Erde - Zeitzonen

Erde - Erde - Globale Kommunikation
978-3-14-100382-6 | Seite 188 | Abb. 2

Überblick

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es weltweit zu einem rasanten Ausbau der Eisenbahn- und Telegraphennetze, was dazu führte, dass sich die Finanz- und Warenströme binnen weniger Jahre stark internationalisierten. Es begann das Zeitalter der großen Fabriken und der Massenproduktion, der ersten großen Börsenplätze, gleichzeitig schossen in den Industrienationen viele Kapital- und Aktiengesellschaften aus dem Boden. Die rasche Zunahme des internationalen Schiffs- und Eisenbahnverkehrs verstärkte den Wunsch nach einem einheitlichen Weltzeitsystem. 1884 trafen sich Vertreter von 25 Staaten in Washington zur Internationalen Meridian-Konferenz, auf der sie sich darauf einigten, die Erde in 24 Zeitzonen mit einer geographischen Länge von 15 Grad aufzuteilen. Zum Nullmeridian erklärte die Konferenz den Greenwich-Meridian, den Längengrad, der durch den Londoner Stadtteil Greenwich verläuft. Er war zu dieser Zeit bereits auf vielen Seekarten als Nullmeridian verzeichnet. Die Null-Zeitzone erstreckt sich von 7,5 Grad westlich bis 7,5 Grad östlich des Greenwich-Meridians. Als Datumsgrenze wurde der 180. Längengrad festgelegt. Um Staatsgebiete nicht willkürlich zu trennen, weicht die Datumsgrenze an mehreren Stellen vom 180. Längengrad ab, zum Beispiel im Bereich der Alëuten nach Westen und in der Südsee nach Osten (Kiribati, Fidschi, Tonga, Samoa, Neuseeland). Inzwischen halten sich die meisten Länder an das Weltzeitsystem, wobei sich die Zeitzonengrenzen im Detail häufig an politischen Grenzen orientieren. Nur einige ozeanische Inseln und wenige Staaten wie Iran, Afghanistan, Indien, Nepal und Myanmar weichen um 30 oder 45 Minuten vom Weltzeitsystem ab. In der früheren Sowjetunion war 1930 die sogenannte Dekretzeit eingeführt worden, durch die die Uhren in allen Zeitzonen um eine Stunde vorgestellt wurden, um, ähnlich wie bei der Sommerzeit, das Tageslicht besser auszunutzen. In den 1980er-Jahren wurde die Dekretzeit bereits in vielen Regionen abgeschafft, ab 1991 sogar auf dem ganzen Gebiet der ehemaligen UdSSR, allerdings führte sie Russland unmittelbar darauf wieder ein. Dafür verzichtet das Land auf die Sommerzeit. Eine Sommerzeit gibt es nur in relativ wenigen Ländern, in Europa hingegen ist sie inzwischen die Regel. Ihr Beginn und ihr Ende werden EU-weit geregelt, üblicherweise beginnt sie am letzten Sonntag im März und endet am letzten Sonntag im Oktober. Derzeit ist die Sommerzeit EU-weit in der Diskussion, möglicherweise wird sie in den nächsten Jahren abgeschafft.

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