Erde - Landschaftswandel

Erde - Naturgefahren und Landschaftswandel
978-3-14-100870-8 | Seite 19 | Abb. 3

Überblick

Waldrückgang, Wüstenausbreitung und Treibhauseffekt sind Phänomene, die nicht immer, aber häufig gekoppelt auftreten, insbesondere in den Trockenräumen der Erde. 

Waldrückgang

Vom Waldrückgang besonders betroffen sind Teile des borealen Nadelwaldes (vor allem in Russland), die Gebirgswälder im Himalaya und zahlreiche Tropenwälder (zum Beispiel Amazonastiefland, Westafrika, Madagaskar, Indien, Südostasien). Besonders hoch ist der Druck auf den Wald in Schwellen- und Entwicklungsländern mit niedrigem Lebensstandard und hohem Bevölkerungswachstum. In vielen Staaten West- und Nordeuropas, in Nordamerika und einigen anderen Gebieten hat sich dagegen vielerorts eine nachhaltige Forstwirtschaft ausgebildet, die zum Teil gesetzlich verankert wurde und eine nachhaltige Nutzung der Waldflächen erstrebt. 

Desertifikation

Die Desertifikation ist ein globales Phänomen, das verstärkt in Afrika, der Arabischen Halbinsel, Zentralasien, Australien und in Teilen Nord- und Südamerikas zu beobachten ist. Zu den „betroffenen“ Gebieten zählen viele Wüstenrandgebiete, in denen die Zerstörung von Boden und Vegetation nicht mehr durch natürliche Regeneration ausgeglichen werden kann. „Stark betroffen“ sind Gebiete wie die südliche Sahelzone, die durch natürliche Niederschlagsschwankungen, Überweidung, Überkultivierung und übermäßige Abholzung massiv beeinträchtigt wurde. Als „gefährdet“ werden Regionen eingestuft, in denen der Druck des Menschen auf die Landschaft wächst, aber noch nicht übermäßig stark ist.
Die Desertifikation ist ein komplexes Phänomen, das wesentlich vom Menschen verursacht wird, aber durch natürliche Faktoren wie Niederschlagsvariabilität, Dürren und die Anfälligkeit bestimmter Bodenarten für Ausblasung, fluviale Erosion, Bodenskelettierung oder Versalzung verstärkt werden kann. Häufig ist die Wüstenbildung, wie in der Sahelzone, Folge eines ungünstigen Zusammenspiels von verstärktem Bevölkerungsdruck, unangepasster Landwirtschaft und ausbleibenden Regenfällen. Einmal begonnen, entwickelt der Desertifikationsprozess oft eine eigene, sich selbst verstärkende Dynamik. Es gibt Maßnahmen zur Bekämpfung der Desertifikation, etwa spezielle landwirtschaftlich-technische Methoden. Da die notwendigen Mittel für ihre Umsetzung in vielen betroffenen Ländern jedoch fehlen, müssen viele Prozesse als faktisch irreversibel betrachtet werden.

Treibhauseffekt

Hauptverantwortlich für die globale Erwärmung ist der vermehrte Ausstoß von Treibhausgasen seit Beginn der Industrialisierung. Das wichtigste Treibhausgas ist Kohlenstoffdioxid (CO2), das bei der Verbrennung der fossilen Brennstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas entsteht. Um 1860 wurden jährlich etwa 340 Mio. Tonnen CO2 freigesetzt, heute liegt der Wert um mehr als das Hundertfache darüber. Im Kyoto-Protokoll, dem ersten großen Klimaschutzabkommen, haben sich über 170 Staaten zu einer drastischen Reduktion ihrer CO2-Emissionen verpflichtet, dennoch sind sie nach Angaben des Weltklimarats (IPCC) weiter gestiegen, in diesem Jahrzehnt werden sie neue Höchstwerte erreichen.
Die wichtigsten Ursachen für die steigenden Treibhausgasemissionen sind das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, verantwortlich sind vor allem der Energiesektor (35 %), gefolgt von Land- und Forstwirtschaft (24 %), Industrie (21 %), Transport (14 %) und Gebäuden (6 %).
Bei einem gemäßigten weiteren Anstieg klimawirksamer Treibhausgase wird es in den polaren Regionen der Nordhalbkugel zu einem markanten Temperaturanstieg kommen; bis 2100 wird dort eine Zunahme von teilweise über 7 °C prognostiziert, nicht zuletzt wegen der geringeren mittleren Schneedeckendauer und des abschmelzenden Eises. Die schnee- und eisfreien Bodenoberflächen werden sich aufgrund ihrer geringeren Albedo, ihres verminderten Rückstrahlvermögens, noch stärker erwärmen (positiver Rückkopplungsprozess). In der Antarktis wird eine geringere Temperaturzunahme als in der Arktis erwartet. Hier tragen die isolierte Lage und die mächtigen Inlandeismassen zu einem deutlich schwächeren Temperaturanstieg bei. Ein weiterer positiver Rückkopplungsprozess ergibt sich in den Gebieten, in denen gegenwärtig Permafrostboden verbreitet ist. Dort werden mit zunehmenden Temperaturen und Auftauen des Bodens große Menge des klimawirksamen Gases Methan freigesetzt. In die Atmosphäre gelangt, verstärkt es dort den Treibhauseffekt.

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