Hamburg - Wohnen, Arbeiten und Verkehr

Deutschland - Hamburg - Hafenstadt
978-3-14-100803-6 | Seite 35 | Abb. 4| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Die Freie und Hansestadt Hamburg und ihr unmittelbares Umland bilden das wirtschaftliche Zentrum Norddeutschlands. Die ökonomische Bedeutung der Stadt und ihres Hafens – der sich zu einer wichtigen Drehscheibe des globalen Handels entwickelt hat – für die gesamte Region stellt die Stadtplaner vor große Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Wohnungs- und Verkehrssituation.

Stadtgliederung und Bevölkerung

In der Hansestadt Hamburg lebten 2013 etwa 1,75 Mio. Menschen. Im Ranking der deutschen Großstädte liegt Hamburg damit auf dem zweiten Platz nach Berlin. Auch das unmittelbare Umland von Hamburg verzeichnet seit Jahren einen beständigen Zuwachs dank eines positiven Wanderungssaldos.

Die höchste Bevölkerungsdichte hat die Stadt in einem Halbring nördlich der City mit den Stadtteilen Altona, Eimsbüttel, Eppendorf, Barmbek und Wandsbek. Eine überdurchschnittliche Bevölkerungskonzentration gibt es darüber hinaus inselhaft im Nordwesten im Stadtteil Hamburg-Lurup sowie südlich bzw. südöstlich des Zentrums in Hamburg-Harburg und Hamburg-Bergedorf. In Richtung des niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Umlands nimmt die Bevölkerungsdichte dagegen kontinuierlich ab. Auffallend an Hamburg ist der für eine Großstadt ungewöhnlich hohe Anteil an unbewohnten Flächen (v. a. Hafengebiete).

Um das Stadtzentrum von ausufernden Verwaltungsfunktionen zu entlasten, wurde in den 1960er-Jahren am Rand der inneren Stadt ein Entlastungszentrum mit Bürobauten für große Firmen und staatliche Verwaltungen errichtet: die City Nord. Nach anfänglich hoher Anziehungskraft erlebte der Standort im Laufe der Zeit einen leichten Niedergang. Trotz der Umnutzung früherer Büroflächen und der Einrichtung neuer Einkaufspassagen gab es noch bis Mitte der 1990er-Jahre erhebliche Leerstände. Inzwischen wurde die ursprüngliche Qualität des Standorts jedoch wieder neu entdeckt; viele Immobilien sind aufwendig saniert und die Leerstandsquote ist heute die geringste der Stadt.

Um in einem ausgedehnten Siedlungsraum wie Hamburg die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen flächendeckend zu gewährleisten, sind im Laufe der letzten Jahrzehnte neben der City-Nord auch andere Entlastungszentren wie Harburg oder Billstedt etabliert worden. In einem polyzentrischen System zentraler Standorte bündeln sie die Funktionen von Verwaltung, Dienstleistungen, sozialen und gesundheitlichen Einrichtungen, Handel und Verkehr sowie Kultur und Bildung. Als Zentren des öffentlichen und politischen Lebens sollen sie nicht nur die City entlasten, sondern mit eigener Identität und Ausstrahlung auch zur urbanen Lebensqualität beitragen.

Wirtschaft

Metropolregionen sind stark verdichtete Räume von internationalem Rang, denen eine Schlüsselrolle bei der wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung einer ganzen Region zukommt. Dies gilt auch für die Kernstadt Hamburg und ihr Umland. Gut 200 000 Unternehmen haben in der Metropolregion Hamburg ihren Sitz, wobei dem Hamburger Hafen (vgl. Karte 34.2) eine herausragende Bedeutung zukommt. Er ist nicht nur Arbeitgeber, sondern als bedeutender Knotenpunkt der globalen Handelsströme vor allem ein immens wichtiger Standortfaktor für diverse Industriezweige.

Von großer ökonomischer Bedeutung für Hamburg sind vor allem die Wirtschaftszweige Logistik und maritime Wirtschaft, Luftfahrtindustrie, Medien und Verlage, Multimedia und IT, chemische Industrie, Maschinenbau und Tourismus.

Verkehr und Pendler

Unmittelbar mit der hohen Wirtschaftsleistung verbunden ist das hohe Verkehrsaufkommen. An jedem Werktag pendeln durchschnittlich über 320 000 Menschen nach Hamburg ein, während rund 100 000 Auspendler das Stadtgebiet verlassen. Die Zahl der Auspendler ist in Orten, die wie Pinneberg oder Ahrensburg durch Straßen- und Schienenverbindungen gut an die Kernstadt angebunden sind, besonders hoch.

