Erde - Bildung

Erde - Erde - Lebensbedingungen
978-3-14-100382-6 | Seite 181 | Abb. 4

Überblick

Die Karte vergleicht die Staaten der Erde im Hinblick auf Bildung, was Rückschlüsse auf die Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben, die Sicherung von Kinderrechten und die Gleichberechtigung von Mann und Frau erlaubt. Dargestellt werden die beiden Indikatoren Analphabetenrate (als Flächenfarbe) und Schulbesuchsdauer (als Punktsignatur), letzterer geht als Teilindikator in den Human Development Index (HDI) ein (siehe Karte 180.1 „Entwicklungsstand der Staaten“). Die Bildung hat heute in der Entwicklungsarbeit hohe Priorität, da sie als ein Schlüssel zur Lösung weiterer Probleme gilt und oft erst die aktive Teilnahme am wirtschaftlichen und politischen Leben ermöglicht – sei es bei Aufklärungsprogrammen zu HIV/AIDS, bei Schulungsprogrammen im ländlichen Bereich zur Weiterentwicklung von Anbaumethoden, bei der eigenen Vermarktung von selbst produzierten Gütern oder bei der Organisation einer Kooperative.

Alphabetisierung und Gleichberechtigung

Analphabeten sind nach einer Definition der UNESCO Menschen, die nicht in der Lage sind, in einer selbst gewählten Sprache einen einfachen Text über ihre alltägliche Umgebung zu lesen oder zu schreiben. Wer einen solchen Text nur lesen, nicht aber schreiben kann, wird als Semianalphabet bezeichnet. Funktionale Analphabeten sind Menschen, die Buchstaben erkennen und durchaus in der Lage sind, ihren Namen und ein paar Worte zu schreiben, die jedoch den Sinn eines längeren Textes nicht oder nur so mühevoll erfassen, dass sie praktisch keinen Nutzen davon haben. In Deutschland zählt etwa jeder zehnte Erwachsene zur Gruppe der funktionalen Analphabeten. Weltweit sind gegenwärtig mehr Menschen des Lesens und Schreibens kundig als je zuvor. Der Anstieg der Alphabetisierungsraten setzte teilweise schon in den 1970er-Jahren ein und hat sich tendenziell fortgesetzt, auch wenn fehlende Mittel für Schulen und Alphabetisierungskampagnen den Anstieg zeitweise abgeschwächt haben. Fast zwei Drittel aller Analphabeten sind Frauen.

Regionale Unterschiede

Beide Indikatoren zeigen ein ähnliches Muster: Länder mit hohen Werten bei den Schulbesuchsjahren weisen oft auch eine niedrige Analphabetenrate auf. In hochentwickelten Staaten, in denen zehn oder mehr Jahre Schulbesuch Standard sind, liegt die Alphabetisierungsrate über 90 Prozent. Zu dieser Gruppe zählen u. a. fast alle Länder Europas, die USA und Kanada, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland. Die Staaten Lateinamerikas (wie Argentinien, Chile oder Kuba) haben fast alle eine annähernd vollständige Alphabetisierung erreicht oder kommen diesem Ziel sehr nahe. Kuba ist ein Beispiel für eine sozialistische Regierung, die bereits früh, in den 1960er-Jahren, flächendeckend Alphabetisierungskampagnen durchgeführt und so ein wesentliches Entwicklungshemmnis beseitigt hat. Das benachbarte Haiti ist dagegen ein Beispiel für ein unterentwickeltes Land mit hoher Analphabetenrate und geringen Schulbesuchsjahren. In Afrika ist die Alphabetisierung im Norden und Süden des Kontinents fortgeschritten, aber viele Staaten weisen noch immer sehr hohe Bildungsdefizite auf. In Asien ist die Lage heterogen. Während viele Staaten gute Bildungsdaten aufweisen, gibt es hier immer noch Länder, in denen Analphabetismus die Regel ist, insbesondere im ländlichen Raum und bei Frauen und Kindern. Oft handelt es sich um Länder, in denen Kinderarbeit verbreitet ist und in denen nur unzureichende Möglichkeiten für den Schulbesuch bestehen. Dies gilt vor allem für Südasien und Afghanistan. Allein in Indien leben rund 260 Millionen Analphabeten, ein Drittel aller Analphabeten weltweit. Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass Länder mit einem geringen oder gar sehr geringen Entwicklungsstand sehr oft auch diejenigen sind, die in Sachen Bildung, Gleichberechtigung und Kinderrechten die stärksten Defizite aufweisen.

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