Erde - Meeresfischfang, Fischverzehr und Fischereikonflikte

Erde - Erde - Weltmeere als Nahrungsquelle
978-3-14-100870-8 | Seite 23 | Abb. 3| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Nach Angaben der Vereinten Nationen (SOFIA-Report 2016) wird die Liste der wichtigsten Fischfangnationen mit deutlichem Abstand von China angeführt, gefolgt von Indonesien, den USA, Russland, Japan, Peru, Indien, Vietnam, Myanmar und Chile. Die starken Einbrüche der Fischerei in Peru, über Jahre die Nummer zwei unter den Fischereinationen, ist darauf zurückzuführen, dass die Fangerträge vor allem bei der wirtschaftlich bedeutenden Sardelle infolge des El-Nino-Phänomens 2014 massiv eingebrochen sind, wodurch fast 2,3 Mio. Tonnen Fisch weniger angelandet wurden als in den Vorjahren. Nicht ganz so gravierend, aber ähnlich war es in Chile, das in der Statistik vom fünften auf den zehnten Platz zurückfiel. Die höchsten Zuwächse verzeichneten Vietnam und Myanmar.

Bei den wichtigsten Arten wurde die Sardelle erstmals seit den 1990er-Jahren vom Alaska-Pollack verdrängt, einem Dorschverwandten, der unter dem Handelsnamen "Seelachs" vermarktet wird. Der Fang von Sardellen, die über Jahre mit deutlichem Abstand an der Spitze lagen, fiel dagegen 2013 spürbar und 2014 sehr massiv auf weniger als die Hälfte früherer Durchschnittserträge (von 7,3 auf 3,1 Mio. Tonnen). An dritter Stelle unter den wichtigsten Arten rangiert der Bonito - ein makrelenartiger Fisch, zumeist als Thunfisch vermarktet -, gefolgt von Sardine, Japanischer Makrele, Atlantischem Hering, Gelbflossen-Thunfisch, Stachelmakele, (Atlantischer) Makrele und Japanischer Sardelle.

Beim Fischverzehr zeigt sich immer noch ein gravierendes Gefälle zwischen armen und reichen Ländern. In den hoch entwickelten Staaten liegt der jährliche Fischkonsum nach den FAO-Angaben bei 26,8 kg/Jahr pro Peron, und damit deutlich über dem Weltdurchschnitt von 19,7 kg/Jahr. In den am wenigsten entwickelten Ländern, die sich überwiegend in Afrika, teilweise auch in Asien, Ozeanien und der Karibik befinden, liegt der Wert dagegen bei nur 12,8 kg/Jahr. Der europäische Durchschnitt (22,2 kg) bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau wie in Nordamerika und Asien. Weil Europa mehr Fisch verbraucht als es selbst fangen oder produzieren kann, ist es, ebenso wie Nordamerika, auf Importe angewiesen, die überwiegend aus Asien, teilweise aber auch aus Afrika und Südamerika stammen.

Bei der Herkunft der Fische, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, hat es in den letzten Jahrzehnten eine gravierende Veränderung gegeben: Der Anteil der Fische aus Aquakulturen war bis Mitte der 1980er-Jahre verschwinden gering, legte dann aber rasant zu und überholte 2014 erstmals geringfügig den Anteil aus Wildfängen (vgl. Karte 22.1).

Der Druck auf die Nahrungsressource Fisch ist die Ursache zahlreicher Fischereikonflikte. Grundsätzlich gehört das Küstenmeer, die "Zwölf-Seemeilen-Zone", zum Hoheitsgebiet eines Staates. Dort gilt für andere Länder das Recht der friedlichen Durchfahrt, aber alle übrigen Aktivitäten in diesem Gebiet unterliegen der Rechtsprechung des jeweiligen Staates. Die anschließende 200-Seemeilen-Zone gehört nicht zum Hoheitsgebiet eines Staates, gleichwohl hat dieser das Recht, die dortigen Fischbestände - ebenso wie andere Ressourcen, zum Beispiel Erdöl, Erdgas und mineralische Rohstoffe - auszubeuten. Außerhalb der 200-Seemeilen-Zone liegt die Hohe See, die kein Staat für sich beanspruchen kann, weil sie Allgemeingut ist. Diese Zonierung erschwert in gewisser Weise eine nachhaltige Bewirtschaftung des Meeres, weil sie ökologische Gegebenheiten ignoriert. Sie führt zu Konflikten, beispielsweise weil sich bedeutende Fischbestände beiderseits der Grenzen bewegen. Organisationen wie die Vereinten Nationen bemühen sich zwar um eine nachhaltige Nutzung der Meere, geraten dabei aber immer wieder in einen Gegensatz zu den Interessen einzelner Nationen oder Unternehmen, die vorhandene Ressourcen, weil sie als Allgemeingut eingeordnet werden, nach Gutdünken ausbeuten. Überdies scheitern viele Anstrengungen, die Fischerei zu regulieren, an der faktischen Unmöglichkeit, Regelverletzungen wirksam zu sanktionieren.

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