Europa - Wirtschaft

Europa - Europa - Wirtschaft und Energie
978-3-14-100770-1 | Seite 102 | Abb. 1| Maßstab 1 : 18000000

Informationen

Die Karte zeigt den Wirtschaftsraum Europa im Überblick. Er ist durch folgende Faktoren und Raumtypen besonders geprägt:
• die überwiegend naturnahen Landschaften im Norden sowie im äußersten Osten mit nur einzelnen städtischen Zentren,
• den dicht besiedelten Verdichtungsräumen West- und Mitteleuropas,
• dem patchworkartigen Muster des Mittelmeerraumes mit Verdichtungsräumen wie der Poebene, Metropolen wie Istanbul, dicht besiedelten, intensiv genutzten Küsten sowie weniger intensiv genutzten Räumen,
• die dominierende wirtschaftliche Stellung der EU und ihres Zentralraumes zwischen London/Paris und Oberitalien,
• die global bedeutenden Zentren London und Paris,
• die räumlichen Disparitäten innerhalb Europas und der großen Flächenstaaten selbst (etwa Italien).

Zum Aufbau der Karte
Im Hintergrund der Karte zeigen Flächensignaturen die Intensität der menschlichen Raumnutzung an. Entsprechend dem Konzept des "Human Footprint" ("ökologischer Fußabdruck") ist dies die räumliche Umsetzung eines komplexen Indikators, für dessen Ermittlung räumliche Ebenen zu den Themen Bevölkerung, Verkehr, Transport, Bergbau und Landnutzung überlagert wurden. So entsteht ein Bild der Erdoberfläche, das als Gesamtschau zunächst erst einmal erkennen lässt, wie stark ein Raum vom Menschen überformt und verändert wurde. Unter diesem Blickwinkel werden ganz unterschiedliche Raumtypen zusammengefasst. So zählen zu den naturnahen Landschaften die Tundren Nordosteuropas ebenso wie die Gebirgszüge der Alpen und Karpaten, die Halbwüsten und Wüsten Kasachstans sowie weite Teile Kleinasiens. Als dicht besiedelte und intensiv genutzte Verdichtungsräume werden neben den großen Agglomerationen wie Randstad und Rhein-Ruhr auch die Poebene in Oberitalien und weite Teile der intensiv agrarisch und touristisch genutzten spanischen Mittelmeerküste dargestellt. Zu den Gebieten intensiver Nutzung gehören fast ganz Deutschland – mit Ausnahme einiger Mittelgebirge, aber auch so gegensätzliche ländliche Räume wie die Bretagne und die Schwarzerdezone der Ukraine.
Zur Charakterisierung der Wirtschaftszentren wird die Bedeutung der dort ansässigen Industrien und der prägenden Dienstleistungen betrachtet. Für diese Überblickskarte wurden übergeordnete Kategorien gebildet, die in dieser Form auch in den Wirtschaftsüberblicken der anderen Kontinente verwendet werden und die einen schnellen Vergleich zulassen. Da manche Wirtschaftszentren eher industriell, andere eher durch hochrangige Dienstleistungen geprägt sind, wird eine Zwillingssignatur verwendet. So kann ein bedeutendes Wirtschaftszentrum mit maximal drei Industrie- und drei Dienstleistungsschwerpunkten verzeichnet sein (siehe Paris).
Neben dieser Branchenstruktur, der Ausrichtung eines Wirtschaftszentrums, wird auch seine Bedeutung im globalen Städtevergleich, also seine räumliche Ausstrahlung, dargestellt. In vier Abstufungen zeigt die Karte, ob einem Wirtschaftszentrum eine globale oder kontinentale Bedeutung zukommt, ob es zumindest für mehrere Staaten bedeutsam ist oder ob ihm nur eine nationale wirtschaftliche Bedeutung zukommt. Ein Lesebeispiel in der Legende führt in die Kartenaussagen zu den Wirtschaftszentren ein. Tourismusstandorte und Bergbauzentren (oft raumprägend in peripheren Räumen) ergänzen die Darstellung des Wirtschaftsraumes. In der Regel beziehen sich diese Kennzeichnungen auf Regionen.
Durch diese Kategorisierungen von Wirtschaftsräumen und -zentren kann ein Standort wie Zürich schnell als kontinental bedeutendes Zentrum der Dienstleistungs-branche (Finanzen, unternehmensnahe Dienstleistungen) eingeordnet werden, das am Übergang zwischen intensiv genutzten und naturnahen Landschaften (Alpen) liegt. Es wird auch deutlich, dass z. B. Kiew in der Ukraine trotz vergleichbarer Bevölkerungszahl in seiner räumlichen Ausstrahlung gegenüber Zürich stark abfällt. (Für differenzierte Aussagen können die Wirtschaftskarten zu den Teilräumen Europas verwendet werden).
Das Donezbecken oder Baku am Kaspischen Meer sind als Bergbauzentren für Energierohstoffe erkennbar. Das bedingt die dortige Schwerindustrie (z. B. Metallverarbeitung, Chemie).

Ein Netz von Zentren
Durch die Zwillingssignaturen für Industrie/ Dienstleistung tritt ein hierarchisch gegliedertes Netz von Zentren hervor, in denen die wesentlichen Entscheidungen in Politik und Wirtschaft fallen. Sie sind durch eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur miteinander verbunden. Die Containerrouten der Schifffahrt (s. 248.1) und die Fluglinien des Luftverkehrs sind am Zentrennetz ebenso orientiert wie die internationalen Datenströme (s. 34.1).
M. Felsch, R. Schlimm

Schlagworte