Europa nach dem Zweiten Weltkrieg (1949)

Europa - Europa - Staaten seit 1914
978-3-14-100770-1 | Seite 92 | Abb. 4| Maßstab 1 : 36000000

Informationen

Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand der Sieg der Alliierten über die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan. Die Zusammenarbeit der Siegermächte wich zunehmender Konfrontation, die in die faktische Teilung des Kontinents durch den Eisernen Vorhang mündete. Auf der einen Seite stand der "Ostblock", eine an der Sowjetunion ausgerichtete Staatenwelt, die sozialistisch bzw. kommunistisch regiert wurde und sowohl wirtschaftlich über den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe und militärisch durch den Warschauer Vertrag miteinander verbunden war. Ihm gegenüber standen die überwiegend an den USA orientierten westlichen "kapitalistischen" Industriestaaten, die sich 1949 mit den USA und Kanada in einem Verteidigungsbündnis, der NATO, zusammenschlossen.
Jugoslawien und Albanien nahmen eine Sonderstellung ein. Jugoslawien verfolgte als sozialistischer Staat eine vom sonstigen Ostblock unabhängige, nach Westen offenere Politik. Dies war u. a. möglich, weil das Land nicht von der Sowjetarmee befreit worden war, sondern von einer Partisanenarmee unter der Führung Josip Titos, der in der Nachkriegszeit die zentrale Integrationsfigur des Vielvölkerstaates war.
In der Geschichte Albaniens bildet das Jahr 1961 einen wichtigen Einschnitt. Nach sowjetischer Kritik am "stalinistischen Kurs" des Regimes von Enver Hoxha brach das Land die Beziehungen zu Moskau ab und orientierte sich an der Volksrepublik China. 1968 folgte dann der Austritt aus dem Warschauer Vertrag.

Im Westen
Das politische Nachkriegsfrankreich wurde durch den Gegensatz zwischen der 1944 in Algerien gegründeten provisorischen Regierung unter Charles de Gaulle und den linksgerichteten Gruppen der ehemaligen Résistance gekennzeichnet. Unter Einbeziehung dieser Gruppen in die Regierung de Gaulle gelang die Reorganisation des geteilten Frankreich, bis in die 1950er-Jahre hinein kam es aber zu anhaltenden innenpolitischen Krisen. In Großbritannien verliefen die innenpolitischen Auseinandersetzungen im Rahmen des traditionellen Zweiparteiensystems. Reformen der Labourregierung unter Clement Attlee milderten die sozialen Gegensätze.
Die territorialen Veränderungen nach dem Krieg waren nirgendwo so einschneidend wie in dem Land, das ihn verursacht hatte: in Deutschland. Durch den Eisernen Vorhang geteilt, verliefen quer durch das Land die Fronten des Kalten Krieges. Im westlichen Teil wurde 1949 die Bundesrepublik Deutschland, im östlichen die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Die deutschen Ostgebiete gingen verloren: Schlesien, Posen, Hinterpommern und der Süden Ostpreußens gingen an Polen, der Norden Ostpreußens mit Königsberg (Kaliningrad) an die UdSSR.

Im Osten
Die Tschechoslowakei musste im Osten die Karpato-Ukraine an die UdSSR abtreten, wurde aber ansonsten, ebenso wie Österreich, in den Vorkriegsgrenzen wiederhergestellt. Polen hatte an seiner Ostgrenze Gebietsverluste hinnehmen müssen, wurde aber auf der Potsdamer Konferenz mit dem Gewinn der ehemals deutschen Gebiete im Westen und Norden entschädigt.
Ab Ende der 1920er-Jahre war die Sowjetunion durch die Herrschaft Josef Stalins gekennzeichnet. Nach der Ausschaltung seiner innerparteilichen Gegner wurde er unumstrittener Führer, der die sozialistische Herrschaft mit Terror und einer raschen Industrialisierung festigte. Ab 1944 kamen mit politischer Unterstützung aus Moskau und Hilfe der siegreichen Roten Armee in allen Staaten Ostmitteleuropas kommunistisch geprägte Regierungen an die Macht. In Polen war diese Entwicklung 1952 abgeschlossen, nachdem zuvor auch die demokratischen Parteien der Exilregierung an der Macht teilhatten. In der Tschechoslowakei kam es 1946 ebenfalls zu einer gemeinsamen Regierung zwischen den Londoner Exilgruppen und den Kommunisten. Diese entschied sich für die Beteiligung am Marshallplan, musste dies aber auf Druck der Sowjetunion zurücknehmen. 1948 ergriffen die Kommunisten vollends die Macht. In Ungarn gab es seit 1952 eine kommunistische Alleinregierung, in Rumänien ab 1948 und in Bulgarien ab 1946.
K. Lückemeier, E. Astor

Schlagworte