Erde - Landschaftszonen (ökozonale Gliederung)

Erde - Erde - Landschaftszonen (ökozonale Gliederung)
978-3-14-100800-5 | Seite 254 | Abb. 1

Überblick

Landschaftszonen sind Großräume der Erde, die sich durch gemeinsame Merkmale hinsichtlich Klima, Morphodynamik, Vegetation, Wasserhaushalt, Bodenbildung, Lebensweisen von Pflanzen bzw. Tieren und Agrar- bzw. Forstwirtschaft auszeichnen. Sie sind auf der höchsten hierarchischen Stufe räumliche Ausprägungen funktional zusammengefasster Ökotope, in denen vielfältige natürliche abiotische und biotische Faktoren in einem dynamischen Gleichgewicht zusammenwirken.

Die einzelnen Zonen werden durch bestimmte Kriterien von benachbarten Räumen abgegrenzt. Dabei verlaufen die Trennlinien in der Praxis wesentlich unschärfer, als es das kartographische Bild suggeriert. Aufgrund seines prägenden Einflusses auf die anderen Teilsysteme ist das Klima der wichtigste Faktor.

Die modellhafte Darstellung erleichtert das Ableiten der geoökologischen Bedingungen für Orte und Teilräume der Erdoberfläche.

Die erste Gliederungsebene: Hauptzonen

Die modellhafte Gliederung der Erde in Landschaftszonen umfasst die Faktoren Klima, Vegetation, Boden und Landnutzung. Sie zeigt eine Darstellung vom Pol zum Äquator, entspricht also einer Halbkugel der Erde.

Nach dem Strahlungshaushalt lassen sich zunächst vier Hauptzonen unterscheiden, die Hohen Breiten, die Mittelbreiten, die Subtropen und die Tropen. Vom Pol zum Äquator nimmt dabei die Globalstrahlung während der Vegetationsperiode zu. Während in den Mittelbreiten und den Subtropen jeweils ein Jahreszeitenklima herrscht, werden in den Tropen Tageszeitenklimate und an den Polen jenseits des nördlichen Polarkreises Polartag und Polarnacht beobachtet. Diese speziellen Strahlungs- und Beleuchtungsbedingungen sind in den Temperaturen und im Verlauf der Isolinien der vier Thermoisoplethendiagramme erkennbar (s. u.). Zur Verbreitung jeder Hauptzone gibt es eine Überblickskarte (zweite Zeile der Übersicht).

Zu den Thermoisoplethendiagrammen

Thermoisoplethendiagramme stellen die durchschnittlichen Temperaturverhältnisse eines Ortes sowohl im Jahres- als auch im Tagesverlauf dar. Ein eher senkrechter Verlauf der Thermoisoplethen wie an der Station Norway Base in der Antarktis weist auf ein extremes Jahreszeitenklima hin. Durch die lange Dauer von Polartag und Polarnacht treten in diesen Regionen kaum tageszeitliche Temperaturschwankungen auf.

Die Station Oxford steht für ein Klima der mittleren Breiten. Der kreisförmige Verlauf der Thermoisoplethen lässt dabei sowohl auf einen ausgeprägten Jahresgang der Temperatur schließen wie auch auf deutliche Unterschiede zwischen Tag und Nacht.

In Kairo macht sich bereits der Einfluss der strahlungsklimatisch wesentlich ausgeglicheneren Tropen bemerkbar. Die Thermoisoplethen weisen zwar einen kreisförmigen Verlauf aus, sind jedoch „waagerecht abgeflacht“.

Der waagerechte Verlauf der Thermoisoplethen an der Station Singapur lässt auf ein ausgesprochen starkes Tageszeitenklima schließen, wie es für die inneren Tropen charakteristisch ist. Die mittleren täglichen Temperaturschwankungen sind dabei wesentlich größer als die jahreszeitlichen.

Die zweite Gliederungsebene: Typen

Jede der vier Hauptzonen wird aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen weiter ausdifferenziert, sodass insgesamt 15 Typen entstehen. Die Abgrenzung erfolgt aufgrund der thermischen Verhältnisse (monatliche Durchschnittstemperaturen und deren Jahresgang) und der Niederschläge bzw. des Wasserhaushalts (Niederschlagssummen in Beziehung zur potenziellen Landschaftsverdunstung und deren Jahresgang).

