Jerusalem - Altstadt

Asien - Naher Osten (Israel)
978-3-14-100800-5 | Seite 179 | Abb. 4| Maßstab 1 : 25000

Überblick

Jerusalem (hebräisch: Jerushalayim, arabisch: al-Quds) ist mit 788 100 Einwohnern (2010) die Hauptstadt des Staates Israel. Der östliche Teil wird allerdings als Hauptstadt eines zukünftigen Staates Palästina von den Palästinensern beansprucht. Jerusalem liegt in den Bergen Judäas, in einer Höhenlage von 610 bis 826 Metern über dem Meeresspiegel. Die exponierte Lage wird durch die Nähe zum 68 Kilometer entfernten Mittelmeer im Westen und zum nahe gelegenen Jordangraben mit dem Toten Meer im Osten noch unterstrichen. Juden stellen etwa 64 Prozent der Bevölkerung, Muslime 33 Prozent und die Christen eine Minderheit von gut 2 Prozent.

Stadtviertel und heilige Stätten der Altstadt

Die Altstadt, 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt, wird durch eine Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert begrenzt. Unter dem Osmanenherrscher Sultan Süleyman erbaut, gibt sie diesem Stadtteil mit seinem jüdischen, christlichen, armenischen und muslimischen Viertel seine heutige Form. Innerhalb dieser Mauern liegen auf engstem Raum die heiligen Stätten der drei monotheistischen Weltreligionen.

Im östlichen Teil dominieren, auf einem Plateau gelegen, die goldene Kuppel des Felsendoms und die Al-Aqsa-Moschee das Bild der Altstadt. Nach Mekka und Medina ist dieser Ort die drittwichtigste heilige Stätte des Islam. Nach jüdischer Überlieferung war es der Standort sowohl des ersten als auch des zweiten Tempels, der 70 n. Chr. von den Römern zerstört wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die „Klagemauer“, die Westmauer des einstigen jüdischen Tempelbergs, die eine wichtige Gebetsstätte für das Judentum ist. Die „topographische“ Seite des Palästinakonflikts wird an der räumlichen Nähe dieser muslimischen und jüdischen Heiligtümer besonders greifbar.

Im Nordwesten der Altstadt befindet sich die Grabeskirche aus dem 4. Jahrhundert: nach christlicher Überlieferung die Kreuzigungsstätte und das Grab Jesu. Zur Grabeskirche führt quer durch das muslimische Viertel die Via Dolorosa mit den letzten Stationen des Kreuzweges.

In der Altstadtmauer gibt es acht Stadttore aus verschiedenen Epochen. Das Goldene Tor, das auf den Tempelberg führt und unter der osmanischen Herrschaft zugemauert wurde, wird nach jüdischer Überlieferung mit dem Kommen des Messias wieder geöffnet.

Weitere Orte mit religiöser oder spiritueller Bedeutung liegen außerhalb der Altstadt. Am Berg Zion im Süden verehren Juden das Grab König Davids, unmittelbar daneben soll Jesus nach christlicher Überlieferung sein Letztes Abendmahl gefeiert haben. Der Ölberg mit dem Garten Gethsemane im Osten gilt als Ort der Festnahme Jesu. Auch der über Jahrhunderte angelegte jüdische Friedhof am Ölberg und der muslimische Friedhof am Fuße des Felsendoms zählen zu den wichtigen religiösen Stätten.

Das Zentrum der Neustadt

Außerhalb der Altstadt gibt es in der Westhälfte eine jüdische und in der Osthälfte eine arabische Neustadt, beide mit eigenen Wohngebieten und Wirtschaftszentren. Die Geschichte der jüdischen Neustadt begann Ende des 19. Jahrhunderts. Aufgrund der zunehmenden Platznot im jüdischen Viertel mussten außerhalb der Altstadt neue Wohnviertel errichtet werden. Mea She’arim, erbaut ab den 1870er-Jahren, war und ist mit seinen Betstuben, Synagogen und Talmudschulen das Zentrum der jüdischen Orthodoxie. In seinem Süden liegen heute das Hauptgeschäftszentrum und die Stadtverwaltung von Jerusalem. Der Stadtteil Rehavia wurde ab den 1920er-Jahren nach dem architektonischen Vorbild europäischer Städte erbaut und bevorzugt von europäischen Immigranten besiedelt. Das König-David-Hotel zwischen Rehavia und Altstadt, ist heute ein Luxushotel von internationalem Ruf.

In Ost-Jerusalem entwickelte sich das Bab al Zahra-Viertel vor allem nach der Teilung der Stadt 1948 zu einem neuen Geschäftszentrum. Das Viertel Davidsstadt und das ehemalige arabische Dorf Silwan zählen zu den traditionellen palästinensischen Wohngebieten.

Das Niemandsland von 1949 war ein Resultat des Unabhängigkeitskrieges von 1948, in dem die israelischen Streitkräfte zwar große Teile des Landes eroberten, aber den Osten Jerusalems mit der Altstadt an Jordanien verloren. Ein schmaler Korridor westlich der Altstadt versperrte den Juden bis 1967 den Zugang zur Klagemauer und dem alten jüdischen Viertel. Erst im „Sechstagekrieg“ eroberte Israel die Altstadt zurück.

Nach dem Ausbruch der „Zweiten Intifada“ begann Israel 2003 mit dem Bau einer Grenzanlage, die zum Teil aus einer hohen Mauer, zum Teil aus einem Zaun besteht. Diese östlich des Kartenausschnitts verlaufende Anlage wurde international stark kritisiert, weil sie arabische Siedlungen teils ein- oder ausschließt, teils durchschneidet. Dennoch hat sie dazu beigetragen, dass die blutigen Selbstmordattentate, denen in Jerusalem seit den 1980er-Jahren Hunderte Menschen zum Opfer fielen, stark nachgelassen haben. Zum Zweck der Terrorprävention werden im unmittelbaren Umfeld der Altstadt auf bestimmten Straßen Pkw-Kontrollen durchgeführt.

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