Landschaftswandel - Glocknermassiv um 1850 und 2008

Europa - Alpen - Tourismus
978-3-14-100770-1 | Seite 121 | Abb. 3| Maßstab 1 : 150000

Informationen

Die obere Karte bildet die Situation um 1850 zur Zeit eines Höchststandes der Gletscher ab. Die naturnahe Hochgebirgslandschaft ist durch touristische Einrichtungen noch nicht erschlossen, sie zeigt im Wesentlichen nur Spuren landwirtschaftlicher Nutzung. Die untere Karte zeigt die Veränderungen des Hochgebirgsraumes bis zum Jahr 2008.

Die Glocknergruppe
Die Karte zeigt den zentralen Teil der Hohen Tauern, die Glocknergruppe, in der die bedeutendsten Berggipfel der Ostalpen und der höchste Berg Österreichs, der Großglockner, liegen. Typisch für die Glocknergruppe ist, dass das Schwergewicht in den Seitenkämmen liegt, während der Hauptkamm mit seinen überfirnten Gipfeln kaum über 3000 m hinaufreicht. Der nach Norden verlaufende Kamm, der am Eiskögele einsetzt, wird durch das Kapruner Tal mit seinen beiden großen Speicherseen in zwei Äste aufgespalten. Der schmale westliche Kamm hat mit dem Kitzsteinhorn (3203 m) einen markanten Gipfel. Breiter ausgebildet ist der östliche Kamm, der vom Firnfeld des Pasterzenbodens über die Bärenköpfe bis zum Wiesbachhorn (3564 m) verläuft. In beiden Kämmen tritt die Vergletscherung nahe an das Salzachtal heran. Im Süden liegt der Großglockner, der sich steil über die Pasterze und das Kalser Tal heraushebt.
Die Großglockner Hochalpenstraße gehört zu den bekanntesten Ausflugsstraßen in den Alpen. Sie wurde 1930–35 erbaut, wobei u. a. eine vorausschauende Fremdenverkehrspolitik für die Realisierung sprach.

Vergletscherung
Die Glocknergruppe ist trotz des in den letzten Jahren immer größer werdenden Gletscherrückgangs sehr stark vergletschert. Die ehemaligen Gletscherstände werden in der Landschaft durch die älteren Moränen markiert. Am deutlichsten kann man den Rückgang am Beispiel der Pasterze erkennen, die sich vom Pasterzenboden in das Mölltal zieht. Die Pasterze ist der flächengrößte und längste Gletscher der Ostalpen. 2002 hatte er eine Fläche von 18,5 km² (1969: 19,7 km²), eine Gesamtlänge von 8,4 km (1969: 9,2 km) und ein Eisvolumen von 1,8 km³. Die Fließgeschwindigkeit nimmt vom Firnfeld gegen die Gletscherzunge ab. Erreicht sie am Burgstall im Bereich des Bruches noch 78 m pro Jahr, so beträgt die Fließgeschwindigkeit nahe der Gletscherzunge 14 m im Jahr.
Seit 1856 ist der Gletscher ständig im Rückgang begriffen – vor rund 150 Jahren hatte er noch eine Länge von rund 11 km. Das Volumen der Pasterze ist derzeit gegenüber 1856 halbiert. Die Gletscherzunge ist von 1994 bis 2003 jährlich im Mittel um 4,24 m eingesunken, das ist das 2½-Fache des Mittelwertes für 1936–94.

Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun
Die Speicherkraftwerke Kaprun waren die ersten großen Kraftwerksanlagen in den österreichischen Alpen. Die natürlichen Voraussetzungen sind an der Nordflanke der Hohen Tauern besonders günstig. Die Entfernung zwischen dem 3000 m hohen Hauptkamm und dem 750 m hoch gelegenen Salzachtal beträgt nur 18 km. Der Stufenbau der eiszeitlich überformten Trogtäler begünstigte die Anlage von Speichern. Hinzu kommen Niederschläge von rund 3000 mm, in Höhen über 2900 m meist als Schnee. Das sommerliche Abschmelzen der Gletscher garantiert zusammen mit den Niederschlägen ein ausreichendes Wasserangebot.
Das 1951 fertiggestellte Kraftwerk verfügt über zwei große Speicher, dem am Talanfang gelegenen Moserboden und dem einige 100 m tiefer liegenden Limbergstausee. Über 30 km Stollen durchziehen das Berginnere, um die Gewässer der benachbarten Täler in die Speicher einzuleiten. Der 12 km lange Möllüberleitungsstollen bringt die an der Südflanke im Magritzenspeicher gesammelten Schmelzwässer in den Moserboden. Bis 2012 wird das Pumpspeicherkraftwerk Limberg II errichtet, wodurch sich die Leistungskapazität der Kraftwerksgruppe Kaprun auf 833 MW mehr als verdoppelt.
F. Forster, E. Astor

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