Flughafen Hahn - Konversion - 1980

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978-3-14-100800-5 | Seite 65 | Abb. 7| Maßstab 1 : 50000

Überblick

Der Flughafen Frankfurt-Hahn (engl.: Frankfurt Hahn Airport) wurde ab 1993 von einer Air Base der USA / NATO in einen zivilen Flughafen konvertiert und ist ein weithin beachteter Versuch für eine Militärkonversion in strukturschwachen Räumen.

Der Flughafen liegt auf der Hunsrück-Hochfläche zwischen Mosel- und Nahetal in 400 bis 600 Meter Höhe. Die Landschaft ist gekennzeichnet von größeren, zusammenhängenden Ackerbau-, Weide- und Siedlungsinseln inmitten aufgeforsteter Nadelwälder. In 10 bis 20 Kilometern Entfernung erheben sich die vollständig bewaldeten Höhenzüge des Soon-, Idar- und Hochwaldes. Der Flughafen liegt in dünn besiedelten Landkreisen (Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld und Rhein-Hunsrück) zwischen den Orten Hahn (170 Einwohner), Bärenbach, Lautzenhausen (je 450 Einwohner), Sohren (3400 Einwohner) und Büchenbeuren (1700 Einwohner). Die nächstgelegenen Oberzentren sind Trier, Koblenz und Mainz (70 bis 90 Kilometer entfernt).

Eine erste Einordnung des Flughafens ermöglicht die Karte 64.3. Sie zeigt, dass der Passagierverkehr auf den europäischen Raum bezogen ist, Billigfluglinien dominieren und das Passagieraufkommen dem in Bremen und Nürnberg vergleichbar ist. Hinsichtlich des Frachtaufkommens liegt Hahn im vorderen Bereich der deutschen Flughäfen.

Entstehung

Die französische Besatzungsmacht begann 1951 mit der Errichtung eines Militärflugplatzes im Hunsrück. Er wurde später von der US-amerikanischen Luftwaffe übernommen. Infolge der europaweiten Abrüstung nach dem Ende des Kalten Kriegs übergaben die US-Streitkräfte die Airbase Hahn 1993 der zivilen Verwaltung. Militärisch ist der Flughafen heute kaum noch von Bedeutung.

Nachdem erste Nutzungsvorhaben scheiterten, trieben die Fraport AG und das Land Rheinland-Pfalz unter erheblichem Einsatz von Steuermitteln den Ausbau des Flughafens voran, um den Frankfurter Flughafen zu entlasten. Hahn ist einer der wenigen deutschen Verkehrsflughäfen mit einer Nachtfluggenehmigung und bietet darüber hinaus ausreichend Erweiterungsflächen.

Betreiber und Ausbau

Betreibergesellschaft ist die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, die im Jahr 2014 zu 82,5 Prozent bzw. 17,5 Prozent den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Hessen gehörte. Der Betrieb des Flughafens ist gegenwärtig defizitär, der Fehlbetrag liegt bei rund 10 Mio. Euro pro Jahr.

Die wichtige Verlängerung der Start- und Landebahn auf 3800 Meter wurde 2007 fertiggestellt. Damit ist der Flughafen für Langstrecken-Frachtflugzeuge und den A380 geeignet.

Weiterhin wurden nach Beginn der zivilen Nutzung neue Passagierterminals sowie große Fracht- und Wartungshallen errichtet. Die Hunsrückquerbahn ist stillgelegt. Könnte sie reaktiviert werden (geplant für 2018), würde dies insbesondere die Anbindung an das Rhein-Main-Gebiet verbessern. Der Flughafen ist derzeit nicht per Bahn zu erreichen. Die Anreise für Passagiere ist mit Direktbussen nach Frankfurt/Main, Mainz, Luxemburg und Trier möglich.

Passagierverkehr und Luftfracht

Mit einem Passagieraufkommen von 3,7 Mio. war der Flughafen Frankfurt-Hahn im Jahr 2006 Deutschlands elftgrößter und am schnellsten wachsender Passagierflughafen. Dieser Boom wurde fast ausschließlich durch Billigfluggesellschaften, vor allem Ryanair, ausgelöst. Im Jahr 2007 wurde mit knapp 4,0 Mio. Passagieren der Höhepunkt erreicht. Seitdem sind die Passagierzahlen Jahr für Jahr zurückgegangen. Damit wurden ursprünglich geäußerte Zielvorstellungen weit verfehlt.

Mit 266 000 Tonnen Frachtaufkommen war Hahn im Jahr 2006 der viertgrößte Frachtflughafen Deutschlands. In den Folgejahren kam es zu gravierenden Veränderungen. Einige große Fluggesellschaften verließen den Flughafen, das in Hahn beheimatete Unternehmen Air Cargo Germany ging 2013 in die Insolvenz. Im Jahr 2014 wurden rund 127 000 Tonnen Luftfracht in Hahn umgeschlagen (–5,8 % zum Vorjahr).

Beschäftigungsentwicklung und Perspektiven

Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und die umliegenden Unternehmen zählen zu den bedeutendsten Arbeitgebern der strukturschwachen Hunsrückregion. Im Umfeld des Flughafens konnten bis heute rund 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Ab März 2015 versuchte das Bundesland Rheinland-Pfalz, seine Anteile am Flughafen Hahn wegen der anhaltenden Defizite abzugeben. Damit stellen sich grundlegende Fragen zu einer Neuausrichtung des Flughafens, zu nötigen Investitionen und zur Realisierung von Entwicklungsmaßnahmen.

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