Um die hohe Verkehrsdichte auf den Straßen zu reduzieren und Staus zu vermeiden, sind in Stadt und Umland eine Reihe von Infrastrukturmaßnahmen geplant. An erster Stelle ist der weitere Ausbau und die Verbesserung des Schienenverkehrs zu nennen, sodann der geplante Neu- und Ausbau der Autobahnen. Eine Schlüsselrolle bei der Verkehrsplanung spielt die Autobahn A7, die nicht nur den Hamburger Hafen und den Flughafen an das Umland anbindet, sondern die zugleich auch Deutschlands wichtigste überregionale Nord-Süd-Verbindung ist und deshalb zu den am stärksten befahrenen Autobahnen im ganzen Land zählt. Nach aktuellen Prognosen soll ihre Auslastung weiterhin steigen, von derzeit 152 000 Kraftfahrzeugen täglich auf 165 000 im Jahr 2025. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, gleichzeitig aber auch die Wohnqualität in den angrenzenden Gebieten zu sichern, ist geplant, den Verkehrslärm im Rahmen eines europaweit zukunftsweisenden Projekts durch Lärmschutzwände, Flüsterasphalt und vor allem durch drei Lärmschutztunnel in den Bauabschnitten Altona, Stellingen und Schnelsen auf ein Minimum zu reduzieren und auf den neu entstehenden, lärmberuhigten Tunnelflächen eine gemischte Nutzung aus Parkanlagen, Kleingärten und über 2500 Wohnungen zu realisieren.

Das öffentliche Nahverkehrsnetz nutzen an einem Werktag durchschnittlich 2,4 Mio. Fahrgäste. Zur weiteren Entlastung des Straßenverkehrs und zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität gibt es Anstrengungen, neben dem „Park + Ride“ durch eine bessere Verknüpfung von Radverkehr und Schiene auch das „Bike + Ride“ auszubauen.

Das Achsenkonzept der Raumordnung

Entlang der Hauptverkehrswege hat sich Hamburg im Norden bandartig, im Süden mehr punktuell ins Umland entwickelt. Diesen Prozess versuchte man, raumplanerisch durch ein Achsenkonzept zu steuern und zu verstärken. Die Suburbanisierung sollte sich überwiegend entlang der Regionalachsen vollziehen. Die Achsenendpunkte sollten nach dem Achsenkonzept besonders gefördert werden, damit sie sich, ausgestattet mit Gewerbe und zentralörtlichen Funktionen, zu weitgehend eigenständigen Zentren in der Hamburger Stadtregion entwickeln, von denen Impulse in das weitere Randgebiet ausgehen. Die Räume zwischen den Achsen sollten als ökologische Ausgleichs- und Erholungsräume von der städtischen Siedlungserweiterung freigehalten werden.

Auch in Hamburg orientierte sich die Entwicklung an den innerstädtischen Achsen. Im Westen wuchs die städtische Hauptachse über Altona bis nach Wedel, im Osten über Billstedt in den Raum Oststeinbek, Glinde, Barsbüttel. Das bedeutete auch ein Vordringen der Suburbanisierung in Achsenzwischenräume. Das System der radialen Achsen wurde daher überprägt von einer ringförmigen Tendenz der Stadterweiterung. Bei einem Vergleich von Planung und Wirklichkeit zeigt sich, dass die Ziele des Achsenkonzeptes nur teilweise erreicht wurden. Insbesondere fällt ins Gewicht, dass Achsenzwischenräume überbaut wurden und die Achsenendpunkte in ihrer Entwicklung hinter stadtnahen Orten zurückblieben

Wohnen in Hamburg

Ein negativer Nebeneffekt der hohen Lebensqualität in Hamburg sind die überdurchschnittlich hohen Wohnkosten. Nach Auskunft des Immobilienverbands Deutschland (IVD) von Oktober 2013 lag der Preis für eine Wohnung mit mittlerem Wohnwert bundesweit bei durchschnittlich 5,75 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter, in Hamburg aber bei 8,95 Euro. Die Hansestadt belegt damit im Vergleich der zehn größten deutschen Metropolen den dritten Platz. Überdies hat die enge Verzahnung zwischen City und Umland dazu geführt, dass sich die angespannte Wohnungssituation auch im Umland immer stärker bemerkbar macht. So liegt der Mietpreis im Einzugsgebiet von Hamburg um ein Mehrfaches über dem Durchschnitt der benachbarten Bundesländer. In Schleswig-Holstein soll nun eine „Offensive für bezahlbares Wohnen“ dafür sorgen, dass im Hamburger Umland erschwingliche Mietwohnungen entstehen. In Hamburg selbst sollen neue Wohnungen im Rahmen städtebaulicher Großprojekte entstehen.

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