Indien, Bangladesch - Regen durch Sommermonsun

Asien - Indien - Megastadt Mumbai
978-3-14-100870-8 | Seite 164 | Abb. 1

Überblick

Der durch die unterschiedliche Erwärmung von Meer und Land hervorgerufene Monsun ist eine tropische Luftströmung, die durch ihre große Ausdehnung und ihren jahreszeitlichen Richtungswechsel eine entscheidende Bedeutung für die Vegetation und das menschliche Leben in Südasien hat (s. 157.4-5).

Ab März rücken die Glieder der globalen Zirkulation der Atmosphäre (s. 187.8) durch Veränderungen des Sonnenstands recht abrupt nach Norden. Nun wird die Witterung in Nordindien aufgrund der hohen Einstrahlung zunächst heiß und trocken (Prämonsun-Phase). Im Gangesdelta entstehen bei der Überlagerung kalter Luft in der Höhe und warmer, feucht-labiler tropischer Luftmassen am Boden erste Tiefdruckstörungen, die höhere Niederschläge erbringen. Damit beginnt in Bengalen, Bangladesch, Assam und Buam der Monsun.

Im Frühsommer entwickelt sich über Indien durch die Aufheizung des zentralsiatischen Hochplateaus in großer Höhe eine Ostströmung. Mit ihrer Ausbildung ist der Weg frei für die etwa 3000 Meter mächtige Südwestströmung des eigentlichen Sommermonsuns nach Indien. Dieser strömt der Innertropischen Konvergenzzone zu, deren Tiefdruckrinne im Sommer bis in den Norden des Subkontinents wandert. Dadurch beginnen die Monsunniederschläge zunächst im Südwesten Indiens Ende Mai. Die Niederschläge sind dort besonders stark, wo die Monsunströmungen auf die Westghats treffen. Dort bilden sich Konvektionswolken und führen im Stau des Küstengebirges zu verstärkten Monsunniederschlägen. Mit der Nordwanderung der Regenfront bzw. der Innertropischen Konvergenzzone verlagert sich das Gebiet maximaler Niederschläge von Mai bis Juli nach Norden, um sich mit dem Rückzug des Sonnenhöchststandes wieder in Richtung Äquator zurückzuziehen. Zwischen Juli und November überquert die Monsunfront mit ihren Niederschlägen daher noch ein zweites Mal den indischen Subkontinent.

Über Indien fallen die Monsunniederschläge jedoch nicht nur aus der generellen Südwestmonsunströmung, sondern auch aus Tiefdruckwirbeln, die sich über dem warmen Golf von Bengalen entwickeln (Monsundepressionen). Diese sind bei einer horizontalen Ausdehnung von über 1000 Kilometern in die tropische Ostströmung eingebunden und ziehen vom Golf von Bengalen nach Westen bzw. Nordwesten. Über Land führen sie gerade in Ostindien und Bangladesch zu extrem hohen Niederschlägen. Dort werden im Stau des Himalayas die höchsten Regensummen auf der Erde erzielt.

Zwischen den Zugbahnen der Tiefdruckwirbel und der südwestlichen Monsunströmung vom Indischen Ozean bleibt das Hinterland in Süd- und Westindien (Dekkanplateau), gelegen im Lee des Küstengebirges, fast ganzjährig vergleichsweise niederschlagsarm.

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