Gartenreich Dessau-Wörlitz/Biosphärenreservat Mittelelbe - Tourismus und Naturschutz

Sachsen-Anhalt - Sachsen-Anhalt - Natur und Umwelt
978-3-14-100384-0 | Seite 17 | Abb. 3

Überblick

Die Elbe gehört zu den wenigen Flüssen Mitteleuropas, die noch weitgehend naturnahe Uferabschnitte besitzen. Vor allem im Bereich der mittleren Elbe entwickelte sich durch den stetigen Wechsel von Hochwasser und Niedrigwasser eine abwechslungsreiche Auenlandschaft. Auen bestehen aus feuchten Wiesen, Altwässern, Flutmulden, Sandbänken, Dünen und zeitweise überfluteten Wäldern. Altwässer sind während niedriger Wasserstände vom Hauptfluss abgetrennte Flussarme. Flutmulden schützen die umgebende Landschaft vor Überflutungen, da sich in ihnen das Wasser sammeln kann. Das Ufer der Elbe ist wichtiges Rast-, Überwinterungs- und Brutgebiet für eine artenreiche Vogelwelt und bietet Lebensraum für zum Teil bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Das Symboltier der Elbtalauen ist der Elbebiber, der in den Auenwäldern sein letztes Rückzugsgebiet gefunden hat.

Entwicklung und Ausdehnung der Schutzgebiete

Der Schwerpunkt des sachsen-anhaltinischen Auenwaldgebietes liegt zwischen der Mulde- und Saalemündung. Hier erstreckt sich mit rund 117 km² Fläche das größte Auenwaldgebiet Mitteleuropas. Das Auenwaldgebiet liegt im Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst nördlich von Aken, das bereits 1979 als eines der ersten Biosphärenreservate in Deutschland von der UNESCO anerkannt wurde. Biosphärenreservate sind räumlich in drei Zonen gegliedert: – Kernzonen, in denen die Natur langfristig geschützt werden soll. Diese Zone ist in der Regel von jeglicher menschlicher Nutzung ausgeschlossen. – Pflegezonen, die die Kernzonen umschließen oder an sie angrenzen. In diesen Zonen dürfen nur Aktivitäten stattfinden, die mit den Schutz der Natur vereinbar sind. – Entwicklungszonen, in denen eine nachhaltige Bewirtschaftung möglich ist und gefördert wird. Im Jahr 1988 wurde das Naturschutzgebiet Steckby-Lödderitzer Forst um die Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft erweitert. Unter Einbeziehung weiterer Flächen entstand 1990 das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ mit einer Fläche von 430 km² (davon rund 6 km² Kernzone). Zusammen mit über 40 Natur- und Landschaftsschutzgebieten wurde es 2006 in Biosphärenreservat Mittelelbe umbenannt, die aktuelle Fläche beträgt 1258 km². Das Biosphärenreservat Mittelelbe bildet gleichzeitig einen Teilabschnitt des länderübergreifenden Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe, das sich über rund 400 Flusskilometer von Sachsen-Anhalt bis nach Schleswig-Holstein erstreckt.

Dessau-Wörlitzer Gartenreich

Das historische Gartenreich Dessau-Wörlitz ist seit 2000 UNESCO-Welterbe. Es befindet sich in der Entwicklungszone des Biosphärenreservats Mittelelbe. Im Gegensatz zu den Kern- und Pufferzonen, in denen die Nutzung hinter den Schutz und die Pflege zurücktritt, geht es in dieser Zone vor allem um ein ausgewogenes Gleichgewicht in den Beziehungen zwischen Mensch und Natur. In diesem Sinne entstand, eingebettet in die Auen von Mulde und Elbe, bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der erste angelegte Landschaftsgarten nach englischem Vorbild. Die Landschaft ist geprägt von weiten, durch Baumgruppen aufgelockerten Wiesen, Weideflächen, Seen und von Kanälen durchzogenen Parkanlagen, in denen Schlösser, Tempel, Grotten, Brücken und Statuen architektonische Akzente setzen. Bereits vorhandene Anlagen, wie der Park Oranienbaum und die Rokokoanlage Mosigkau, wurden in das Gartenreich eingegliedert, die Gärten Georgium, Luisium, Sieglitzer Berg und der Bertingpark neu angelegt.

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