Handel und Wirtschaft im Römischen Reich

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978-3-14-100770-1 | Seite 87 | Abb. 2| Maßstab 1 : 24000000

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Das Römische Reich umfasste 117 n. Chr. den gesamten Mittelmeerraum, Kleinasien, Ägypten sowie Gallien und Britannien im Norden. Kaiser Trajan hatte ab 101 n. Chr. Dakien erobert und das römische Herrschaftsgebiet in Syrien (Provinz Arabia) sowie in Asien (Provinzen Armenia, Assyria, Mesopotamia) erweitert. Damit erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Die wirtschaftlichen Schwerpunkte lagen auf Landwirtschaft, Gewerbe, Handel und Verwaltung.
Gallien, Britannien und Germanien lieferten außer Natur- und Bergbauprodukten vor allem gewerbliche Erzeugnisse. Sie waren neben der Küstenschifffahrt auch auf dem Landweg über zwei Hauptverkehrsachsen mit Rom verbunden, die heute noch wichtige Verkehrsrouten sind: das Rhônetal und das Rheintal. Eine ähnliche Stellung nahm die Provinz Hispania ein, die auch Nahrungsmittel lieferte. Neben den Schifffahrtswegen war die Küstenstraße über Genua, Massilia, Narbo und Tarraco die wichtigste Verbindung. Die afrikanischen Provinzen waren wichtige Mittler im Handel mit Zentral- und Westafrika und lieferten neben agrarischen Produkten spezielle Güter wie den Farbstoff Purpur. Über Syrien und Ägypten gab es Handelsverbindungen nach Nubien, zum Oberlauf des Nil, nach Arabien und Asien. In Häfen wie Alexandria und Tyrus wurden neben Nahrungsmitteln vor allem spezielle Produkte wie Purpur oder Papyros sowie Gewürze, Kräuter und Drogen und daraus hergestellte Kosmetika gehandelt. Griechenland, Kleinasien und der Küstensaum des Schwarzen Meeres waren besonders wichtig als Rohstoff-, Holz- und Nahrungsmittellieferanten sowie als Verbindungsglieder im Handel mit Asien. Der Schwarzmeerraum war neben Nordafrika und Ägypten ein Schwerpunkt des römischen Sklavenhandels. Die Balkanhalbinsel lieferte Erze, Holz und Nahrungsmittel.

Landwirtschaft
Die Landwirtschaft war der wichtigste Wirtschaftszweig des Römischen Reiches, etwa 75 % der Bevölkerung waren Bauern. Es gab zunächst zwei Grundformen: kaiserliche Domänen oder Großgüter (zum Teil mit Sklavenarbeit) und kleinbäuerliche Gehöfte von Freibauern. Manche Großgüter verzichteten auf Sklaven, einerseits weil die Sklavenarbeit unrentabler als der saisonabhängige Einsatz anderer Arbeitskräfte war (Weinbau), andererseits weil Sklaven in Friedenszeiten knapp waren. Im 2. Jahrhundert n. Chr. wurden die Freibauern zunehmend zu Kolonen gemacht. Sie traten ihr Land an die Gutsbesitzer ab, die im Gegenzug Schutz vor Übergriffen der Steuereintreiber oder bewaffneter Banden boten. Nach der Übernahme römischer Agrartechniken in vielen Regionen des Römischen Reiches entstand eine Konkurrenzsituation, die die Lage der Bauern erschwerte.

Handel und Verkehr
Der Gütertransport war trotz ausgebauter Verkehrswege vergleichsweise teuer und risikoreich. Zwar wurden bestimmte Produkte quasi weltweit gehandelt, es gab aber nur wenige gewerbliche Produktionsstandorte von überregionalem Stellenwert. Die Städte schöpften ihre Bedeutung mit wenigen Ausnahmen (Ostia, Alexandria, Lugdunum, Rom) aus ihrem direkten, agrarisch geprägten Umland.
Das römische Straßennetz mit seinen zahlreichen Brückenbauten erschloss alle wichtigen Regionen und Orte und gewährleistete den politischen, militärischen und wirtschaftlichen Zusammenhalt des Reiches. Auf diesen Straßen konnten Eilboten mit für sie bereit gestellten Wagen etwa 80 km am Tag zurücklegen. Der Transport von Waren oder die Verlegung von Militäreinheiten dauerte oft wesentlich länger.
In vielen Küstenstädten wurden Hafenanlagen errichtet, die wichtigsten Seewege waren durch Leuchtfeuer gesichert. Der Schwerpunkt des Schiffsverkehrs lag im Mittelmeerraum. Eine Fahrt von Ostia nach Carthago dauerte unter günstigsten Bedingungen zwei Tage, nach Tarraco brauchte man mindestens vier Tage, nach Alexandria neun. Allerdings erschwerten Stürme die Schifffahrt. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang des Römischen Reiches wurden die Verkehrswege immer unsicherer, was den überregionalen Handel sehr erschwerte oder auch ganz verhinderte.
M. Felsch,

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