Europa - Frühlingseinzug

Europa - Europa - Klima
978-3-14-100800-5 | Seite 95 | Abb. 5| Maßstab 1 : 24000000

Überblick

Während die Temperaturkarten Januar und Juli die räumliche Differenzierung dieses Klimaparameters – gemittelt über einen bestimmten Zeitraum im Jahresablauf – darstellen, zeigt die Karte des Frühlingseinzugs den zeitlichen Ablauf eines Ereignisses. Der Eintritt der Jahreszeit wird dabei definiert über den Beginn des Sprossaustriebs von Moorbirke, Süßkirsche, Eberesche und Alpenjohannisbeere.

Die Karte des Frühlingseinzugs bezieht sich auf den mittleren Beginn der Vegetationsperiode. Das Bild der Isolinien zeigt dabei einen deutlichen Südwest-Nordost-Wandel sowie eine markante hypsometrische Differenzierung. Im Mittel zieht der Frühling in Europa mit einer Geschwindigkeit von 44 Kilometern pro Tag von Süd nach Nord, mit 200 Kilometern pro Tag von West nach Ost und verspätet sich um 3 Tage pro 100 Metern Höhenzunahme. Je früher die Vegetationsperiode mit dem Beginn des Sprossaustriebs einsetzt, desto länger dauert sie thermisch auch an.

Besonders begünstigt sind dabei die Mittelmeerküsten sowie das maritime Westeuropa. Durch die mit der südlichen Lage verbundene hohe Insolation (Sonneneinstrahlung) bzw. die starke Maritimität beginnt der Sprossaustrieb hier bereits vor dem 26. März; bis Mitte April beginnt der Sprossaustrieb in Südosteuropa etwa südlich des 50. Breitengrades. Zum Atlantik hin erstreckt sich diese Gunstregion bis Südwestirland. Der Golfstrom hebt hier die Wintertemperaturen auf ein mediterranes Niveau.

In Deutschland ist ein vergleichbar früher Frühlingsbeginn nur im Oberrheingraben gegeben. In weiten Teilen Mitteleuropas beginnt der Frühling zwischen dem 15. und dem 25. April. Erst danach beginnt der Sprossaustrieb in Skandinavien und in der Ostseeregion. Die im Frühjahr sehr kühlen Randmeere der Nord- und Ostsee verzögern dabei an den Küsten den Frühlingseinzug deutlich. Der späte Beginn der Vegetationszeit im Nordosten Europas wird jedoch durch die relativ hohen Sommertemperaturen weitgehend kompensiert; die Entwicklungsphasen der Pflanzen laufen schneller ab als im sommerkühlen Westeuropa.

Entsprechend der Temperaturabnahme mit der Höhe zieht sich auch in den Mittelgebirgen der Frühlingsbeginn bis Mitte Mai hin. In Hochgebirgen wie den Alpen ergeben sich entsprechend der Vertikalerstreckung große zeitliche Unterschiede. Während der Frühling in den durch ihre Abschirmung thermisch begünstigten inneralpinen Tälern vielfach bereits vor dem 15. April beginnt, hält er in den Hochlagen über 1500 Metern erst etwa vier Wochen später Einzug.

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