Japan - Naturrisiken - Exogene Kräfte

Asien - Japan - Naturrisiken und Wirtschaft
978-3-14-100382-6 | Seite 112 | Abb. 1

Überblick

Kaum ein anderer Flächenstaat ist dermaßen von Naturkatastrophen bedroht wie Japan. Der Inselstaat ist vor allem durch Erdbeben und Vulkanismus, aber auch durch Tsunamis, Taifune, Überschwemmungen, Erdrutsche, Bergstürze und starke Schneefälle gefährdet.

Erdbeben und Vulkanismus

Die Pazifische Platte prallt hier mit der Chinesischen und der Philippinischen Platte zusammen und taucht unter diesen beiden ab. Der Inselstaat liegt mitten in dem von Vulkanismus und Erdbeben bedrohten Pazifischen Feuerring. Jedes Jahr werden in Japan durchschnittlich 1450 Erdbeben registriert. Die Herde der seit 1885 aufgetretenen Erdbeben verteilen sich auf den gesamten japanischen Archipel und den Pazifischen Ozean (Seebeben). Die gesamte Pazifikküste Japans ist durch Tsunamis gefährdet. Tsunamis können aber auch durch weit entfernte Seebeben entstehen Knapp 40 der mehr als 200 Vulkane sind noch aktiv.

Große Erdbebenkatastrophen

Eines der folgenschwersten Erdbeben, das in Japan stattfand, ereignete sich am 17. Januar 1995 in Kobe. Trotz seiner Stärke von „nur“ 7,2 auf der Richterskala war es das Erdbeben mit der bis dahin höchsten Schadenssumme: Die durch das Erdbeben und die folgenden Großbrände verursachten Schäden werden auf etwa 100 Milliarden US-$ geschätzt. Dem Beben fielen rund 6400 Menschen zum Opfer, etwa 300 000 Menschen verloren ihr Obdach und rund 215 000 Gebäude wurden zerstört. Die Hanshin-Autobahn brach über eine Länge von fünf Kilometern zusammen. Noch katastrophalere Ausmaße hatte das jüngste Erdbeben, das sich am 11. März 2011 ereignete. Es gilt als das schwerste Erdbeben in der Geschichte Japans. Das Epizentrum lag vor der japanischen Ostküste im Pazifischen Ozean, etwa 130 Kilometer östlich der Millionenstadt Sendai. Das Erdbeben erreichte eine Stärke von 8,8 auf der Richterskala. Es löste zudem Tsunamis aus; weite Teile im Nordosten Japans wurden von meterhohen Wellen überflutet. Tausende Menschen kamen ums Leben, über eine halbe Million Einwohner wurden obdachlos. Gleichzeitig kam es infolge des Bebens bzw. der Flutwellen zu starken, teilweise unkontrollierbaren Störfällen in Atomreaktoren, die zum Austritt radioaktiver Strahlung in die Atmosphäre sowie ins Grund- und Meerwasser führten.

Weitere Naturrisiken

Als aus dem Meer herausragendes Gebirge weist Japan auf mehr als 70 Prozent seiner Staatsfläche eine Neigung von mehr als acht Prozent auf. Erdrutsche und Bergstürze treten entsprechend häufig auf. Auf der Insel Hokkaido sowie an den Westküsten der anderen Inseln herrscht eine hohe Wahrscheinlichkeit heftiger Schneefälle. Sie stammen aus feuchten Luftmassen, die durch den Wintermonsun aus nordwestlicher Richtung herangeführt werden. Alle flachen Küstenabschnitte sind von Überschwemmungen bedroht. Die Überschwemmungsgefahr wird durch die sehr kurzen Laufstrecken der Flüsse und ihre hohe Reliefenergie in den Oberläufen sowie dem sehr geringen Gefälle in den Unterläufen verstärkt. Die Ursachen für die regelmäßig hohen Niederschläge und außergewöhnlichen Starkregen-Ereignisse liegen in der Verlagerung der Polarfront im Frühsommer und im Herbst. Von August bis Oktober liegt Japan auf den parabelförmigen Durchzugsbahnen von Taifunen, die das Land mit hohen Windstärken und Sturmfluten sowie extremen Niederschlagsmengen gefährden. Jedes Jahr ziehen rund 30 solcher tropischer Wirbelstürme über den japanischen Archipel hinweg.

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Weitere Materialien

Lebendige Karte
Tsunami-Ausbreitung 2011
In dieser Animation wird der Verlauf und die Wellenhöhe des Tsunamis nach dem Beben vom 11.03.2011 gezeigt. Die Daten beruhen auf Vorhersagewerten der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) nach dem Erdbeben vom 11. März 2011.