Europa - Vegetation und Landwirtschaft

Europa - Europa - Landwirtschaft
978-3-14-100382-6 | Seite 76 | Abb. 1

Überblick

Bei der landwirtschaftlichen Nutzung Europas lassen sich fünf Haupttypen unterscheiden, für die bestimmte Leitpflanzen mit ihren jeweiligen ökologischen Ansprüchen charakteristisch sind.

Nadelwaldzone

Die Nadelwaldzone in Nordeuropa wird fast ausschließlich forstwirtschaftlich genutzt. Die Waldnutzung ist an vielen Standorten die Grundlage für die Holz-, Möbel-, Papier- oder Zellulose-Industrie. Eine ackerbauliche Nutzung nördlich des 60. Breitengrades ist auf wenige Flächen begrenzt (etwa in Skandinavien) und nur von örtlicher Bedeutung, da sich der Anbau hier wirtschaftlich kaum noch lohnt.

Weide- und Grünlandzone

Zusammenhängendes Dauergrünland mit Wiesen und Weiden findet sich vor allem im maritimen Nordwesten des Kontinents mit seinen milden, feuchten Wintern und kühlen, feuchten Sommern. Es ist dort die Basis der Rinderhaltung und Milcherzeugung. Hohe Grünlandanteile hat vor allem Irland, in Deutschland stechen Niedersachsen und Schleswig-Holstein hervor. Auch Höhenlagen der Gebirge weisen oft hohe Grünlandanteile auf. Daneben können landschaftsökologische Faktoren wie Moorböden mit hohen Grundwasserständen oder Überflutungen Gründe für die Nutzung als Grünland sein (zum Beispiel an den Unterläufen großer Flüsse wie Elbe und Rhein).

Roggen-, Gerste-, Kartoffelanbauzone

Eine Zone des Roggen-, Gerste- und Kartoffelanbaus, oft ergänzt durch intensive Viehhaltung, bestimmt die Agrarlandschaft Nordosteuropas. Roggen ist nicht nur relativ frosthart, sondern auch anspruchslos im Hinblick auf Boden und Klima. Die Anbaufläche geht dennoch zurück, weil der Weizenanbau, der höhere Erträge und Erlöse bringt, durch die Züchtung neuer Sorten immer stärker nach Norden vordringt. Gerste dient vor allem als Futtermittel und zur Bierherstellung. Aufgrund des Anbaus von Futtergerste wird der Ackerbau in dieser Zone durch eine intensive Viehhaltung, insbesondere von Schweinen und Rindern, ergänzt. Die Kartoffel ist in Bezug auf das Klima sehr anpassungsfähig und akzeptiert kühle und feuchte Witterung. In den Alpen gedeiht sie bis in Höhenlagen von 1500–2000 Metern.

Weizen- und Zuckerrübenanbauzone

Weizen stellt im Unterschied zum Roggen höhere Ansprüche an das Klima und den Boden. Die fruchtbaren Böden aus Löss sowie Schwarzerden eignen sich besonders gut zum Weizenanbau. Wichtige Voraussetzungen für hohe Erträge sind zudem milde Winter, ausreichend Regen zur Wachstumszeit und eine sommerliche Trockenzeit, wenn die Ähren reifen. Die Ansprüche der Zuckerrübe ähneln denen des Weizens stark, weshalb Zuckerrüben und Weizen häufig in der gleichen Region angebaut werden.

Mittelmeerzone

In der Mittelmeerzone werden bevorzugt Obst und Gemüse, vor allem Tomaten und Zitrusfrüchte, angebaut. Der weit verbreitete Anbau von Zitrusfrüchten erfordert jedoch fast überall eine künstliche Bewässerung. Auch die wichtigste Reisanbauregion Europas, die in Norditalien liegt, befindet sich in der Mittelmeerzone. Eine der wichtigsten Obstpflanzen ist die Weinrebe. Sie benötigt eine Jahresmitteltemperatur von 10–12 °C, weshalb sie auch weiter im Norden, zum Beispiel in Deutschland, zu finden ist. Im Süden und Südosten werden zudem Körnermais und Sonnenblumen zur Ölgewinnung angebaut. Die Sonnenblume benötigt, ähnlich wie der Weinbau, warme Temperaturen. Der Tabakanbau, den es in früheren Jahrhunderten auch in Deutschland gab, ist noch immer im gesamten Mittelmeerraum von Portugal bis Griechenland zu finden. Von größerer wirtschaftlicher Bedeutung ist er jedoch nur in Südosteuropa. Auch Baumwolle wird in Europa in kleinen Mengen angebaut. Der Ackerbau wird in der Mittelmeerregion durch die Haltung von Schafen, Rindern, Schweinen und Ziegen ergänzt. Der Anbau von Dattelpalmen und deren zuckerreichen Früchte findet nur südlich des Mittelmeeres statt.

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