Europa - 1949 (nach dem Zweiten Weltkrieg)

Geschichte - Geschichte - Territorialer Wandel in Europa von 1914 bis 1949
978-3-14-100389-5 | Seite 215 | Abb. 5

Überblick

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machten sich zwischen den alliierten Siegermächten bald tiefe Interessenkonflikte bemerkbar, die nach ihrer immer stärkeren Zuspitzung in die faktische Zweiteilung Europas durch den Eisernen Vorhang mündeten. Auf der einen Seite entstand der Ostblock, eine an der Sowjetunion ausgerichtete Staatenwelt, die sozialistisch bzw. kommunistisch regiert wurde und sowohl wirtschaftlich – über den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe – als auch militärisch durch den Warschauer Vertrag miteinander verbunden war. Zu diesen Ländern zählten zum Beispiel Polen, Rumänien und Bulgarien. Jugoslawien und Albanien nahmen innerhalb des Ostblocks eine Sonderstellung ein. Jugoslawien war nicht von der Sowjetarmee, sondern einer Partisanenarmee unter Josip Tito befreit worden, was dem Land eine von Moskau weniger abhängige, nach Westen offenere Politik ermöglichte. Albanien brach 1961 die Beziehungen zu Moskau ab und orientierte sich fortan an der Volksrepublik China. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs standen die überwiegend an den USA orientierten westlichen Industrienationen. Um ein stabiles Bollwerk gegen die UdSSR zu errichten, verkündeten die USA 1947 ein Europäisches Wiederaufbauprogramm (Marshall-Plan) durch die großzügige Bereitstellung von Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Maschinen. Der Aufbauplan wurde allen europäischen Ländern angeboten und von fast allen angenommen, nur Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei mussten ihre geplante Teilnahme auf Drängen Moskaus wieder zurückziehen. Der Marshall-Plan trug maßgeblich zur Stabilisierung Westeuropas bei, zementierte aber auch die ökonomische und ideologische Spaltung. 1949 gründeten zehn westeuropäische Länder, darunter Großbritannien, Frankreich und Italien, mit den USA und Kanada ein Verteidigungsbündnis, die NATO (der 1955 auch die BRD beitrat). In Deutschland waren die territorialen Veränderungen nach dem Kriegsende am gravierendsten. Die ehemals deutschen Ostgebiete (Schlesien, Posen, Hinterpommern, Ostpreußen) fielen an Polen und die UdSSR. 1949 entstand aus den westlichen Besatzungszonen die Bundesrepublik, jenseits des Eisernen Vorhangs wurde die Deutsche Demokratische Republik proklamiert. Die Tschechoslowakei musste die Karpato-Ukraine an die UdSSR abtreten, wurde aber ansonsten, ebenso wie Österreich, in den Vorkriegsgrenzen wiederhergestellt. Polen hatte im Osten Gebietsverluste hinnehmen müssen, wurde aber auf der Potsdamer Konferenz mit den ehemals deutschen Gebieten im Westen und Norden entschädigt. Jugoslawien konnte sich um die zuvor italienischen Besitzungen in Dalmatien und Istrien vergrößern.

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