Erde - Wirtschaftsleistung

Erde - Erde - Weltwirtschaft
978-3-14-100390-1 | Seite 185 | Abb. 3

Überblick

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die Summe der innerhalb eines Jahres von allen Bewohnern eines Staates (Inländer) erwirtschafteten Einkommen, unabhängig davon, ob diese im Inland oder im Ausland erzielt wurden. Um Vergleiche zwischen Ländern unabhängig von ihrer Bevölkerungszahl durchführen zu können, wird das BIP in Beziehung zur Einwohnerzahl gesetzt (BIP pro Kopf). Als Teilindikator geht dieser Wert – nicht unumstritten – in die Berechnung des HDI ein (siehe Karte 180.1 „Erde – Entwicklungsstand der Staaten“).

Regionale Unterschiede

Im Kartenbild zum BIP pro Kopf und Jahr zeigen sich räumliche Strukturen, die denen anderer Entwicklungs- und Wirtschaftsindikatoren ähneln. Auf globaler Ebene bestehen Gegensätze zwischen Nordamerika, Europa und Teilen Westasiens, Ostasiens und Lateinamerikas einerseits (jeweils überdurchschnittliche Werte) und weiten Teilen Afrikas, Asiens und den anderen Teilen Lateinamerikas andererseits (unterdurchschnittliche Werte). Innerhalb Europas zeigt sich ein gewisser West-Ost-Gegensatz.

Entwicklung des BIP

Die drei Diagramme zeigen für die USA, China und Deutschland die Entwicklung des BIP pro Kopf seit 1990. Alle drei Staaten zeigen einen Anstieg, in China ist dieser besonders stark, er geht jedoch auch von einem wesentlich geringerem Ausgangsniveau aus.

Aussagekraft

Bei Aussagen anhand des BIP pro Kopf ist zu beachten, dass der Durchschnittswert wenig über die oft sehr ungleiche Verteilung innerhalb der Bevölkerung eines Landes aussagt. Durch das BIP pro Kopf werden eher das Ausmaß wirtschaftlicher Aktivitäten und der Zufluss von Einkommen vergleichbar gemacht als die reale Einkommenssituation großer Bevölkerungsgruppen. Zwischen der Wirtschaftskraft eines Landes und den Einkommen der Einwohner können daher bedeutende Diskrepanzen bestehen. Am geringsten fallen sie ins Gewicht in hoch entwickelten Ländern mit einer gut funktionierenden Verwaltung, gut ausgebauten sozialen Sicherungssystemen und vergleichsweise geringen Korruptionsproblemen. In diesen Ländern korreliert die Kaufkraft pro Einwohner, also das für den Konsum verfügbare jährliche Einkommen der Einzelnen, stark mit der Wirtschaftskraft des Landes, auch wenn es innerhalb einer Gesellschaft zum Teil erhebliche Gegensätze gibt. Im Unterschied dazu ist die Wirtschaftskraft pro Einwohner in Ländern mit schwacher Staatlichkeit, unzureichenden oder ganz fehlenden Sozialsystemen und hoher Korruption in der Regel sehr gering. Das trifft vor allem für viele Länder in Afrika südlich der Sahara zu, aber auch für Staaten in Süd- und Südostasien. Nigeria beispielsweise, das bevölkerungsreichste Land in Afrika, erzielt als eines der bedeutendsten Erdöl exportierenden Länder jedes Jahr Milliardengewinne aus dem Erdölgeschäft, die Einnahmen aber gehen aufgrund der grassierenden Korruption im Land fast vollständig an der Bevölkerung vorbei. Ein anderer Gegensatz, der durch das BIP pro Kopf verwischt wird, ist der zwischen Großstädten und ländlichen Räumen. In vielen Ländern existiert in dieser Hinsicht ein starkes Entwicklungsgefälle. Es macht sich etwa in Indien dadurch bemerkbar, dass die Wirtschaftskraft pro Einwohner trotz einiger global bedeutender Industrie- und Dienstleistungszentren unterdurchschnittlich bleibt.

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