Erde - Metallische Rohstoffe/Rohstoffabhängigkeit

Erde - Erde - Energie und Umwelt
978-3-14-100800-5 | Seite 265 | Abb. 3| Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Viele Industriestaaten sind in hohem Maße vom Import metallischer Rohstoffe aus Ländern mit einem wesentlich geringeren Industrialisierungsgrad abhängig. Über die Preise entscheiden Konjunkturentwicklungen auf dem Weltmarkt. Während viele metallische Rohstoffe noch um die Jahrtausendwende so günstig waren wie niemals zuvor, schossen die Preise vor allem durch die wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern wie China in den letzten Jahren rasant in die Höhe. Ein Indikator für den Wirtschaftsboom dort sind die Zuwachsraten bei der Rohstahlerzeugung: Wurden in China 1999 rund 125 Mio. Tonnen produziert, waren es 2013 mehr 822 Mio. Tonnen, das 6,5-fache.

Weil sich die weltweite Stahlproduktion seit 1990 bis 2012 auf 1545 Mio. Tonnen mehr als verdoppelt hat, wurde der Abbau von Eisenerzen in allen wichtigen Förderländern stark intensiviert (2012: 1410 Mio. t); die wichtigsten unter ihnen waren China (419 Mio. t), Australien (328 Mio. t) und Brasilien (232 Mio. t). Da die Erze aus Übersee nicht nur qualitativ besser, sondern aufgrund der besseren Förderungsbedingungen auch wesentlich preisgünstiger abzubauen sind, haben viele ehemalige europäische Förderländer wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien den Abbau von Eisenerz eingestellt.

Die Hauptabnehmerländer von Buntmetallen wie Kupfer, Blei, Zink und Zinn sind – in je unterschiedlicher Reihenfolge – die USA, China, Japan und Deutschland. Zinn, das bevorzugt als Rohstoff für die Herstellung von Getränkedosen und Verpackungen dient, wird vor allem von den USA, Japan, Deutschland und China nachgefragt. Die wichtigsten Förderländer außer China waren Indonesien, Peru und Bolivien. Die gleiche Reihenfolge auf der Nachfrageseite gab es bei Blei, das bevorzugt bei der Autoproduktion und in der chemischen Industrie verwendet wird. Die wichtigsten Vorkommen außerhalb Chinas liegen in Australien, den USA, Peru und Mexiko.

Zeitweise sprunghafte Zuwachsraten verzeichnete die Nachfrage nach Kupfer, vor allem für die Elektro-, Elektronik- und Telekommunikationsindustrie. Die mit Abstand größten Vorkommen finden sich in Chile, das 2012 mit einer Förderung von 5,4 Mio. Tonnen rund ein Viertel seiner Exporterlöse erwirtschaftete; auf den Plätzen zwei bis fünf folgten mit großem Abstand China (1,6 Mio. t), die USA (1,2 Mio. t), Peru (1,1 Mio. t) und Australien (0,9 Mio. t). Die Reichweite der Vorräte wird auf rund 80 Jahre geschätzt, allerdings ist die Entwicklung der Nachfrage ungewiss, da Kupfer zunehmend durch andere Metalle, Glasfasern und Kunststoffe ersetzt wird.

Bei Zink, das vor allem für galvanisierte Stahlprodukte verwendet wird, hat sich China an die Spitze der Abnehmerländer gesetzt. Die Nachfrage nach Zink hat in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass die Produktion den Bedarf kaum noch decken konnte und die Preise stiegen. Wichtigste Erzeugerländer waren 2012 China, Australien, Peru, die USA und Kanada.

Beim Abbau und Handel mit Gold hat sich die Situation auf dem Weltmarkt stark verändert. Der langjährige Spitzenreiter Südafrika fiel dabei deutlich zurück. Während das Land in den 1970er-Jahren noch zu etwa 75 Prozent an der Weltförderung beteiligt war, sank sein Anteil 2012 auf vergleichsweise bescheidene 6 Prozent. Mit einer Förderung von 154 Tonnen lag es hinter China (403 t), Australien (251 t), den USA (230 t), Russland (183 t) und Peru (162 t) auf Platz 6. Gründe für diesen Bedeutungsschwund Südafrikas sind zum einen die Erschöpfung der Vorkommen, die den Abbau immer zeitintensiver und teurer machen, zum anderen die Entdeckung neuer Vorkommen in Peru, Zentral- und Ostasien, Indonesien und Brasilien.

In Peru, Mexiko, Australien, China und den USA finden sich auch die bedeutendsten Vorkommen von Silber, das allerdings an Bedeutung verloren hat, vor allem in der Fotoindustrie, wo es vor dem Aufschwung der Digitaltechnik in großen Mengen für die Herstellung von Silberhalogeniden verwendet wurde. Gegenwärtig stammen rund zwei Drittel des gehandelten Silbers aus dem Recycling, z. B. von Münzen und elektronischen Geräten.

Besonders reich an Leichtmetallen ist Australien, ansonsten sind die Vorkommen weit gestreut; Titan beispielsweise wird außerdem in Südafrika, Nordamerika, Europa und Asien abgebaut. Bauxit, ein wichtiger Rohstoff für die Aluminiumherstellung, wird außer in Australien und China auch in weniger Entwicklungsländern wie Guinea, Jamaika und Surinam gefördert, wo die Ausfuhr von Bauxit oder dem Zwischenprodukt Tonerde teilweise zu mehr als zwei Dritteln zu den Exporterlösen beiträgt.

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