Europa - Deutschland im Europa des Ersten Weltkrieges (28.7.1914-11.11.1918)

Deutschland - Deutschland - Staatlicher Wandel 1815–1932
978-3-14-100870-8 | Seite 67 | Abb. 3| Maßstab 1 : 24000000

Überblick

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges hatten einige europäische Großmächte große Teile der Welt in Kolonien und Einflussgebiete aufgeteilt (vgl. Karte 28.1). Die zunehmenden Konflikte zwischen den europäischen Mächten hatten sich auf dem Balkan bereits 1908 mit der Annexion Bosniens und Herzegowinas durch Österreich und 1912/13 in zwei Balkankriegen entladen. Verschärft wurde die international angespannte Lage durch die Expansionsbestrebungen des wirtschaftlich erstarkten Deutschen Reiches und seine Rivalitäten mit Großbritannien und Frankreich. Was schließlich als europäischer Krieg begann, wurde durch die Einbeziehung der Kolonien, die Errichtung von Seesperrgebieten, den Kriegseintritt der USA und die Intervention der Entente in Russland ab 1917 zu einem Konflikt von weltweitem Ausmaß (vgl. Karte 29.3).

Bündnisverhältnisse am Vorabend des Krieges: Zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien war bereits 1882 ein geheimes Militärbündnis vereinbart worden, der Dreibund. Italien hatte 1902 aber auch einen Geheimvertrag mit Frankreich abgeschlossen; es erklärte 1914 zunächst seine Neutralität, trat dann aber 1915 der Entente bei. Aus dem Dreibund wurden dadurch die Mittelmächte, mit denen sich 1914 das Osmanische Reich und 1915 Bulgarien verbündeten. (Der Dreibund war - nicht zuletzt aufgrund der latenten Ausrichtung gegen Russland und Frankreich - die Ursache weiterer europäischer Bündnisverträge an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.)

Zwischen Frankreich und Russland bestand seit 1892, zwischen Frankreich und Großbritannien seit 1904 (Entente cordiale) und zwischen Großbritannien und Russland seit 1907 (Petersburger Vertrag) ein Bündnisverhältnis. Diese drei Staaten bildeten den Kern der Entente, der im Laufe des Krieges auch andere Länder wie Rumänien beitraten. Zwischen Großbritannien und Japan sowie zwischen Russland und Japan gab es darüber hinaus Geheimabkommen, die Japan 1914 zum Bündnispartner in Asien machten. Wichtige Verbündete, die im Krieg hinzukamen, waren ab 1915 Italien und ab 1917 die USA. Mit den Mutterländern waren auch die Kolonien in die Bündnisse einbezogen.

Folgen des Krieges: Im Ersten Weltkrieg fielen rund 8,5 Mio. Soldaten, 21 Mio. wurden verletzt, überdies starben rund 7 Mio. Zivilisten. Nach der Niederlage der Mittelmächte brachen drei große europäische Monarchien zusammen, Österreich-Ungarn, Russland und das Deutsche Reich. Deutschland musste große Gebiete und seine Kolonien abtreten. In Südost- und Ostmitteleuropa kam es zu Neu- und Wiedergründungen zahlreicher Nationalstaaten. Das weltpolitisch bedeutsamste Ergebnis war die Bildung Sowjetrusslands infolge der Oktoberrevolution 1917.

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