Erde - Politische und militärische Bündnisse

Erde - Erde - Geopolitik
978-3-14-100803-6 | Seite 280 | Abb. 1| Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Seit dem Zerfall der bipolaren Bündnisstrukturen des Kalten Krieges ist die NATO das wichtigste Militärbündnis der Erde. Die Zusammenarbeit umfasst im Rahmen der „Partnerschaft für den Frieden“ auch bündnisfreie Staaten wie Schweden, Finnland, die Schweiz, Österreich und Irland. In Osteuropa hat Russland seinen militärischen Einfluss weitgehend verloren, zahlreiche Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn sowie die baltischen Republiken sind der NATO beigetreten. Das einzige islamische Mitgliedsland der NATO ist die Türkei. Frankreich und Spanien sind militärisch eigenständige Mitglieder, Island hat keine eigenen Streitkräfte. Sitz der NATO ist Brüssel in Belgien, Gründungsort war Washington.

Auf dem amerikanischen Doppelkontinent dient die OAS als Bündnis zur gemeinsamen militärischen Absicherung. Nur einige überseeische Besitzungen wie Französisch-Guyana sind nicht Mitglied, Kuba war von 1962 bis 2009 suspendiert. Neben der gemeinsamen Sicherung nach außen ist auch die zwischenstaatliche Konfliktschlichtung in Amerika Aufgabe der OAS. Ihr Sitz ist Washington, Gründungsort war Bogotá.

Die GUS ist, mit Ausnahme der baltischen Republiken und Georgiens, identisch mit der ehemaligen Sowjetunion, die Mitgliedschaft der Ukraine ruht. Ihr Sitz ist Minsk. Die GUS war vordergründig nicht als ein militärisches Bündnis gedacht, sondern sollte vielmehr der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit dienen, auch wenn zwischen bestimmten Staaten wie Weißrussland und Russland überdies eine weitgehende Integration im Verteidigungsbereich vertraglich geregelt wurde. Da die GUS die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte, wurden in ihrem Geltungsbereich seit 1996 eine Reihe regionaler Bündnisse geschlossen, darunter die GUAM (Georgien, Ukraine, Aserbaidschan, Moldawien und Usbekistan).

Die Arabische Liga umfasst außer den islamischen Staaten Westasiens – ohne die Türkei, Iran, Pakistan, Afghanistan und die mittelasiatischen Staaten – auch diejenigen Nordafrikas, den Sudan, Somalia und die Komoren. Sie dient außer der breiten Förderung der Zusammenarbeit der Länder auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem und sozialem Gebiet der Schlichtung von Streitfällen zwischen den Staaten und der Vertretung gemeinsamer arabischer Interessen nach außen. Ein zentrales Ziel ist die Einrichtung eines palästinensischen Staates. Die Arabische Liga beinhaltet auch Vereinbarungen zur Verteidigung, ist aber wie die GUS kein militärisches Bündnis. Ihr Sitz ist Kairo in Ägypten.

Die Golfanlieger Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate bilden mit dem Golfkooperationsrat innerhalb der arabischen Welt ein regionales, auf Friedenssicherung und Verteidigung ausgerichtetes militärisches Bündnis mit Sitz in Riad.

Die islamischen Staaten Nordafrikas außer Marokko sind, wie alle anderen Staaten des Kontinents, Mitglieder der Afrikanischen Union, einer Nachfolgeorganisation der 1963 gegründeten und 2002 aufgelösten Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Die Afrikanische Union ist kein Militärbündnis, sondern soll vielmehr der innerafrikanischen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Interessenvertretung nach außen dienen. Ihr Sitz ist Addis Abeba in Äthiopien.

In Südostasien haben Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam mit der ASEAN ein hauptsächlich auf Wirtschaft, Kultur und Soziales ausgerichtetes regionales Bündnis gegründet, das einen ähnlichen Integrationsgrad anstrebt wie die EU. Nicht zuletzt aufgrund dieses Bündnisses entwickelten sich einige der beteiligten Länder ab den 1980er-Jahren zu sogenannten Tigerstaaten mit starker wirtschaftlicher Dynamik. Friedenssicherung ist eines der erklärten Ziele. Die ASEAN-Staaten bilden aber wie die Arabische Liga und die GUS kein vordergründig militärisches Bündnis. Sitz ist Jakarta in Indonesien.

Das ANZUS-Abkommen besteht zwischen den USA, Australien und Neuseeland und ist in erster Linie ein militärisches Bündnis.

Unter dem Dach der Shanghai Cooperation Organization (SCO), dem zweitjüngsten und bevölkerungsreichsten der großen Bündnisse, kooperieren Russland, China und die meisten Staaten Mittelasiens. Zahlreiche weitere Staaten sind über einen Beobachterstatus oder eine Dialogpartnerschaft mit der SCO verbunden, darunter die Türkei. Erklärte Schwerpunkte sind die Sicherheitspolitik, die Vermeidung bzw. Beilegung von Konflikten in der Region und die politische, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Das Bündnis hält auch Militärmanöver ab. Sitz der SCO ist Peking.

Zu den regionalen Organisationen, die nicht in der Karte dargestellt sind, zählen unter anderem der Arktische Rat, die APEC (Wirtschaftsbündnis im asiatisch-pazifischen Raum), die Blockfreien Staaten, das Commonwealth of Nations, die EU, die Gruppe der Acht (G8), NAFTA und MERCOSUR als Wirtschaftsbündnisse, die Maghreb-Union (Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien), die Organisation der Islamischen Konferenz und die OSZE. Über die dargestellten Bündnisse hinaus gibt es zahlreiche Beispiele für die Kooperation einzelner Staaten.

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