaster abgeschrieben wurde, gehört zu diesen Standorten – er soll im Rahmen der Olympischen Spiele 2012 einer neuen Nutzung zugeführt werden.
H.-W. Wehling

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