Globale Warenströme

Erde - Erde - Wirtschaftskraft und Welthandel
978-3-14-100870-8 | Seite 43 | Abb. 3

Überblick

Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen, die sich vor allem in einer immer engeren Verflechtung der weltweiten Güterproduktion, der Dienstleistungen und der Finanzmärkte zeigen, haben vor allem Industriestaaten und Schwellenländern seit 1990 eine starke wirtschaftliche Dynamik beschert, die sich unter anderem in einer raschen Ausweitung des Welthandels manifestiert. 1990 lag das Exportvolumen weltweit bei 3500 Mrd. US-Dollar, bis 2000 stieg es auf rund 6500 Mrd. US-Dollar und bis 2015 auf rund 19 000 Mrd. US-Dollar an. Die größten Wachstumsraten weist gegenwärtig Asien auf. Die EU als Gesamtraum ist dem Volumen nach der größte Handelsakteur. Die USA sind die größte Importnation, China ist die größte Exportnation.

Als wichtigste Triebkräfte für diese Entwicklungen werden angesehen:

• die drastische Verringerung der Transportkosten, vor allem durch den Containerschiffsverkehr, aber auch im gesamten Luftfrachtbereich,

• die deutlich verbesserten Möglichkeiten für die Kommunikation und Datenverarbeitung im Zuge der Entwicklung der Informationstechnologie und des Internets,

• die Liberalisierung der Wirtschaft durch den Abbau von Zöllen und anderen Handelserschwernissen sowie die Intensivierung von Wirtschaftsbündnissen.

Für die Zukunft erwarten Experten eine weitere Zunahme des globalen Warenhandels. Nach den gegenwärtigen Prognosen wird die Bedeutung Asiens, insbesondere Chinas, im Zuge dieser Entwicklung weiter wachsen, während der Anteil Europas am Welthandel auf längere Sicht tendenziell eher fallen wird. Allerdings sind auch protektionistische Tendenzen zu beobachten. So kommt etwa der Ausbau bestimmter Freihandelsabkommen nicht so rasch voran wie ursprünglich von den Partnern geplant. Ein markanter Einschnitt ist der Austritt Großbritanniens aus der EU. Wie sich solche Tendenzen und Entwicklungen auf das Handelsvolumen weltweit auswirken, ist unsicher.

Die Übersichtskarte der Handelsströme belegt die Dominanz einiger weniger Staaten und Staatengruppen über große Teile der Weltwirtschaft. Das größte Gewicht haben die EU-Länder, die Länder der NAFTA-Freihandelszone (Kanada, USA und Mexiko) sowie die Staaten Ost- und Südostasiens (mit China, Japan, Südkorea und Singapur an der Spitze). Diese Regionen werden auch unter dem Begriff "Triade" zusammenfasst. Zwischen ihnen gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. Während in Asien und Nordamerika der Anteil des Handels innerhalb bzw. außerhalb der Region jeweils etwa die Hälfte ausmacht, ist dies in Europa nicht so. Dort entfallen auf den Binnenhandel etwa zwei Drittel des gesamten Handelsvolumens. Europa ist also nicht in dem Maße in den globalen Handel eingebunden wie die anderen Regionen der Triade, sondern stärker auf den innereuropäischen Handel orientiert.

Im Vergleich mit den Industriestaaten haben die Entwicklungs- und viele Schwellenländer nur einen geringen Anteil am Welthandelsvolumen. Selbst das Außenhandelsvolumen der aufstrebenden BRIC-Staaten Indien und Brasilien wird von den ungleich kleineren Benelux-Staaten deutlich übertroffen. Typisch für alle Regionen außerhalb der Triade ist außerdem, dass der Anteil des Handels innerhalb der Region deutlich kleiner ist als der Anteil des Handels mit anderen Regionen. Im Falle der westasiatischen Erdölstaaten ist dies zum Beispiel durch den hohen Beitrag der Erdöl- und Erdgasförderung zur Wirtschaftsleistung zu erklären.

Schlagworte