Lebensbedingungen

Erde - Erde - Entwicklungsstand
978-3-14-100770-1 | Seite 32 | Abb. 1| Maßstab 1 : 140000000

Informationen

Die Karte zum unterschiedlichen Entwicklungsstand der Länder auf der Erde beruht auf dem vom Weltentwicklungsprogramm (UNDP) der Vereinten Nationen entwickelten Human Development Index (HDI), dem "Index der menschlichen Entwicklung". Der HDI versucht anhand einer Reihe von Faktoren den Lebensstandard in verschiedenen Ländern zu erfassen. Er wird seit 1990 jährlich im Weltentwicklungsbericht (Human Development Report, HDR) veröffentlicht.

Lebensbedingungen weltweit
Nur etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung (in 63 von 177 Staaten) hat einen HDI > 0,8 und lebt damit unter guten bis sehr guten Lebensbedingungen. Etwa ein Zehntel hat einen HDI von deutlich unter 0,5. Dieser Teil der Weltbevölkerung lebt unter schlechten bis sehr schlechten Bedingungen. Verglichen mit den Daten von 2002 hat sich die Situation dieser Menschen noch weiter verschlimmert.
Die Karte zeigt ein ausgeprägtes Entwicklungsgefälle zwischen den OECD-Staaten und vielen Staaten Afrikas und Asiens. In Afrika sind nur Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten und die Seychellen zu den Schwellenländern zu zählen. Innerhalb Europas gibt es ein klares West-Ost-Gefälle, der einst deutliche Nord-Süd-Unterschied in Westeuropa ist hingegen verschwunden.
Außer den OECD-Staaten weisen nur einzelne Staaten einen guten Entwicklungsstand auf, darunter Israel, Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Uruguay, Chile und Malaysia.
Lateinamerika lässt ein Süd-Nord-Gefälle erkennen, daneben gibt es Entwicklungsunterschiede zwischen wirtschaftlich aufstrebenden Staaten wie Costa Rica und Staaten wie Haiti, Guatemala, Nicaragua, Honduras und Bolivien, die z. T. lange von Bürgerkriegen erschüttert wurden.
Auch Asien zeigt ein heterogenes Bild mit scharfen Gegensätzen auch innerhalb der Teilregionen. Deutlich wird dies etwa in Westasien am Unterschied zwischen Pakistan, dem Iran und den Emiraten. Auffällig im Kartenbild sind die grau gefärbten Territorien von Grönland, Liberia Nordkorea, Irak und Afghanistan, zu deren Entwicklungsstand keine Angaben vorliegen. Asien ist zugleich der Kontinent mit der größten Veränderungsdynamik, was sich etwa an der Entwicklung Malaysias zeigt.

Die Berechnung des Human Development Index
Durch den Human Development Index sollen die Lebensbedingungen in einem Land erfasst und international vergleichbar gemacht werden. Er setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die unterschiedliche Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstandes erfassen:
1. Die mittlere Lebenserwartung erfasst zum einen den Stand der Gesundheitsfürsorge und den Zugang zu einer medizinischen Versorgung – etwa über Sozialversicherungsschutz oder kostenlos bereitgestellte Leistungen –, zum anderen aber auch die Ernährungssituation in Hinblick auf Nahrungsmittelversorgung und Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Hygienebedingungen und soziale Faktoren wie die Absicherung im Alter.
2. Das Bildungsniveau wird durch die Einzelindikatoren Alphabetisierungsrate und Einschulungsrate erfasst. Das Bildungsniveau steht, ebenso wie das Einkommen, für erworbene Kenntnisse und die Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben. Überdies lässt es gewisse Rückschlüsse auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Sicherung von Kinderrechten zu.
3. Der materielle Lebensstandard, gemessen am Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Einwohner unter Berücksichtigung der jeweiligen Lebenshaltungskosten, gibt den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung wieder. Dies ist der problematischste und umstrittenste Einzelindikator, denn der Durchschnittswert sagt wenig über die oft sehr ungleiche Verteilung innerhalb der Bevölkerung eines Landes aus. Durch das BNE wird eher das Ausmaß wirtschaftlicher Aktivitäten und der Zufluss von Einkommen vergleichbar gemacht als die reale Einkommenssituation. Diese wird beispielsweise auch durch den nicht erfassten informellen Sektor oder die Subsistenzwirtschaft beeinflusst. Zudem bestehen durch die schwierige Vergleichbarkeit von Preisen Abstriche beim Aussagewert im weltweiten Vergleich, die hier aber durch die Berücksichtigung der Inlandspreise und die Anwendung des Logarithmus bei der Berechnung dieses Teilindizes gemildert sind. Trotz seines eingeschränkten Aussagewerts wurde das BNE, nicht zuletzt mangels einer Alternative, dennoch zur Erfassung des materiellen Lebensstandards in den HDI aufgenommen.
K. Heyden

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