Jedem der 15 Typen ist ein Klimadiagramm exemplarisch zugeordnet (dritte Zeile der Übersicht). Die Klimadiagramme bauen sich aus drei Achsen auf. Die horizontale Achse gibt die einzelnen Monate des Jahres wieder. Auf der linken vertikalen Achse ist die Temperatur in Grad Celsius und auf der rechten vertikalen Achse der Niederschlag in Millimetern eingezeichnet. Ein Millimeter Niederschlagshöhe entspricht dabei einem Liter Niederschlagswasser pro Quadratmeter. An der rechten Achse ist außerdem auch die potenzielle Landschaftsverdunstung (pLV) abzulesen, die ebenfalls in Millimetern angegeben wird. Durch den Vergleich des Niederschlags und der potenzielle Landschaftsverdunstung lässt sich erkennen, ob in einem Monat humide oder aride Verhältnisse herrschen.

Damit die Klimadiagramme bei sehr hohen monatlichen Niederschlags- und Landschaftsverdunstungswerten überschaubar bleiben, ist deren Skala ab 100 Millimetern verkürzt. Bei den Niederschlagssäulen wird dieser Wertebereich durch eine dunkelblaue Farbgebung gekennzeichnet. Als zusätzliche Information sind in den Diagrammen auch die jährlichen Durchschnittstemperaturen sowie die mittleren Jahressummen des Niederschlags und der potenziellen Landschaftsverdunstung der jeweiligen Station verzeichnet.

Die räumliche Verbreitung der 15 Typen ist wiederum in den Überblickskarten der Erde dargestellt. Damit die Klimastationen einfach verortet werden können, sind sie ebenfalls markiert. Zur weiteren Differenzierung sind auch Gebiete mit Extremklimaten in Hochgebirgen (Höhenstufung) in den Überblickskarten enthalten.

Vegetation, Boden und Landnutzung

In den Klimadiagrammen ist jeweils die Vegetationsperiode grün markiert. Dafür muss eine gewisse Mindesttemperatur und eine verfügbare Mindestfeuchtigkeitsmenge überschritten werden. In den Hohen breiten sind die niedrigen Temperaturen der limitierende Faktor der Vegetation. Es zeigt sich, dass die Länge der Vegetationsperiode zunächst von der Subpolaren Zone zu den Feuchten Mittelbreiten und den Subtropen hin zunimmt, um dann in den ganzjährig trockenen Subtropen bzw. Tropen wieder abzunehmen. Die stark unter kontinentalem Einfluss stehenden Trockenen Mittelbreiten haben eine deutlich kürzere Vegetationsperiode als die Feuchten Mittelbreiten in gleicher Breitenlage, wo das Wasser der limitierende Faktor für die Vegetation ist. Äquatorwärts der Subtropischen bzw. Tropischen Trockengebiete nimmt die Länge der Vegetationsperiode dann wieder zu.

Entsprechend der Länge der Vegetationsperiode, der Temperaturen und der Niederschläge ergeben sich typische natürliche Vegetationsformationen. Sie sind in der vierten Zeile der Übersicht dargestellt. Weitere Informationen zur Vegetation finden sich auf S. 258.2 und 259.3.

Eine Diagramm-Kurve zeigt die temperatur- und feuchtigkeitsabhängige Zersetzungsrate organischer Substanz. Dies und die Zersetzungsdauer sind wichtige Parameter für die Bodenbildung (fünfte Zeile der Übersicht). Sie beeinflussen die Ausbildung der Humusschicht (A-Horizont), die wiederum für die Bodenfruchtbarkeit mitentscheidend ist. Weitere Informationen zu Böden: siehe Karte 256.1.

Klimatische Bedingungen und Böden sind wichtige Faktoren für die Landnutzung. Sie ist in der untersten Zeile der Übersicht modellhaft dargestellt. Weitere Informationen zur Landnutzung: siehe 260.1–3.

Der oben geschilderte stufenweise Aufbau des Modells der Landschaftszonen darf nicht den Blick darauf verstellen, dass es innerhalb der jeweiligen (Geo-)Ökosysteme komplexe Wechselwirkungen und Rückkopplungen gibt.

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