Erde - Lebenserwartung

Erde - Erde - Lebensbedingungen
978-3-14-100380-2 | Seite 181 | Abb. 3

Überblick

Die Lebenserwartung bei der Geburt, hier mit Flächenfarben dargestellt, ist ein Teilindikator des Human Development Index (HDI) (siehe Karte 180.1 „Entwicklungsstand der Staaten“). Aussagen zur Säuglingssterblichkeit können anhand der Punktsignaturen getroffen werden. Ein lückenhaftes System der Gesundheitsversorgung, schlechte hygienische Bedingungen, verunreinigtes Trinkwasser oder quantitative bzw. qualitative Unterernährung begünstigen die Ausbreitung von Krankheiten und lassen die Sterblichkeit in die Höhe schnellen. Wesentlich verantwortlich für die teilweise sehr hohe Säuglings- und Müttersterblichkeit ist die Tatsache, dass in vielen Entwicklungsländern nur zwei Drittel aller Frauen bei der Geburt durch einen Arzt, eine Hebamme oder eine Krankenschwester betreut werden. Daher sind die beiden in der Karte dargestellten Indikatoren gut geeignet, den Entwicklungsstand des Gesundheitssystems, den Zugang zu sauberem Trinkwasser und auch die Ernährungssicherheit eines Landes zu beurteilen.

Regionale Unterschiede

Die Karte belegt die großen Entwicklungsunterschiede zwischen den Staaten der Erde. Räume mit einer überdurchschnittlichen Lebenserwartung sind Nord- und Südamerika (mit nur wenigen Ausnahmen wie Bolivien, Haiti, Guyana), Europa (mit Ausnahme der Ukraine und Russlands), Australien und Ozeanien, Nordafrika, die meisten Staaten Ost- und Südostasiens sowie die meisten Staaten Westasiens. Während die Lebenserwartung in weiten Teilen der Welt gestiegen ist, sinkt sie in vielen Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion seit Ende der 1980er-Jahre und liegt dort gegenwärtig auf einem ähnlichen Niveau wie Anfang der 1970er-Jahre. Afrika südlich der Sahara weist sowohl eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung als auch eine hohe Säuglingssterblichkeit auf. Außerhalb Afrikas hat nur Afghanistan ähnlich schlechte Werte. Viele Länder Süd- und Zentralasiens, darunter Indien und Pakistan, weisen eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung und oft auch eine hohe Säuglingssterblichkeit auf. Dies ist – wie in Afrika – ein Indikator für grundlegende Entwicklungsprobleme, die breite Bevölkerungsschichten betreffen. Zwei zentrale Millenniums-Entwicklungsziele waren die Reduzierung der Sterblichkeit von Müttern bei der Geburt und der Kindersterblichkeit. 1990 starben in Entwicklungsländern 97 von 1000 Kindern vor Erreichen des fünften Lebensjahrs, im Jahr 2015 sollte dieser Wert um zwei Drittel niedriger liegen. In einigen Teilräumen der Erde ist dies erreicht worden, zum Beispiel in Ostasien. Insgesamt aber wurde das Ziel, wie die Karte zeigt, deutlich verfehlt. Allerdings soll die Lebenserwartung nach aktuellen Prognosen in vielen Entwicklungsländern in den nächsten Jahrzehnten steigen.

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