Erde - Wirtschaftskraft pro Land

Erde - Erde - Wirtschaftskraft und Welthandel
978-3-14-100870-8 | Seite 42 | Abb. 1| Maßstab 1 : 120000000

Überblick

Das Bruttonationaleinkommen ist ein verbreiteter Standardindikator, mit dem die Wirtschaftsleistung von Ländern verglichen werden kann. Das Bruttonationaleinkommen eines Jahres gibt den Wert aller Waren und Dienstleistungen an, die in diesem Jahr durch Unternehmen, Behörden und Einzelpersonen eines Landes produziert wurden, sowohl im In- als auch im Ausland. Für das BNE ist der Ort der Leistungserbringung also irrelevant.

Ein weiterer Indikator für die Wirtschaftsleistung, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Zeitraums, gibt den Wert aller Waren und Dienstleistungen an, die währenddessen durch eine Volkswirtschaft innerhalb der Landesgrenzen des jeweiligen Staats produziert wurden. Es spielt dabei keine Rolle, ob dies durch in- oder ausländische Unternehmen, Behörden oder Personen geschehen ist. Für das BIP ist - anders als beim BNE - der Ort der Leistungserbringung entscheidend.

Die Karte stellt das Bruttonationaleinkommen in absoluten Werten dar (Darstellung pro Kopf: s. Karte 42.2). Wie sie zeigt, ist das Bruttonationaleinkommen im internationalen Vergleich sehr unterschiedlich. Die höchsten absoluten Werte erzielen dabei vor allem bevölkerungsreiche hoch entwickelte Länder und Schwellenländer, vereinzelt aber auch weniger entwickelte Länder wie Nigeria, wenn sie beispielsweise über eine bedeutende Rohstoffförderung verfügen (Erdöl) oder als lohnkostengünstige Produktionsstandorte für verschiedene Industrien stark in die globalen Handelsströme eingebunden sind. Deutlich zeichnen sich die Regionen der Triade als Wirtschaftszentren ab (Nordamerika, Europa, Teile Ost- und Südostasiens). Die absoluten Aussagen zum Bruttonationaleinkommen ermöglichen aussagekräftige Vergleiche: So hat etwa allein Deutschland eine Wirtschaftsleistung, die der des gesamten Kontinents Afrika entspricht.

Mit den Flächenfarben wird in der Karte eine Unterscheidung der Länder nach ihrer Wirtschaftsstruktur dargestellt. Sie geht von einer Einteilung in drei Sektoren (Landwirtschaft, Industrie/ Bergbau, Dienstleistungen) aus, die an das verbreitete Sektoren- und Entwicklungsmodell der Wirtschaft von Fourastié erinnert, allerdings zur Vereinfachung den Bergbau anders zuordnet. Das Modell besagt, dass im Verlauf der Entwicklung einer Volkswirtschaft ein Wandel erfolgt: Auf eine agrarisch dominierte Produktionsphase folgt eine industriell dominierte Phase der Produktion und schließlich ein vom Dienstleistungsbereich geprägtes Wirtschaftssystem (Tertiärisierung).

Zwischen dem Bruttonationaleinkommen, der Wirtschaftsstruktur und letztlich auch dem Entwicklungsstand (s. 40.1) eines Landes lassen sich Zusammenhänge herstellen. So zählen Staaten mit einem hohen Anteil von Beschäftigten in der Landwirtschaft meist zu den Ländern mit einer schwachen menschlichen Entwicklung, während eine industriebetonte Wirtschaftsstruktur typisch für Schwellenländer ist. In den hoch entwickelten Ländern ist dagegen der Dienstleistungssektor nahezu überall überdurchschnittlich vertreten.

Dies bedeutet aber keineswegs, dass im Umkehrschluss alle Länder mit einem Schwerpunkt im Dienstleistungssektor zu den hoch entwickelten Ländern zählen, wie die Beispiele Moldawien (Republik Moldau) oder Jemen belegen. Hier ist die Differenzierung des Dienstleistungssektors zu berücksichtigen: Neben einfachen Tätigkeiten im Einzelhandel umfasst er zum Beispiel auch hoch spezialisierte Tätigkeiten in der IT-Branche.

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