Europa - Niederschläge im Jahr

Europa - Europa - Klima
978-3-14-100870-8 | Seite 115 | Abb. 4| Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Die Niederschlagsverteilung Europas wird entscheidend von der Topographie beeinflusst. Dabei spielen neben der Höhenlage auch Luv- und Lee-Effekte eine wichtige Rolle.

Ein Großteil des Niederschlags in Europa fällt aus wandernden Tiefdruckwirbeln, überwiegend mit der Zugrichtung von Westen nach Osten. Da die Lebensdauer dieser "wandernden Zyklonen" in der Regel nur einige Tage beträgt, nehmen die mit ihnen verbundenen Niederschläge über Europa von West nach Ost allmählich ab. Dadurch ergibt sich ein Gefälle der Niederschlagsverteilung vom Westrand zum Inneren des Kontinents. Darüber hinaus stellt sich nach Osten ein zunehmender Jahresgang der Niederschläge mit sommerlichem Regenmaximum ein, der auch als hygrische Kontinentalität bezeichnet wird. Die verstärkte Niederschlags-tätigkeit im Sommer resultiert aus der starken Erwärmung der Festlandsmassen im Inneren des Kontinents. Diese führt zu vertikalen Luftbewegungen und konvektiver Bewölkung mit entsprechenden Niederschlägen.

Neben dem tendenziellen West-Ost-Gefälle der Niederschlagsverteilung in Europa lässt sich deutlich ein Höhenwandel der Niederschlagsmengen erkennen. Mit zunehmender Höhe steigen die Niederschläge in der Regel an. Ursache hierfür sind sowohl Staueffekte als auch die höheren Windgeschwindigkeiten in den Bergregionen, die die Zufuhr feuchter Luftmassen beschleunigen. Eine Nord-Süd-Ausrichtung der Gebirgsketten verstärkt diesen Effekt durch die in der Höhe vorherrschenden Westwinde zusätzlich. Dies wird insbesondere an der Westabdachung des Skandinavischen Gebirges deutlich (vgl. Klimadiagramm Bergen). Im Lee solcher Gebirge gehen die Niederschläge durch Föhneffekte erheblich zurück, wie etwa im Hochland von Spanien.

Die westliche Höhenströmung, unter der die Tiefdruckwirbel entstehen und in deren West-Ost-Zirkulation sie eingebunden sind, verlagert sich im Jahresablauf. Entsprechend verändern sich die Bahnen, auf denen die "wandernden Zyklonen" nach Europa transportiert werden. Im Sommer lenkt ein Keil des Subtropenhochs über den Azoren die Tiefdruckgebiete über Europa nach Norden ab und hält sie dadurch vom Mittelmeerraum fern. Im Winter ist der Westwindjet hingegen nach Süden verlagert und lenkt nun atlantische Tiefs auch ins Mittelmeergebiet. Darüber hinaus entstehen über dem relativ warmen Mittelmeerraum eigenständige Tiefdruckwirbel, etwa über dem Golfe du Lion oder dem Golf von Genua. Aus diesem Grund fallen die Niederschläge rund um das Mittelmeer vor allem im Winterhalbjahr.

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