Himalaya - Tourismus am Mount Everest

Asien - Südasien - Vielfalt der Raumstrukturen
978-3-14-100803-6 | Seite 183 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Die Karte zeigt den Himalaya-Hauptkamm im Abschnitt zwischen Cho Oyu (8201 Meter) und Mount Everest (8848 Meter) sowie die Khumbu-Region des Grenzdistriktes Solu-Khumbu in Ostnepal. Die Höhenunterschiede zwischen den niedrigsten Talpunkten des Dudh Kosi im Kartenausschnitt und dem Mount Everest betragen etwa 6200 bis 6400 Meter und umfassen daher alle Höhenstufen der Vegetation und der menschlichen Siedlungs- und Kulturlandschaft von der Zone des tropischen Höhen- und Nebelwaldes bis zu den lebensfeindlichen Eiswüsten der höchsten Punkte unserer Erde. Die Tallandschaften des Dudh Kosi im Südwesten des Kartenausschnitts werden durch die über 6000 Meter hohe Hinku-Kette mit Bergriesen wie dem Numbur und dem Karyolung teilweise dem Monsuneinfluss entzogen. Dadurch sind auch die niedrigen Jahresniederschläge von unter 1000 Millimetern im Dauersiedlungsraum des Khumbu zu erklären. Große Teile der landschaftlich ausgesprochen attraktiven Region sind als Nationalparks unter Schutz gestellt.

Bevölkerung und Landwirtschaft

Die reißenden Flüsse mit stark schwankender Wasserführung bilden für den besiedelten Raum das Haupthindernis der Verbindung jeweils gegenüberliegender Talseiten. Talabwärts gehen sie in wilde und ungangbare Schluchtstrecken über. Mit zunehmender Höhe verbreitern sich die Täler; Hangverflachungen, Talleisten und Sporne bieten die Möglichkeit für die Anlage von Siedlungen, welche von Sherpas bewohnt werden. Die Sherpas („Ost-Menschen“) sind Angehörige eines mongolo-tibetischen Volkes, das sprachlich den Tibetern nahesteht und sich mehrheitlich zum Lamaismus bekennt. Die berg- und gletschergewohnte (männliche) Bevölkerung ist als Trekking- und Expeditionsträger gesucht und bewährt.

In den locker gebauten Dörfern bewohnen die Sherpas oft recht geräumige, häufig doppelstöckige, weiß getünchte Steinhäuser mit Satteldächern. Bis in die 1980er-Jahre waren sie fast ausnahmslos Viehzüchter, welche aus Yaks und Rindern leistungsfähige und zähe Kreuzungen züchteten und außerdem Ackerbau betrieben, hauptsächlich den Hackbau von Kartoffeln, Buchweizen und Gemüse. Allein im Sommerdorf Dingboche (4360 Meter), das als einzige Siedlung Flurbewässerung betrieb, wurde Sommergerste angebaut.

Als Viehhalter und Viehzüchter nutzen die Sherpas die teilweise in Höhen von 5000 Metern reichende Zwergstrauch- und Grasheidenstufe – die hochalpinen Matten und Weiden – als Weideland. Die damit verbundene Saisonwanderung führte zur Anlage von Sommerdörfern, Almsiedlungen und Hirtenhütten. Yak und Nak (Yak-Kuh) nutzen die höchstgelegenen Weideflächen – die höchste liegt bei 5350 Metern –, Schafe, Ziegen, Rinder und Wasserbüffel die niedrigeren. Die Saumgrenze ist durch die Weide herabgedrückt. Leider wird der Wald in der Umgebung der Siedlung zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz stark abgeholzt, was durch die deutliche Bevölkerungszunahme im Khumbu und den – trotz der maoistischen Aufstände von 1996 bis 2006 – ungebrochenen Zustrom von Touristen noch verstärkt wird.

Zum Tourismus

Seit dem Übergang von vereinzelten Expeditionen zum Trekking- und Gipfeltourismus in den 1980er-Jahren haben sich die Lebensgrundlage der Sherpas und damit auch die Landnutzung nachhaltig verändert: Viehzucht und Ackerbau werden heute vorwiegend im Nebenerwerb oder von Frauen und Kindern betrieben, während die männliche Bevölkerung mehrheitlich als Lastenträger und Routenführer insbesondere für Trekkingreisende und Gipfelbergsteiger – bis Anfang 2014 gab es insgesamt 8761 Mount-Everest-Besteigungen, im Durchschnitt 2008–2013 rund 800 pro Jahr –, aber auch im Warentransport tätig ist.

Noch immer ist das Mount-Everest-Gebiet eine Woche Fußmarsch von der nächsten Verkehrsstraße entfernt, und auf dem Flugplatz in Lukla können wegen der schwierigen Start- und Landebedingungen nur kleine Propellermaschinen verkehren. Die Karte zeigt die Infrastruktur des Gebiets für den Trekkingtourismus. Von Namche Bazar aus durchzieht ein Netz von Trekkingwegen und Pfaden die Region. Als Unterkünfte, meist für eine Nacht, da am nächsten Tag in der Regel weitergegangen wird, dienen Lodges und saisonal auch Steinhütten auf den Almen.

Das Zentrum des Grenzdistriktes Solu-Khumbu und des höher gelegenen Dauersiedlungsraums ist das Dorf Namche Bazar (3450 Meter). Es ist Umschlagplatz für den zwischen 1959 und den 1990er-Jahren durch die chinesischen Machthaber stark eingeschränkten, in den vergangenen Jahren aber wieder gestiegenen Tibethandel. Tibetische Kaufleute bringen unter anderem Salz, Wolle, Häute und chinesische Fertigwaren nach Namche Bazar.

Mount Everest

Die Höhe der Bergflanken des Mount Everest beträgt im Norden und Süden 2500 Meter, im Osten 3500 Meter. 1852 wurde er als höchster Berg der Erde erkannt und 1856 nach Sir George Everest, einem britischen Kolonialvermesser, benannt.

Nach mehreren Versuchen verschiedener Nationen glückte dem Neuseeländer Sir Edmund P. Hillary und dem Sherpa Tenzing Norgay (Norke) im Rahmen einer britischen Expedition am 29. Mai 1953 die Erstbesteigung. 1978 erreichten die Südtiroler Reinhold Messner und Peter Haberle den Gipfel erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff, 1980 schaffte Reinhold Messner den Aufstieg im Alleingang. Der Hauptweg zum Mt. Everest führt von Lukla über Namche Bazar zum Basiscamp westlich des Berges.

Die Gletscherenden der Eisströme in den Tälern reichen etwa beim Lunag-, Ngozumpa-, Khumbu- und Lhotse-Gletscher bis in die Mattenregion. Ihre Längserstreckung einschließlich des Nährgebietes ist – trotz der enormen Steilheit in ihren mittleren und höheren Teilen – beträchtlich; so misst der Ngozumpa-Gletscher rund 24 Kilometer und der Khumbu-Gletscher etwa 16,5 Kilometer. Ihre Bewegungsgeschwindigkeit ist infolge des trockenen Klimas allerdings gering. Mittlerweile sind aufgrund der globalen Erwärmung ausnahmslos alle Gletscher im Mount-Everest-Massiv rückläufig: Der Khumbu-Gletscher hat sich im Durchschnitt 1976–2007 um rund 18 Meter pro Jahr zurückgezogen, der Rongphu-Gletscher auf der Nordseite schrumpft jährlich um 20 Meter. Eine Folge des Gletscherrückgangs ist die Gefährdung durch ausbrechende Gletscherseen, die zum Teil durch Entwässerungsprojekte wie am Rolpa See gebannt werden soll.

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