Knoblauchsland - Arbeitsintensiver Gartenbau

Deutschland - Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebe
978-3-14-100800-5 | Seite 58 | Abb. 4| Maßstab 1 : 12500

Überblick

Nürnbergs traditionelles Gemüseanbaugebiet, das „Knoblauchsland“, entstand aus denselben Gründen wie beispielsweise die Vierlande vor den Toren Hamburgs, die Filder bei Stuttgart oder das Vorgebirge zwischen Bonn und Köln (Modell der „Thünen’schen Ringe“: Schnell verderbliche Nahrungsmittel wie Gemüse und Milch konnten unter historischen Transportbedingungen keine langen Wege von den Erzeugern zu den städtischen Verbraucherzentren überstehen.)

Entstehung des Knoblauchlandes

Der Kartenausschnitt zeigt einen Teil des Knoblauchslandes, das als intensiv genutzter Agrarraum insgesamt 15 Ortschaften im Städtedreieck Nürnberg – Fürth – Erlangen umfasst. Die bunte Sortenvielfalt auf den Feldern und einige historische Baudenkmäler machen diese Kulturlandschaft zu einem reizvollen Naherholungsraum. Als moderne „Störfaktoren“ schoben sich der Industriepark Schmalau (außerhalb des Kartenblatts) und längs der B4 vermehrt Gewerbebetriebe zwischen die landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Modernitätskonflikte im Knoblauchsland

Obwohl der Flächennutzungsplan der Stadt Nürnberg das Knoblauchsland als Agrarzone erhalten will und der nahe Flughafen Nürnberg das Gebiet als besiedlungsfreie Flugschneise braucht, gehen durch die Ausweitung der städtischen Siedlungsansprüche immer wieder Landwirtschaftsflächen verloren. Die neuen Anwohner fordern Ruhe und kritisieren mitunter die Geruchsbelästigungen. Auf viel befahrenen Straßen und dem Industriepark Schmalau, gelten bäuerliche Fahrzeuge als Verkehrshindernis und Verschmutzungsgefahr, während umgekehrt die Kfz- und Luftverkehrsabgase das Gemüse belasten.

1970 gab es im Knoblauchsland noch etwa 300 landwirtschaftliche Betriebe, heute sind es noch rund 190, überwiegend Familienbetriebe ohne nennenswerte Fremdarbeitskräfte. Der Gemüsebau in Großstadtnähe ist zwar witterungs- und marktanfällig, ermöglicht aber dennoch ein interessantes, sicheres und zukunftsfähiges Kleinunternehmertum.

Differenziertes Angebot durch kleinteilige Nutzung

Der Gemüsebau gehört zum Erwerbsgartenbau und zeigt alle Kriterien dieses landwirtschaftlichen Betriebssystems: hohe Arbeitsintensität, hoher Kapitalaufwand, wache Marktorientierung und hohe Qualifikation der Betriebsinhaber. Ein gutes Beispiel liefert die Parzelle A: Der Besitzer teilt das Feld in mehrere schmale Bahnen und verschafft sich so je nach Pflanzenart unterschiedliche Aussaat- und Erntezeiten, differenziert damit geschickt seinen Arbeits- und Angebotskalender und beginnt im Sommer in der Regel einen zweiten, ja bisweilen sogar dritten solchen Durchgang. Im Gegensatz zu Neunhof, das in den 1960er-Jahren eine Flurbereinigung verweigerte, verfügt ein Kraftshöfer Bauer über zusammengelegte größere Parzellen. Aber auch er pflegt sie, wie im Fall A, in schmale Bahnen zu untergliedern, wodurch sich hier de facto ein ebenso kleinteiliges Nutzungsbild bietet. Die schmalen Streifen sind vielfach nur manuell zu bearbeiten.

Im Frühjahr deckt man das Knoblauchsland weitflächig mit schwarzen Plastikfolien ab; mit dieser Methode lässt sich die Anzucht beschleunigen und die Zahl der Ernten auf zwei bis drei pro Jahr steigern. Im Sommer zwingt die Niederschlagsarmut Mittelfrankens (unter 700 mm) zur künstlichen Bewässerung. Seit 1990 werden fünf große Sammelbecken mit Flusswasser aus der westlich gelegenen Regnitz gespeist.

Die Fruchtbarkeit des Knoblauchslands ist nicht zuletzt das Ergebnis jahrhundertelanger Düngung. Diese stammte zunächst aus der eigenen Viehhaltung, die allerdings ab 1950 von den Knoblauchsländer Bauern stark eingeschränkt wurde. Daneben holten sich die Landwirte der Region aus den Abortgruben Nürnbergs Fäkalien und sonstige organische Abfälle. Heute wird Kunstdünger eingesetzt.

Das alte Gemüseanbaugebiet Knoblauchsland hat sich in den letzten Jahrzehnten merklich modernisiert. Verstärkt ging man von Kohl, Porrée, Möhren u.a. zu Feingemüse (wie Spargel) über; in jüngster Zeit experimentiert man auch mit Strauchtomaten, Broccoli, Ruccola, Auberginen, Paprika, verschiedenen Kräutern und der Blumenzucht. Noch immer dominieren die Freilandkulturen. Doch stellte man vielerorts, trotz der hohen Investitionen und Betriebskosten, auf den Anbau in Gewächshäusern um.

Auch die Vermarktungswege wurden im Laufe der Zeit vielseitiger. Fast in jedem Hof mischen sich heute Direktverkauf, Beschickung der städtischen Wochen- und Großmärkte, Verträge mit Großkunden und über Erzeugergenossenschaften auch der Absatz in größere Fernen. Von dort kommt allerdings auch viel Importware, die mit den Produkten aus dem Knoblauchsland konkurriert..

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