Europa - Bodentypen

Europa - Landwirtschaft
100849 | Seite 61 | Abb. 3| Maßstab 1 : 40000000

Überblick

Als Bodentypen werden Böden mit gleichen Horizontfolgen und mit daraus resultierenden gleichen Merkmalen und Eigenschaften bezeichnet. Bodentypen sind das Resultat bodenbildender Prozesse, die wiederum durch das Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren wie dem Gestein und Klima, der Flora und Fauna, dem Relief sowie den Einflüssen von Wasser, Mensch und Zeit gesteuert werden und zusammenfassend als Geofaktoren bezeichnet werden.

Als weitere Klassifizierungsmöglichkeit innerhalb der Bodentypen bietet sich die Einteilung der Böden nach dem sogenannten Faktorensystem an. Sind Klima oder Vegetation bestimmende Faktoren bei der Bodenbildung, entstehen zonale Böden; dominieren hingegen andere Faktoren, so liegen intrazonale Böden vor. Azonale Böden zeichnen sich überwiegend durch eine geringe Profilentwicklung aus. Ihre Bildung wird wesentlich durch die Geofaktoren Wasser oder Relief bestimmt.

Bodentypen in Europa

Der wichtigste Bodenbildungsprozess in Mitteleuropa ist die Verbraunung, bei der das Primärgestein verwittert und Tonminerale sowie Eisenoxidhydrate neu gebildet werden; daraus resultiert die Braunfärbung der Böden. Es entstehen Braunerden. Mit der Verbraunung geht oft eine Versauerung einher. Die Verbraunung setzt typischerweise unter Laub- und Mischwäldern und bei humiden Bedingungen in der kühl-gemäßigten Klimazone ein. Mit den Braunerden eng verwandt sind die Parabraunerden, die sich aus Braunerden bilden (Tonverlagerung aus oberen in darunterliegende Horizonte). Aufgrund der landschaftlichen Kleinkammerung Mitteleuropas treten die vorherrschenden zonalen Braunerde- und Parabraunerdegesellschaften in vielfältigem Wechsel mit anderen Bodentypen auf.

Wo Kalkgesteine an die Oberfläche treten, wie beispielsweise im Süddeutschen Schichtstufenland, in den Kalkalpen und im Dinarischen Gebirge, sind Rendzinen ausgebildet, eine Form steiniger Rohböden. Sie sind durch ihre Flachgründigkeit und einen dünnen, dunklen, humus- und nährstoffreichen A-Horizont über einem hellen C-Horizont charakterisiert. Ihre Entstehung hängt stärker von der Gesteinsgrundlage als von den klimatischen Bedingungen ab.

Podsole – auch Bleicherden genannt – bilden sich, wenn auf durchlässigen Substraten wie sandigen Lehmen eine Verlagerung eisenhaltiger Substanzen in tiefere Horizonte stattfindet und diese sich dort verfestigen. Ihr Humushorizont ist nur schwach ausgeprägt, es handelt sich um nährstoffarme, geringwertige Böden.

Schwarzerden (Tschernoseme) entstehen meist auf Löss. Markantes Merkmal ist der mächtige, schwarze, humusreiche A-Horizont, der sie zu hervorragenden Ackerböden macht. Schwarzerden bilden sich in winterkalten, kontinentalen Steppen, in denen große Mengen organischer Substanz anfallen, die sich als Humus anreichern. In Mitteleuropa sind Schwarzerden Reliktböden aus der Nacheiszeit, nördlich des Schwarzen Meeres sind sie zonale Leitböden. Schwarzerden gehen dort in Richtung Südosten in Kastanoseme mit deutlich dünnerem Humushorizont über.

In den Küstensäumen von Mittelmeer und Schwarzem Meer sowie auf den Mittelmeerinseln treten großflächig mediterrane Braunerden und Terra rossa auf. Letztere entstehen auf hartem, reinem Kalkgestein in einem wechselfeuchten, subtropischen Klima. Sie werden als Reliktböden angesehen, die aus dem Tertiär und den Interglazialzeiten stammen. Die mit ihnen vergesellschaftet auftretenden mediterranen Braunerden sind auf feuchte Lagen mit vielfach tonreicherem Karbonatgestein oder tonfreiem Gestein als Substrat beschränkt.

Dunkle Tonböden sind gute Ackerböden und treten großflächig zum Beispiel in Südosteuropa als Leitboden auf. Sie entstehen in warmen bis gemäßigten wechselfeuchten Klimaten und weisen einen mächtigen humus- und tonreichen A-Horizont auf. Infolge ihrer Wechselfeuchte quellen bzw. schrumpfen die Tone dieses Horizontes in Abhängigkeit vom Wassergehalt.

Marsch- und Auenböden entstehen auf den meist tonreichen Ablagerungen der Flüsse oder der Meere. Sie haben einen speziellen, sich periodisch verändernden Grundwasser- und Bodenwasserhaushalt. Der Boden bildende Prozess ist in diesem Fall die sogenannte Vergleyung, das Wechselspiel von Reduktion bei Sättigung mit Wasser und Oxidation bei Luftzutritt, das mit einer Stoffverlagerung und -ausfällung verbunden ist. Gleye können, wenn der Wasserhaushalt reguliert werden kann, gute Böden sein.

Vermoorung tritt als Prozess auf, wenn durch besonders hohen Grundwasserstand oder aufgestautes Niederschlagswasser unter Ausschluss der Luft Verhältnisse eintreten, bei denen die organische Substanz nicht mehr zersetzt wird und Torf entsteht (Moorböden). Dieses Phänomen zeigt sich in Mitteleuropa in den Hochlagen der Gebirge, in Senken und in einigen Flussniederungen. Flächendeckend moorige Böden gibt es nur in der kalten Zone der borealen Nadelwälder im Norden Skandinaviens und Osteuropas.

Unter der Bezeichnung Permafrost- und Tundrenböden werden verschiedene Böden zusammengefasst, denen eine geringe Bodenmächtigkeit und ein hoher Anteil an Rohhumus gemeinsam ist.

Bodengesellschaften und Leittypen

Die in Mitteleuropa vorhandene Vielfalt an Böden wird in der Karte zugunsten eines Überblicks reduziert. Aufgrund des kleinen Maßstabs sind auf der Karte keine „reinen“ Bodentypen verzeichnet. Es handelt sich vielmehr um Bodengesellschaften, unter denen es markante „Leittypen“ gibt. Beispielsweise sind in Mitteleuropa die Braunerde und die Parabraunerde solche Leitböden. Im Alpenvorland sind die dargestellten Parabraunerden als Leitböden mit Braunerden, Auenböden und Moorböden als Begleitböden vergesellschaftet.

Im norddeutschen Tiefland können zu den Parabraunerden Podsole, Auen- und Marschböden, Moorböden und schwarzerdeartige Böden treten. Mögliche Ursachen für die lokal differenzierte Ausbildung dieser Böden sind das Relief, das Bodensubstrat sowie der Grundwasser- und Bodenwasserhaushalt.

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