Erde - Entwicklungsstand der Staaten

Erde - Erde - Lebensbedingungen
978-3-14-100385-7 | Seite 180 | Abb. 1

Überblick

Die Karte beruht auf dem Human Development Index (HDI), dem Index der menschlichen Entwicklung. Dieser erfasst mittels einer Reihe von Faktoren den Lebensstandard in verschiedenen Ländern und wird seit 1990 jährlich im Weltentwicklungsbericht (Human Development Report [HDR]) der Vereinten Nationen veröffentlicht.

Berechnung des Human Development Index

Der Human Development Index setzt sich aus drei Komponenten zusammen: – Die mittlere Lebenserwartung bei der Geburt (siehe auch Karte 181.3 „Lebenserwartung“): Sie dient der Darstellung der Gesundheitsfürsorge und des Zugangs zu medizinischer Versorgung, lässt aber auch Rückschlüsse auf die Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung (siehe auch Karte 180.2 „Ernährung“ und Karte 181.5 „Trinkwasserversorgung“), die Hygienebedingungen und auf Faktoren wie die Absicherung im Alter zu. – Das Bildungsniveau, gemessen durch die durchschnittliche und die voraussichtliche Schulbesuchsdauer in Jahren, steht für Kenntnisse und die Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben (siehe auch Karte 181.4 „Bildung“). Überdies erlaubt es Rückschlüsse auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Sicherung von Kinderrechten. – Der materielle Lebensstandard, gemessen durch das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf unter Berücksichtigung der jeweiligen Lebenshaltungskosten, gibt den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung und die Einkommen wieder (siehe auch Karte 185.3 „Wirtschaftsleistung“. Dieser Einzelindikator ist umstritten, weil der Durchschnittswert wenig über die oft ungleiche Verteilung innerhalb der Bevölkerung aussagt.

Regionale Unterschiede im Human Development Index

Die Lebensbedingungen sind weltweit sehr verschieden. So weisen rund 50 Länder einen HDI größer als 0,8 und damit einen sehr hohen Entwicklungsstand auf. In fast ebenso vielen Staaten sind die Lebensbedingungen allerdings schlecht bis sehr schlecht (HDI < 0,550). Die Karte zeigt ein ausgeprägtes Entwicklungsgefälle zwischen den 36 OECD-Staaten (Mitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und vielen Staaten Afrikas und Asiens. Außer den OECD-Staaten haben nur wenige Länder einen sehr hohen Entwicklungsstand, darunter Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Argentinien. In Afrika weisen nur sehr wenige Länder einen hohen und einige weitere einen mittleren Entwicklungsstand auf, in den meisten Staaten ist er sehr gering. Auch Asien zeigt ein heterogenes Bild mit teilweise scharfen Gegensätzen in Teilregionen (z. B. Afghanistan, Iran, Vereinigte Arabische Emirate). Asien ist zugleich der Kontinent mit der größten Veränderungsdynamik, was sich etwa an der Entwicklung Südkoreas oder Malaysias in den letzten Jahrzehnten zeigt. Lateinamerika ist besser entwickelt als Afrika und Asien, es gibt aber starke Gegensätze zwischen aufstrebenden Ländern wie Costa Rica und Staaten wie Haiti, Guatemala und Nicaragua, die zum Teil von langen Bürgerkriegen erschüttert wurden. Staaten mit hohem oder sehr hohem Entwicklungsstand grenzen hier an Länder mit nur mittlerem Entwicklungsstand. Innerhalb Europas gibt es ein West-Ost-Gefälle, der einstige Nord-Süd-Unterschied ist dagegen verschwunden.

Benachteiligung von Frauen

Die Karte weist zusätzlich Länder aus, in denen Frauen überdurchschnittlich benachteiligt sind. Der Gender Inequality Index wird auf der Grundlage verschiedener Einzelindikatoren ermittelt: Sterberate von Frauen infolge von Schwangerschaft und Geburt, Geburtenrate bei weiblichen Jugendlichen, Anzahl der Sitze im Parlament, die Frauen innehaben, mittlere Bildungsabschlüsse von Frauen und die Erwerbsquote von Frauen. Stark benachteiligt werden Frauen demnach vor allem in vielen Ländern Afrikas, in West- und Südasien sowie in Teilen Mittelamerikas.

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