Erde - Gesundheit

Erde - Erde - Entwicklungsstand der Staaten
978-3-14-100800-5 | Seite 275 | Abb. 5| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Die Karte ermöglicht das Einordnen und Vergleichen von Staaten in Bezug auf zwei Teilaspekte der Gesundheit: Unterernährung und Arztdichte. Weitere Indikatoren zur Gesundheit sind in den Karten 256.2 und 275.3 dargestellt.

Zur Ernährungssituation

Obwohl der Bekämpfung von extremer Armut und Hunger und der Verbesserung der Trinkwasserversorgung bei den Millenniums-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen von 2000 oberste Priorität eingeräumt wurde, hat sich die Situation in den letzten Jahren eher noch verschlechtert. 1995 gab es etwa 790 Mio. unterernährte Menschen, bis 2001 ging ihre Zahl leicht auf 775 Mio. zurück, dann stieg sie bis 2004 wieder auf 842 Mio. Menschen an. Auf diesem Niveau lag der Wert auch 2013 noch. Damit wird das Millenium-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen (420 Mio. unterernährte Menschen im Jahr 2015) deutlich verfehlt werden. Am stärksten von Unterernährung betroffen sind Frauen und Kinder.

Zwischen den verschiedenen Weltregionen bestehen große Unterschiede. Afrika südlich der Sahara, wo sich die meisten Least Developed Countries befinden, ist mit Abstand am stärksten von Unterernährung betroffen. Die Versorgungslage hat sich dort in den letzten Jahren in einigen Ländern sogar noch verschlechtert. Hinzu kommt, dass sauberes und sicheres Wasser dort kaum irgendwo flächendeckend zur Verfügung steht (s. 256.2). Eine relativ sichere Ernährungssituation gibt es außer in den meisten Ländern Nordafrikas nur in Südafrika, während viele andere Staaten wie Burundi, Mauretanien, Kenia, Somalia, Niger, Ruanda auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind.

In Asien und Lateinamerika gibt es nur wenige Länder, in denen Probleme auftreten, die mit denen in Afrika vergleichbar sind. Eine Teilgruppe dieser Länder ist von anhaltenden Bürgerkriegen betroffen, beispielsweise Irak, Jemen und Afghanistan. Dies geht mit einer Verringerung der Agrarproduktion einher, was sich wiederum negativ auf die Versorgungslage auswirkt. Kriegerische Auseinandersetzungen erschweren auch Import und Verteilung von Lebensmitteln oder Katastrophenhilfe durch die UNO oder NGOs. Eine andere Teilgruppe umfasst Länder wie Indien und Pakistan, in denen der Bevölkerungsanteil armer Menschen hoch ist (s. 274.2). Diese Menschen verfügen nicht über ein ausreichendes Einkommen oder einen Zugang zu Landressourcen, um ausreichend kaufen oder anbauen zu können. Armutsbekämpfung wäre hier eine Strategie zur Verbesserung der Ernährungssituation.

In vielen Teilen der Erde, besonders in Entwicklungsländern, wird die Ernährungssituation durch weltweit steigende Preise für Nahrungsmittel und durch die Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und Agrarrohstoffen beeinflusst. Dabei spielt der kommerzielle Landerwerb eine wichtige Rolle (s. 271.3).

Abgrenzung von Begriffen zur Unterernährung

Hunger ist das Ergebnis vollständigen Nahrungsentzugs oder einer über längere Zeit andauernden drastischen Verringerung der Nahrungsaufnahme, durch die die Betroffenen täglich um 20 Prozent oder mehr unter der zur Mindestversorgung nötigen Menge liegen. Alter, körperliche Konstitution und Arbeitsanforderungen beeinflussen die Höhe der Mindestenergiemenge, im Durchschnitt liegt sie bei 1800 bis 2200 kcal pro Tag und Person. Die Durchschnittswerte, die zumeist als Indikator dienen, sagen allerdings nichts über die Verteilung und die Zugangsmöglichkeiten in einem Land aus.

Wird der Mindestbedarf auch nur geringfügig über eine längere Zeit unterschritten, spricht man von quantitativer Unterernährung. Ernährung ist aber mehr als Energieaufnahme. Es kommt auch auf die ausgewogene Versorgung mit bestimmten Nährstoffen wie Eiweißen, Vitaminen und Mineralstoffen an, die häufig nicht gewährleistet ist. In diesem Fall handelt es sich um eine qualitative Unterernährung, einem Problem, das häufig auch in Schwellenländern auftritt. Man spricht hier auch von „verstecktem Hunger“.

Arzt pro Einwohner

Die Arztdichte ist ein Indikator zu Gesundheit, dessen Daten ähnliche räumliche Verteilungsmuster aufweisen wie zum Beispiel die Lebenserwartung, die Säuglingssterblichkeit oder die Analphabetenrate. Eine hohe Arztdichte, wie in vielen Ländern Europas, wird als Indiz für eine gute Gesundheitsversorgung interpretiert.

Als Räume mit den größten Problemen erkennbar sind Afrika südlich der Sahara und Südasien, hinzukommen aber auch einige Staaten in Südostasien und viele Inselstaaten in Ozeanien. Unter den 15 Staaten mit der niedrigsten Arztdichte weltweit liegen 14 in Afrika. Häufig ließe sich die Gesundheitssituation dort schon mit einer medizinischen Basisversorgung deutlich verbessern. Besonders wichtig wäre dies in solchen Staaten, die noch immer extrem hohe Säuglingssterberaten aufweisen und in denen sich die Neuinfektionen durch HIV auf einem besorgniserregenden Niveau bewegen. Auch in dieser Beziehung bestehen in Afrika nach wie vor die größten Defizite.

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