Europa - Temperaturen im Januar

Europa - Europa - Klima
978-3-14-100870-8 | Seite 114 | Abb. 1| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Das Klima Europas wird in starkem Maße von der Nähe zum Atlantischen Ozean geprägt. So stellt sich über dem Kontinent ein meridionaler, von West nach Ost gerichteter Klimawandel zwischen Maritimität und Kontinentalität ein, der im Januar stark ausgeprägt ist. Dieser Wandel überlagert das generelle Süd-Nord-Gefälle der Temperatur und führt zu einer nicht breitenkreisparallelen Anordnung der Linien gleicher Temperatur.

Die Temperaturverteilung zeigt deutlich den von West nach Ost zunehmenden Grad der thermischen Kontinentalität über Europa. Durch die in den Wintermonaten tief stehende Sonne ist die Strahlungsbilanz überwiegend negativ (Ausstrahlung). Der Wärmezufuhr vom Atlantik kommt daher eine wichtige Bedeutung zu. Der an den Westwindjet und die sich unter ihm bildenden dynamischen Hoch- und Tiefdruckgebiete gebundene Luftmassenaustausch steuert diesen Prozess. So führen die vorherrschenden westlichen bis südwestlichen Strömungen über Europa im Winter zur Zufuhr relativ milder, feuchter Luft vom Atlantik.

Der maritime Einfluss ist dabei in Westeuropa am stärksten ausgeprägt. Mit zunehmender Entfernung vom Atlantik nimmt der Grad der Kontinentalität nach Osten immer mehr zu. Die negative Strahlungsbilanz kommt hier immer stärker zum Tragen und lässt die Temperaturen durch die abnehmende Zufuhr milder Luftmassen von Westen her fallen. So verläuft die 0 °C-Isotherme im Januar etwa auf einer Linie von Westskandinavien über Hamburg bis zu den Französischen Kalkalpen. Während das Januarmittel an den Küsten Westeuropas zumeist zwischen 5 und 10 °C liegt, fallen die Temperaturen in Nordosteuropa unter -15 °C.

Der von West nach Ost zunehmende Kontinentalitätsgrad kommt auch durch eine Zunahme der Jahresamplitude der Temperatur zum Ausdruck. Sie beträgt im maritimen Plymouth nur wenig mehr als 10 °C, während sie im kontinentalen Bereich von Petrosawodsk und Kiew Werte von über 25 °C erreicht (s. Klimadiagramme). Generell heben sich die Höhenlagen der Gebirge als kältere Klimainseln ab (zum Beispiel Alpen, Beskiden, Pyrenäen).

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